Die sogenannte „Querdenken“-Bewegung wollte in Dortmund ein großes Zeichen gegen die Corona-Schutzimpfungen setzen. Doch daraus wurde nichts: Am Startplatz fanden sich deutlich weniger Fahrzeuge ein, als von den Veranstalter*innen erwartet. Rund 60 Autos – davon nur etwa 20 aus Dortmund – wollten an der Aktion teilnehmen. Die Gegendemonstrant*innen erschienen hingegen in großer Zahl. Sie blockierten die Route mit Fahrrädern und verzögerten den Autokorso damit massiv.
Gegenprotest sorgt für verkürzten Stop-and-go Autokorso
Eigentlich hatten die Veranstalter*innen 250 Fahrzeuge erwartet und bei der Polizei angemeldet. Und die mussten lange auf die Abfahrt an den Westfalenhallen warten: Bereits vor der Ausfahrt hatte es eine Blockade von Fahrradfahrer*innen auf der Ardeystraße gegeben. In den vergangen Tagen hatten Dortmunder Antifa-Gruppen dazu aufgerufen, nachdem es bereits in Städten wie Hamburg zu größeren Störaktionen kam.
Auch als der Korso sich mit eineinhalb Stunden Verspätung in Bewegung setzte, verbesserte sich die Lage für „Querdenken“ nicht deutlich. Immer wieder blockierten kleinere Gruppen mit Fahrrädern die Korsostrecke. Teilweise wurde der Konvoi auch in der Mitte durch Einzelpersonen getrennt. Wie viele Menschen sich letztendlich an den Störaktionen beteiligten, dass lässt sich nur schwer beziffern. Die Polizei spricht von insgesamt circa 200 Personen bei Störaktionen.
Mit dem Korso wollte „Querdenken“ eine Aktion gegen die Corona-Schutzimpfungen durchführen. Hauptsächlich wurde Covid-19 verharmlosende Musik abgespielt, wie zum Beispiel „Ein bisschen SARS muss sein“. Ergänzt wurde das Musikprogramm durch Aussagen vom Band – Tenor: Die Impfung sei nicht sicher. Unterstrichen wurde das von aus dem Kontext gerissenen Zitaten bekannter Corona-Experten. Wenn die Veranstalter*innen mal selbst das Mikrofon ergriffen, dann nur um „die Antifa“ zu thematisieren. Parolen um die eigenen Inhalte zu unterstreichen, gab es nicht.
Mehrere Anzeigen gegen „Querdenker“ wegen Machete im Auto und Verstößen gegen Corona-Schutzverordnung
Zu einer größeren Auseinandersetzung kam es, als der Korso am Hauptbahnhof vorbeifuhr. Dort habe ein „Querdenker“ einen Baseballschläger gegen die Gegendemonstranten eigesetzt. Das schreibt zumindest die Gruppe „Mean Streets Antifa DO“ auf Twitter.
Wer den Baseballschläger eingesetzt hat, sei aktuell noch unklar, betont die Polizei. Allerdings fanden die Polizist*innen in dem Auto des Querdenkers eine Machete. Die gefährlichen Gegenstände seien sichergestellt und Strafverfahren eingeleitet worden.
Auch wurden mehrere Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Verstoß gegen die Corona-Schutzverordnung eingeleitet. Drei Anzeigen gab es wegen des Verdachts der Urkundenfälschung für die Inhaber*innen mutmaßlich gefälschter Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht.
„Querdenker“ wollen „System schwächen“ und Antifaschist*innen sich ihnen in den Weg stellen
Veranstalter Michael Schele meldete sich nach der Demo bei Telegram zu Wort. Es seien lediglich zehn Prozent der Strecke gefahren worden. Dennoch habe die Demo durch die Störaktionen mehr Aufmerksamkeit erhalten. Das Hupen im Stau auf dem gesperrten Hiltropwall wertet Schele als Zustimmung. Für die kommende Woche kündigt er eine Vielzahl an weiteren Demos in NRW an.
„So kann man legal die Behörden beschäftigen, mit ordentlichen Kosten arg die Stadtschatzkammer bedrängen und das System schwächen weil die vielen Überstunden, die wir erzeugen wollen, gar nicht mehr abzufeiern sind“, erklärt Michael Schele offen über den Onlinedienst „Telegram“. Am Dienstag soll der Korso dann wieder durch Dortmund rollen. Ob das dann so viel erfolgreicher wird, darf bezweifelt werden. Denn auch Teilnehmende von „Querdenken“ waren wenig begeistert, wie Kommentare ebenfalls in den sozialen Netzwerken zeigen.
Hier das erste Fazit der #Quarkdenker zu #do2302 pic.twitter.com/7yyc8lmHBx
— Eisenfrãss (@Eisenfrass) February 23, 2021
Auch der Gegenprotest zog Bilanz: „Nur mit einem immer massiver werdenden Polizeiaufgebot konnte der Aufmarsch überhaupt durchgesetzt werden. Es ist ein wichtiges Zeichen, dass bereits der erste Autokorso so viel Gegenwind bekommen hat“, resümiert Kim Schmidt, Pressesprecherin der „Autonomen Antifa 170“. Auch für den nächsten Autokorso ruft die Gruppe zu Störaktionen auf. „Es ist wichtig, sich dieser Bewegung in den Weg zu stellen. Sie verbreiten nicht nur Antisemitismus, Lügen und Verschwörungserzählungen, sondern stellen auch eine konkrete Gefahr für Menschen dar“, betont Schmidt.
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