Von Angelika Steger
Wer seinen Hund in einem Naturschutzgebiet spazieren führen will, muss einiges beachten. Und weil auch landwirtschaftlich genutzte Flächen in einem Naturschutzgebiet liegen, gelten für die LandwirtInnen auch bestimmte Regeln, ebenso für die JägerInnen. Dieses Regelwerk liegt bisher in drei Landschaftsplänen mit unterschiedlichen, rechtlich geltenden Vorgaben zugrunde. Jetzt wurden alle drei Gebiete zu einem zusammengefasst, in dem einheitliche Regeln gelten. Im Jahr 2015 und 2018 haben sich BürgerInnen mit 133 Stellungnahmen für den Landschaftsplan, die Bedenken und Anregungen enthielten, eingebracht.
Ein Leben nach der Kohle mit viel Grün muss möglich sein
Oberbürgermeister Ulrich Sierau betont, wie wichtig der Naturschutz für die Stadt Dortmund sei: „In Dortmund soll es einen ökologischen Standort geben und ein Leben nach der Kohle.“
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Mit dem damals gefassten Masterplan Umwelt wurden drei Landschaftspläne gefertigt unter dem Motto „grau raus, grün rein.“ Der Phönix-See mit seiner Auenlandschaft und den Grünpflanzen sei ein gutes Beispiel dafür, dass die ökologische Neuerung der Stadt gelungen sei.
Auch im inneren Stadtbereich gäbe es Grünflächen wie in der Gartenstadt, ebenso private und öffentliche Parkflächen. Ob diese allerdings immer ökologisch betrieben werden und nicht nur der „Englische Rasen“ ohne blühende Pflanzen sind, ließ Sierau außen vor.
Der Landschaftsplan für die Stadt Dortmund: eine Definition
Umweltdezernent Ludger Wilde erläutert, was der neue Landschaftsplan ist: eine Art „Bebauungsplan für außen.“ Es sei eine Herausforderung gewesen, aus drei einen einzigen Landschaftsplan zu machen.
„Weil die Räume aber nicht wirklich zu trennen sind, z. B. bei einem Bachlauf, macht es Sinn, einen rechtlich verbindlichen Plan zu machen, der dann für die Zukunft festgesetzt wird“, ergänzt der Behördenvertreter. Man habe immer das große ganze im Blick gehabt.
Der Anteil der gesamten Fläche an Naturschutzgebieten wird sich von aktuell 39,6 Prozent auf künftig 41,8 Prozent der Fläche erhöhen, auch wenn weiterhin in Dortmund gebaut wird. Der Entwurf sieht eine Ausweisung von 35 Naturschutzgebieten auf 2.706 ha (fast 10 Prozent des Stadtgebietes) vor.
Landwirtschaft kann Augen vor akuten Umweltproblemen nicht verschließen
Britta Perschbacher vom Umweltamt erläutert die Probleme, die auch klimatische Veränderungen an die Regelfestsetzung für den Landschaftsplan stellen. Zusammen mit den Landwirtschaftsverbänden wolle man etwas gegen den Insektenrückgang tun.
70 Prozent der Insekten seien in den letzten Jahren verschwunden. Deshalb dürfen auf der Fläche des Naturschutzgebietes keine Pestizide ausgebracht werden, durch extensivere Nutzung soll Grünland (Bepflanzung mit Gräsern und Blühpflanzen) gefördert werden.
Außerdem muss die Stickstoffdüngung reduziert werden, durch Verzicht auf Nachsaat wirkt man einer Monokultivierung von leistungsstarken Futterpflanzen entgegen. Wenn LandwirtInnen über Ernteausfall klagen, versuche man einen Kompromiss zu finden.
Im gesamten Naturschutzgebiet gebe es aber insgesamt auch nur 3,4 Prozent private Flächen, für die die Vorgaben zu Düngung oder dem Verbot von Pestiziden gelten würden. Claudia Vennefrohne macht darauf aufmerksam, dass die Einhaltung der Regeln nicht immer kontrolliert werden könne: „Wir haben keine Ranger, die z. B. HundehalterInnen auf ihr Fehlverhalten hinweisen.“
Das Thema Biodiversität sei bei allen Beteiligten angekommen, das hat der Dialog zum neuen Landschaftsplan deutlich gemacht. In Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund und der Landwirtschaft sind für Anfang Juli Veranstaltungen zum Thema Biologische Vielfalt geplant.
Stadt Dortmund setzt auch bei kontroversen Themen auf Dialog mit BürgerInnen und Verbänden
Die Stadt Dortmund sei während des gesamten Prozesses immer dialogorientiert gewesen, betont Wilde: man sei immer bestrebt gewesen, mit den Naturschutzverbänden, den Jagdverbänden und den BürgerInnen einen Konsens zu finden.
Die verschiedenen, kontroversen Interessen seien dabei deutlich geworden. Landwirte beschwerten sich über zu viel Hundekot auf ihren Wiesen, der das Gras als Futtermittel unbrauchbar mache.
HundehalterInnen selbst wollen ihr Tier aber frei auch abseits der Wege laufen lassen. Claudia Vennefrohne von der Koordinierungsstelle Klimaschutz weist auch auf ein weiteres Problem hin: wenn Hunde in Bächen baden, schleppen sie ungeachtet Laichschichten aus dem Wasser, die Brut von Fröschen und Fischen bleibt am Fell hängen.
Deshalb gilt im aktuellen Landschaftsplan eine Leinenpflicht, Hunde dürfen nur auf den Wegen frei laufen. Umwelt-Stadtrat Ludger Wilde bestreitet dabei, dass HundehalterInnen das nicht wüssten. „Niemand ist so gut vernetzt wie die Hundehalter. Außerdem bekommen alle eine Broschüre, sobald man seinen Hund bei der Stadtverwaltung anmeldet. Rücksichtnahme auf die Natur und Regeleinhaltung sind also gefragt.
Besonderheit im Naturschutzgebiet: das Forsthaus im Rahmer Wald
Derzeit wird das Forsthaus im Rahmer Wald im Rahmen des Projekts „nordwärts“ saniert. An diesem Ort wird ein naturpädagogisches Zentrum entstehen, das vom Imkerverband, FABIDO und der Kreisjägerschaft genutzt werden wird.
Jugendliche und Kinder sollen den Lebensraum Wald kennenlernen können. Zwar bedeutet das eine Verkleinerung des Naturschutzgebietes Mastbruch – Rahmer Wald, aber auch einen Zugewinn an Bildung für Heranwachsende.
Das weitere Verfahren des neuen Landschaftsplans im Überblick
Der Rat und der Hauptausschuss befassen sich mit dem Offenlegungsbeschluss erst im Juli, ebenso die zuständigen Gremien ab April 2019, z. B. der Beirat bei der untersten Naturschutzbehörde am 10. April und die Bezirksvertretungen.
Für den Zeitraum vom 2. September bis zum 2. Oktober 2019 ist die Auslegung geplant: BürgerInnen können in diesem Zeitfenster den zweiten Entwurf einsehen und Anregungen oder Bedenken schriftlich äußern.
Die Unterlagen werden beim Umweltamt einsehbar sein. In der ersten Hälfte des kommenden Jahres wird die Bekanntgabe erfolgen.
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