Der Begriff „Zeitenwende“ hat derzeit Konjunktur – und passen tut er auch im Bereich der Stadtplanung in Dortmund: Erstmals seit den 1980er Jahren werden wieder Kleingartenanlagen geplant. Denn der Bedarf ist riesig und die Wartelisten für einen Garten lang.
Bis zu 1000 Parzellen sind erforderlich, um die Bedarfe zu decken
Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten die Zeiten vor allem auf Rückbau standen, gibt es nun einen Kurswechsel. Der ist auch dringend überfällig: Denn bei allen 119 Dauerkleingartenanlagen in Dortmund gibt es lange Wartelisten. „Bis zu 1000 Parzellen sind erforderlich, um die Bedarfe zu decken“, berichtet Planungsdezernent Ludger Wilde.
Der Stadtverband Dortmunder Gartenvereine e. V. hatte in seiner Analyse „Bestand – Bedarf – Potentiale“ im vergangenen Jahr ermittelt, dass ein großer Bedarf an Kleingärten im ganzen Stadtgebiet besteht. „Es ist eine Zeitenwende im Kleingartenwesen und ein echter Schritt für mehr Lebensqualität“, betont OB Thomas Westphal.
Daher haben die Stadtplaner:innen alle bestehenden Anlagen geprüft, ob es da Möglichkeiten gibt, diese zu erweitern: „Zwei Anlagen haben sich herauskristallisiert, die wir kurzfristig erweitern können“, berichtet Wilde. Die Freude darüber ist ihm anzumerken: „Meine letzte Kleingartenanlage habe ich in den 1980-Jahren geplant – es war der Umweltkulturpark. Danach gab es nur noch Rückbauten“, so Wilde.
Erweiterungen „Im Wiesengrund“ in Dorstfeld und im „Crengeldanzgraben“ in Lütgendortmund
„Es freut mich, dass wir diese wieder ausweiten. Sie haben einen hohen Wert – für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, aber auch für die Artenvielfalt“, macht Wilde, zugleich Umweltdezernent, deutlich. Schon länger hat der Gedanke, sein eigenes Obst und Gemüse anzubauen, Konjunktur. Spätestens durch Corona hat der Wert, gerade in urbanen Strukturen seinen eigenen grünen Rückzugsort zu haben, enorm an Bedeutung gewonnen.
Das Grünflächenamt ist, vorbehaltlich der Zustimmung durch den Rat der Stadt, nun damit beauftragt, die Planungen bis zu einem Baubeschluss voranzutreiben. Bei den Kleingartenanlagen handelt es sich um Erweiterungsflächen zu den bereits bestehenden Kleingartenanlagen „Im Wiesengrund“ in Dorstfeld sowie „Crengeldanzgraben“ in Lütgendortmund.
Der Neubau von Dauerkleingartenanlagen sowie die Erweiterung bestehender Anlagen könnten zur Bedarfsdeckung beitragen. Rund 100 neue Parzellen würden voraussichtlich auf diese Weise neu entstehen. Wilde geht davon aus, dass diese im Jahr 2026 von den Gärtner:innen übernommen werdenkönnten.
In neuen Gärten sollen ökologische Verfahren nachhaltiger aufgesetzt werden
Vor allem die Anlage „Im Wiesengrund“ liegt Wilde am Herzen. Denn durch sie führt der zentrale Fuß- und Radweg, der für die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 2027 benötigt wird. Daher sollen die neuen Gärten schon im Jahr zuvor bezogen werden, damit die Gärtner:innen dann schon pflanzen können. „Wir wollen 2027 ja keine Baustellen präsentieren“, so Ludger Wilde.
Diese neuen Anlagen könnten sich von den bisherigen Gartenanlagen unterscheiden. Denn diese sollen von vornherein anders geplant und „ökologische Verfahren nachhaltiger aufgesetzt werden“, kündigte Wilde an. Das beziehe sich sowohl mit dem Umgang mit Wasser und Energiebedarf, aber auch darauf, was beim Bauen und beim Pflanzen zugelassen werde.
Weitere Anlagen hat die Stadt bereits im Blick: Eine dritte, alternativ anzuführende Anlage mit Potenzial für rund 45 Parzellen ist die Dauerkleingartenanlage „Dietrich Keuning“ in Wickede. Allerdings befindet sie sich nicht im städtischen Eigentum und wird bei der Betrachtung daher zunächst zurückgestellt. Darüber hinaus wird jedoch von der Verwaltung geprüft, welche weiteren Dauerkleingartenanlagen in einer zweiten Stufe erweitert oder neugeschaffen werden können.
