„Niemals vergessen“, das Online-Lexikon des Deutschen Fußballmuseums zu den Biografien verfolgter jüdischer Fußballer, wächst weiter. Durch die Kooperation und den intensiven Informationsaustausch mit mittlerweile über 50 Vereinen und Vereinigungen aus ganz Deutschland liegen inzwischen umfangreiche Recherchen zu mehr als 400 Lebensgeschichten verfemter, verfolgter und ermordeter jüdischer Sportfunktionäre vor. Allein durch die intensive Zusammenarbeit mit dem FC Bayern Museum konnten in den vergangenen Monaten über 50 neue Einträge aufgenommen werden.
Niemals vergessen: Lexikon als nachhaltiger Beitrag zur Erinnerungskultur
Der FC Bayern war seit seiner Gründung im Jahr 1900 bis zur NS-Machtübernahme durch Spieler, Trainer, Funktionäre und Unterstützer jüdischer Herkunft geprägt und hat seine Geschichte vor und nach 1933 in jüngster Vergangenheit noch einmal umfassend aufgearbeitet.
Im Zuge der Museums- und Archivarbeit ist die Wanderausstellung „Verehrt – verfolgt – vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München“ entstanden, die seit 2016 im In- und Ausland auf Touren geht. Auch vom SC Freiburg und aus vielen weiteren Vereinen und Regionen konnten zahlreiche neue Fußballer jüdischer Herkunft in das Lexikon aufgenommen und damit dem Vergessen entrissen werden.
Museumsdirektor Manuel Neukirchner: „Die Konterfeis sportlich erfolgreicher Juden wurden in der Zeit des NS-Regimes aus Sammelalben entfernt, ihre Namen von Gedenkplatten gekratzt, ihre Gesichter aus Vereinsfotos herausretuschiert und ihre Erfolge aus Rekordlisten gestrichen. An diese Biografien zu erinnern, ist nicht nur etwas für Gedenktage allein. Unser Lexikon hält sie nachhaltig im Bewusstsein.“
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich am Projekt zu beteiligen
Das Online-Lexikon auf fussballmuseum.de fasst seit seiner Initiierung vor drei Jahren die Biografien erstmals an einem zentralen Ort zusammen und trägt dazu bei, das Gedenken an sie fest im deutschen Fußball zu verankern.
„Wir rufen alle Interessierten dazu auf, in ihrem Umfeld weitere Lebensgeschichten zu erforschen und ihre Erkenntnisse in unser Online-Lexikon einzubringen“, so der Museumsdirektor.
Das Online-Lexikon „Niemals vergessen“ und die eigenen Teilnahmemöglichkeiten sind über www.fussballmuseum.de abrufbar.
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Deutsches Fußballmuseum veröffentlicht Online-Lexikon mit den Biografien jüdischer Fußballer
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Deutsches Fußballmuseum setzt Zeichen für nachhaltige Erinnerungskultur (PM)
Zu seinem 10-jährigen Bestehen plant das Deutsche Fußballmuseum die Neugestaltung und Erweiterung des Ausstellungsbereiches zu Juden im Fußball und Fußball im Nationalsozialismus. In dem Zuge erfolgt auch die Implementierung des anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar vor vier Jahren veröffentlichten Online-Lexikons „Niemals vergessen“ in die Dauerausstellung.
Für das Nachschlagwerk konnte in den vergangenen Monaten die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Vereinen noch einmal erweitert werden, um die Lebensgeschichten heute zumeist vergessener jüdischer Fußballer und Funktionäre zu erforschen. Zu den neuen Kooperationspartnern des Deutschen Fußballmuseums zählen neben über 20 Profivereinen aus allen Teilen Deutschlands nun auch führende Bildungseinrichtungen wie die Gedenkstätten Buchenwald und Bergen Belsen, das Fritz Bauer Forum in Bochum und das Museo Judio de Chile.
Museumsdirektor Manuel Neukirchner: „Bis zu ihrer Ausgrenzung in der Zeit des Nationalsozialismus machten Fußballer und Funktionäre jüdischen Glaubens einen zentralen Teil der deutschen Fußballkultur aus. Daran wollen wir immer wieder erinnern. Alle interessierten Fangruppen sind eingeladen, ihre jeweiligen lokalen Recherchen in unser Lexikon hochzuladen und damit künftig auch über die Ausstellung im Deutschen Fußballmuseum verfügbar zu machen. 80 Jahre nach Befreiung des Konzentrationslagers von Auschwitz gilt auch für unsere Arbeit mehr denn je das Motto: „Niemals vergessen.“
Auch auf Vereinsebene befindet sich das Deutsche Fußballmuseum bei der Erinnerungsarbeit weiterhin im intensiven Austausch. Das Forschungsteam des St. Pauli-Museums rekonstruierte die Biografie des in Auschwitz ermordeten Selig Cahn und lud den Beitrag über den ehemaligen Stürmer ins Online-Lexikon hoch. Durch die Unterstützung des SV Werder Bremen gibt es dort nun auch Informationen über das Schicksal des ehemaligen Schiedsrichters Hugo Grünberg, der 1941 mit seiner Frau deportiert und ein Jahr später bei einer Massenexekution in Minsk ermordet wurde. Die Hammer Spielvereinigung erinnert in dem Nachschlagwerk an ihren Mitbegründer Hugo Grünewald, der seit seiner Deportation 1942 nach Polen als verschollen gilt.
Unter dem Dach des Fußballmuseums werden die recherchierten Biografien erstmals an einem zentralen Ort zusammengefasst und damit das Gedenken an sie fest im deutschen Fußball verankert. Das Lexikon umfasst mittlerweile knapp 400 Personen, die vor 1933 in bekannten deutschen Vereinen aktiv waren und dann in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Dauerhaft und kostenlos abrufbar ist das Lexikon auf fussballmuseum.de.
Zudem ergänzt das Fußballmuseum seine Bildungsangebote zur Erinnerungskultur. Vor diesem Hintergrund findet in Zusammenarbeit mit der LAG Fanprojekte NRW, Zweitzeugen und Zusammen1 / Makkabi Deutschland am 28. Januar eine Fachtagung gegen Antisemitismus und Diskriminierung im Fußball statt. Dabei kommen Wissenschaftler und Experten mit Jugendlichen zusammen, um gemeinsam eine Praxis zu entwickeln, die eine vielfältige und offene Haltung fördert.
Die Eröffnung des neu gestalteten Ausstellungsbereichs ist für Herbst 2025 geplant.