
Rund 350 Menschen aus der Politik, Religiongemeinschaften sowie Stadtgesellschaft kamen am 20. März 2025 zum Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund zusammen, um gemeinsam das Fastenbrechen im muslimischen Fastenmonat Ramadan zu begehen. Veranstaltende waren der Rat der Muslimischen Gemeinden in Dortmund (RMGD) und der Integrationsrat der Stadt Dortmund in Kooperation mit dem Keuning-Haus. Das Essen wurde von der Osman Gazi Moschee Huckarde zubereitet. Auch Oberbürgermeister Thomas Westphal nahm an der Veranstaltung teil.
Begegnung als Schlüssel zum Dialog
„Nur durch Begegnung können wir Vorurteile abbauen“, betonte Levent Arslan, Leiter des Dietrich-Keuning-Hauses. Der gesellschaftliche Zusammenhalt könne nur durch den interkulturellen Austausch ermöglicht werden.

„Ich glaube, es ist viel gewonnen, wenn wir im Austausch bleiben. Es ist ein großer Gewinn, wenn die Stadtgesellschaft, die sonst nicht zusammenkommt, ins Gespräch kommt“, ergänzte Leonid Chraga, der Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Dortmund. Gemeinsam mit dem RMGD hatte der Integrationsrat die Veranstaltung gefördert.
„Zum Wesen des Dialogs gehört, dass man gemeinsam redet. Man kann keinen Dialog mit sich selbst führen. Ein gutes Beispiel ist die Begegnung der Kinder auf dem Spielplatz – dort funktioniert der Dialog ganz selbstverständlich”, verdeutlichte der Sprecher des RMGD Ahmad Aweimer. Der interreligiöse und interkulturelle Austausch sei auch ein zentraler Bestandteil des Islams.
Oberbürgermeister Westphal: „Dortmund bleibt beieinander“
„Diese Zeit ist eine Zeit, um Danke zu sagen. Wir in Dortmund bleiben beieinander. Unser Ziel muss es sein, gemeinsam an Wärme, Wirtschaft und Frieden zu arbeiten“, betonte Thomas Westphal in seiner Rede. Der gesellschaftliche Zusammenhalt sei keine Selbstverständlichkeit. Es fordere mehr Engagement für Bildung, Frieden und Chancengleichheit.

„Wir leben in Zeiten, wo das, was wir für normal halten, sich auflöst. Die Disskusionen, die geführt wurden, haben bei uns spuren hinterlassen. Auch die vielen Attentate sind nicht spurlos an uns vorbei gegangen“, unterstrich der OB. Damit sei es umso wichtiger, zusammenzuhalten.
Ein weiteres Ziel sollte die Abschaffung von Gewalt sein. „Gewalt muss aus unseren Städten verschwinden. Das darf so nicht weitergehen. Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, dass Gewalt unterbunden wird. Und wir dürfen auch die Gewalt, Beleidigung und Verfolgung gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht akzeptieren”, so Westphal.
Sorge um wachsenden Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus
Moderatorin des Abends war Deniz Greschner. In einem Gespräch mit verschiedenen Vertreterinnen der Religionsgemeinschaften berichteten diese von den Ängsten und Sorgen in ihren Gemeinden.

„Die Stimmung unter jüdischen Schüler:innen ist bedrückt. Der Antisemitismus ist vor allem seit dem 7. Oktober gestiegen […]”, berichtete die Religionslehrerin der jüdischen Gemeinde.
Aber auch muslimische Kinder und Jugendliche erlebten zunehmend Rassismus – „sowohl in der Schule als auch im öffentlichen Raum“, so der Islamlehrerin.
„Viele ziehen sich zurück, um sich zu schützen. Es müssen mehr Orte der Begegnung geschaffen werden. Denn wenn wir merken, dass wir ähnliche Probleme haben, dann entsteht eine Verbindung zwischen uns”, erklärte die Vertreterin der evangelischen Gemeinde. „Wir können uns nicht einfach dafür entscheiden, welche Seite Recht hat. Angst ist kein guter Ratgeber. Wir müssen die Angst ernst nehmen, aber uns nicht von ihr bestimmen lassen.”
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