Reaktionen
SPD-Ratsfraktion begrüßt die Prüfung von Flächen für die Erweiterung von Kleingartenanlagen und bringt eigene Vorschläge ein (PM)
„Als SPD-Fraktion begrüßen wir ausdrücklich die Planungen und Überlegungen der Verwaltung zur Erweiterung von Dauerkleingartenanlagen. Kleingärten spielen eine wichtige Rolle für den Klimaschutz und die Biodiversität, dienen der Naherholung und stärken das soziale Miteinander sowie den Gedanken der guten Nachbarschaft. Bei vielen Dortmunder Bürger*innen besteht daher der Wunsch für einen Kleingarten. Dem möchten wir weiter Rechnung tragen“, erklärt die umweltpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, Veronika Rudolf.
Die Dortmunder Stadtverwaltung hat in die zuständigen Ausschüsse eine Vorlage eingebracht, durch welche die Planungen zur Erweiterung der beiden Dauerkleingartenanlagen „Im Wiesengrund“ (Dorstfeld) und „Crengeldanzgraben“ (Lütgendortmund) intensiviert werden sollen. Zudem soll geprüft werden, ob andere Kleingartenanlagen erweitert oder neugeschaffen werden können.
In Wickede befindet sich nördlich der bestehenden Kleingartenanlage Dietrich-Keuning ein Feld, das sich als Fläche für Kleingarten eignet. Die Verwaltung hatte diese Fläche zunächst verworfen, da sich die Fläche nicht im Eigentum der Stadt Dortmund befindet. Die SPD-Ratsfraktion hat hier aber nun beantragt, dass die Verwaltung die Fläche erwerben soll. „In Absprache mit dem Stadtverband Dortmunder Gartenvereine e.V. und dem Kleingartenverein Dietrich Keuning ist dann zu klären, ob die Fläche für die Erweiterung der Dauerkleingartenanlage Dietrich Keuning genutzt werden kann oder eine neue Kleingartenanlage gegründet werden soll“, erklärt die örtliche SPD-Ratsvertreterin Anna Spaenhoff.
Darüber hinaus hat die SPD-Ratsfraktion für die Prüfung zur Erweiterung oder Neuschaffung von Kleingartenanlagen zwei Flächen in Schüren benannt. So soll die Erweiterung der Anlage „Im Massbruch“ und die .Neugründung einer Dauerkleingartenanlage auf dem Grabeland zwischen der Unteren Pekingstraße, Middelmannstraße, Meinbergstraße und Pfarrer-Beule Weg geprüft werden. Für die letztgenannte Fläche bestehen bereits Pläne für den Bau einer Kita und die Neuerrichtung der Gerhart-Hauptmann-Grundschule. „Hier wird sich zeigen, ob die Fläche für eine Kleingartenanlage ausreicht. Auch soll geprüft werden, ob die Fläche schräg gegenüber an der Unteren Pekingstraße für eine Kleingartenanlage geeignet ist. Gegebenenfalls könnte hier eine geteilte Kleingartenanlage entstehen“, führt Veronika Rudolf abschließend aus.“
Felix Luca Richter
Hallo Nordstadt Blogger Redaktion,
ich wohne im Dortmunder Klinikviertel und nutze die Fläche am Wiesengrund, wie sehr viele andere, als Erholungsgebiet. Die Wiesen mit den kleinen Pfaden erinnern stark an Dünenlandschaften ähnlich wie in Holland und Dänemark. Oft gehe ich dort joggen und seitdem ich einen Hund habe auch spazieren und treffe mich dort mit vielen anderen Leuten. Die Wiese wird von Radfahren genutzt, von Joggern, Hundehaltern, zum Picknicken oder einfach zum Abschalten und Spazieren. Während der Renaturalisierung der Emscher und dem Ausbau der Dorstfelder Allee wurden dort Wege angelegt, Junge Bäume gepflanzt und Bänke aufgestellt, welche sehr gut angenommen werden. Nicht nur von den Anwohnern, sondern man merkt sichtlich das die Renaturalisierung klappt. Neben Hasen und Singvögeln sind dort Greifvögel, Wiesel und Kröten/Frösche zu sehen.
Momentan spricht jeder, der dort spazieren geht einen an, ob man das von dem Projekt schon gehört hat. Die Leute bangen um ihren so Citynahen Rückzugsort und verstehen nicht, wie man so eine kleine Oase in eine Kleingartenanlage ändern kann.
Einige haben auch schon über 200 Unterschriften gesammelt und fangen an sich zusammen zu schließen, da dort im Zuge der IGA 2027 ein Stück Natur zerstört wird, um einen 0815 Kleingarten durchzusetzen. Meiner Meinung nach ein komplett Sinnfreies Projekt für ein einmaliges Event.
Ich fände es toll, wenn Sie sich hierzu melden könnten und sich an der Wiese Mal ein eigenes Bild machen würden.
Freundliche Grüße
Felix Luca Richter