Von Joachim vom Brocke
„Die Nordstadt hätte meine Mutter sehr interessiert“, meinte Alexander Baumgarte bei der Vorstellung der Ausstellung „Ruth Baumgarte und das Wirtschaftswunder. Farbrausch am Kessel“, die am Sonntag, 11. März, um 11 Uhr im Hoesch-Museum an der Eberhardstraße eröffnet wird. „Der Mensch ist für sie in ihren Bildern immer sehr wichtig gewesen, ebenso die Darstellung sozialer Brennpunkte“, so der Vorsitzende des Vorstandes der Kunststiftung Ruth Baumgarte.
Menschen der industriellen Produktion porträtiert – Arbeiten entstanden direkt vor Ort
Die Ausstellung im Hoesch-Museum zeigt 60 künstlerische Einzelwerke – Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde aus den 1940er bis 1970er Jahren zu Industrie und Arbeit. Das Gros der Arbeiten entstand wischen 1952 bis 1968.
Die in Berlin aufgewachsene Künstlerin kam durch ihren zweiten Ehemann, den Bielefelder Fabrikanten Hans Baumgarte, damaliger Eigentümer eines Unternehmens im Kessel- und Apparatebau, Anfang der 1950er Jahre mit der Stahlindustrie in Berührung. Sie porträtierte Menschen in der industriellen Produktion. Teilweise in bunten Farben und sehr detailverliebt, teilweise in Zeichnungen. Ruth Baumgarte, die 2013 in Bielefeld starb, gilt als eine der wenigen Frauen, die die Arbeitswelt darstellten.
Die Künstlerin, so zeigen es Bilder aus dem Familienalbum, war eine elegant-modische, selbstbewusste Erscheinung. Sie fertigte ihre vielen Werke stets direkt vor Ort an. Dabei wurde nicht nur die Raumdimensionen der Schwerindustrie, sondern auch technische Details und Arbeitsabläufe erfasst. Der Mensch wirkt in ihren Bildern nie verloren, sondern bleibt lebendig und würdevoll.
Ruth Baumgarte – Jahrgang 1923, ist schon in den 1950er Jahren viel gereist
Ruth Baumgarte, 1923 in Coburg geboren, wuchs als Tochter der Schauspielerin Margarethe Kellner-Conrady und des Schauspielers, Regisseurs und Ufa-Direktors Kurt Rupli in Berlin auf. Nach einem Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste siedelte sie 1946 nach Bielefeld über und baute sich zunächst eine Karriere als Illustratorin auf, bevor sie sich ausschließlich der freien Kunst zuwandte.
Über die Jahre entwickelte die Künstlerin ein variantenreiches, am Menschen orientiertes Lebenswerk voller Farbenkraft, das durch politisch-soziale Reflexionen sowie ihre zahlreichen Reisen geprägt ist. „Schon in den 1950er Jahren“, schildert Alexander Baumgarte, „reiste meine Mutter nach Persien und Ägypten“.
Zur Eröffnung der Ausstellung in der Nordstadt liest am Sonntag Hannelore Hoger
Die beachtliche Ausstellung im Hoesch-Museum wurde durch das Köln-Darmstädter Architekturbüro KatzKaiser gestaltet. Die Ausstellung bettet die Werke ein in den zeitgeschichtlichen Kontext, den materiellen und politischen Wiederaufbau der Bundesrepublik. Kuratoren sind der Wirtschaftshistoriker Prof. Hanno Sowade (Haus der Geschichte Bonn) und die Weimarer Kunsthistorikerin Dr. Sandra Mühlenberend. Begleitend erscheint eine 168 Seiten starke Buchpublikation im Wienand Verlag Köln.
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag um 11 Uhr liest die bekannte Schauspielerin Hannelore Hoger ausgewählte Texte zur Industriearbeit von Martin Walser und Egon Erwin Kisch. Die Künstlerin Ruth Baumgarte hat Hannelore Hoher selbst persönlich kennengelernt.
Mehr Informationen:
- Eröffnet wird die Ausstellung mit Arbeiten von Ruth Baumgarte am Sonntag, 11. März, 11 Uhr, im Hoesch-Museum. Der Eintritt ist frei.
- Begrüßung: PD Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums e.V., Jörg Stüdemann, Stadtdirektor und Kulturdezernent, Alexander Baumgarte, Vorsitzender des Vorstandes der Kunststiftung Ruth Baumgarte. Einführung: Prof. Dr. Beate Reifenscheid, Direktorin des Ludwig Museums, Koblenz, Prof. Dr. Hanno Sowade, Kurator.
- Die Ausstellung ist bis zum 6. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs von 13 bis 17 Uhr, Donnerstag von 9 bis 17 Uhr, Samstag von 11 bis 17 Uhr und Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: 2,50 Euro, ermäßigt 1,25 Euro.
- www.hoeschmuseum.dortmund.de
- www.ruth-baumgarte.com
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