
Anlässlich des „Dortmund Goes Black“ Festivals öffnet das Theater Dortmund seine Türen vom 10. bis zum 13. April 2025 zum nun vierten Mal. Unter dem Motto „the black universe“ soll Schwarze Kunst und Kultur in den Vordergrund rücken. Eingeleitet wurde der Beginn des Festivals mit einem Konzert des Musikers Mistah Isaac. Wie die Kolonialisierung in der Institution des Theaters aufgearbeitet werden kann, war in der anschließenden Paneldiskussion Thema.
Musik als Ausdruck der eigenen Schwarzen Identität
Das Konzert des angolischen Künstlers Isaac findet im Rangfoyer des Theaters statt. Das Licht im Raum ist gedimmt. Das Konzert findet in kleinem Rahmen statt. Knapp 16 Leute sitzen auf Bänken mit Blick auf die ebenerdige Bühne. Isaacs Musik trägt den Stolz und die Vielfältigkeit Schwarzer Kultur nach außen. Zusammen mit seiner E-Gitarre mischt er Elemente des Jazz, Soul und des Old-school Hipshops. An einigen Stellen baut er zudem Beatboxing-Elemente ein.

Seine Musik verarbeitet persönliche Erfahrungen mit Rassismus, Kolonialisierung und Armut. Gesungen wird auf Englisch und Portugiesisch. Isaac beschreibt, wie prägend Musik für Ihn bereits seit seiner Kindheit war: “Music was always part of the family. My mother used to sing, my uncles write poetry“.
Sein Selbstverständnis als Künstler prägt die Vorstellung, die Welt mitzugestalten und die Menschen sich durch seine Musik gut fühlen zu lassen. Für Isaac ist Musik jedoch weitaus mehr: “being an artist yourself is an act of revolution “.
Isaac versteht sich als Schwarzer Künstler durch seine Präsenz als Aktivist: “What precisely activism? If am an African, if I am an artist, I have a guitar in my hand and I travel the world with it. That is already activism.“
Wie Koloniale Strukturen im Theater durchbrechen
Nach dem Konzert geht es weiter mit der Diskussion „Decolonizing the Theatre Space“. Auf der Bühne sitzen die Kunsthistorikerin Julia Grosse, die Leiterin der Royal central School of Speec and Drama London Josette Bushell-Mingo, sowie die Künstlerin Simeilia Hodge-Dalawei. Grundlage für die Diskussion ist ein kurzer Filmausschnitt und Zitate aus dem Buch “decolonizing the theatre space“, dass Hodge-Dalawei mitherausgegeben hat. Im Zentrum steht die Frage des Einnehmens von Führungsrollen als Schwarzer Mensch, insbesondere als Schwarze Frau.

Bushell-Mingo betont, dass man als erste Schwarze Person in einer Führungsrolle durch Vorreiter:innen den Weg geebnet bekommen habe.
Wichtig sei es auch zu verstehen, dass Sie als Führungsperson in einer traditionell weißen Institution Raum für eine Mehrheit aus der Schwarzen Gemeinschaft schaffe, die sich mit den kulturellen Institutionen gar nicht identifizieren könne.
Thema war zudem unter Anderem, wie man dem öffentlichen Druck standhalten könne, der einen als Schwarze Person in einer solchen Position treffe. Grund für den Druck seien die vielfältigen Erwartungen an Veränderungen der Strukturen innerhalb kultureller Institutionen.
Eröffnung der „Book residency“: „We can all come together and celebrate“
Die Paneldiskussion eröffnete auch die sogenannte „Contemporary And Book Residency“ im Rangfoyer. Die “Book Residency“ ist bis zum 4. Mai während der Foyeröffnungszeiten besuchbar. Bei der Installation handelt es sich um eine mobile Bibliothek des global ausgerichteten Netzwerks “Contemporary And“, dass jungen Schwarzen Künstlerinnen eine Stimme geben möchte.

„I think the festival is really important, because it’s a celebration“, betont Simeilia Hodge-Dalawei im Gespräch mit Nordstadtblogger. „We can all come together and celebrate not only contemporary literature, but also arts and artist that are from here but also from around the world.“
Hodge-Dalawei blickt stolz auf die Schwarzen Künstler:innen, die sich trotz aller Widerstände durchgesetzt haben und es immer noch tun: „I think there will always be challenges and obstacles, especially because there have been injustices on the black body and the black minds.“
Für Sie sei es ebenso wichtig auf strukturelle Diskriminierung zu blicken, wie auch zu Fragen was sich geändert hat und immer noch ändert: „I think it is equally important, if we talk about what has changed, what is changing and what systems are being dismantled.“
Weiterführende Links zum Programm: Dortmund Goes Black Festival
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Schauspiel Dortmund erhält Förderung durch das Projekt „(K)ein Kunststück“ (PM)
Das Schauspiel Dortmund erhält als eine von fünf ausgewählten Einrichtungen die Förderung durch das Projekt „(K)ein Kunststück“ der Bildungsstätte Anne Frank, das von der Robert Bosch Stiftung und dem Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg gefördert wird.
Insgesamt hatten sich 21 Häuser verschiedenster Kunstsparten aus neun Bundesländern für die Teilnahme am Programm „(K)ein Kunststück – Powersharing im Kulturbetrieb fördern“ beworben. Die Auswahljury der Bildungsstätte Anne Frank hat daraus das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin, das Theaterhaus Jena, das Schauspiel Dortmund, das Münchner Stadtmuseum und die Alte Feuerwache Mannheim ausgewählt.
Institutionen mit bereits kritischer Auseinandersetzung stärken
„Die fünf Häuser haben die Auswahljury überzeugt, weil sie sich bereits in der kritischen Auseinandersetzung mit eigenen Ausschlüssen und Zugangsbarrieren befinden. Diese Prozesse wollen wir stärken und fortführen sowie zielführend an Powersharing-Konzepten arbeiten, die den Prozess der diskriminierungskritischen Öffnung der Häuser weiter voranbringen“, erläutert Projektleiterin Anna Lampert.
Im Rahmen der Teilnahme werden die Kultureinrichtungen bis Oktober 2026 durch Schulungs-, Beratungs- und Vernetzungsangebote in ihrem Prozess der diskriminierungskritischen und diversitätsorientierten Öffnung und bei der Erprobung von Powersharing-Konzepten begleitet werden.