Erfolgreiche Sprachförderung in der Nordstadt: Bilinguale Gruppe in der Kita Stollenstraße ist eine Erfolgsgeschichte

Von Joachim vom Brocke

„Mein Kind ist hier viel selbstbewusster geworden“, freut sich eine Mutter. Sie hat ihre Wurzeln in Albanien, der Vater in Türkei. Die gemeinsame Tochter gehört zu den insgesamt 24 Kindern von drei bis sechs Jahren, die am zweisprachigen (bilingual) Bildungsangebot im FABIDO Familienzentrum an der Stollenstraße teilnehmen. Auch eine deutsche und eine türkische Mutter stellen zu Hause eine „viel bessere Entwicklung“ bei ihren Kindern fest.

Sprachliche Äußerungen werden von den Fachkräften durch Mimik, Gestik und Zeigen verstärkt

In der FABIDO-KIta Stollenstraße ist eine bilinguale Gruppe eingerichtet worden. Foto: Alex Völkel
Die Fachkräfte mit türkischem Hintergund, Fatos Bozkurt und Ufuk Serdar (Foto), kümmern sich um die Kinder.

Nach einem Jahr – das Projekt an der Stollenstraße startete mit Beginn des Kindergartenjahres 2013 – wollte Jugenddezernentin Waltraud Bonekamp sich selbst einen Eindruck über die gemachten Erfahrungen verschaffen und informierte sich im Familienzentrum. Mit dabei FABIDO-Geschäftsführer Arno Lohmann und Leiterin Gabi Braß.

Fatos Bozkurt und Ufuk Serdar, die beiden Fachkräfte mit türkischem Hintergrund und besten deutschen Sprachkenntnissen, werden umschwärmt von den Kindern. Fatos spricht zum großen Teil türkisch mit den Mädchen und Jungen; bei Ufuk wissen sie, dass sie ihn nur deutsch ansprechen sollen. Sprachliche Äußerungen werden von den Fachkräften verstärkt durch Mimik, Gestik und Zeigen. Selten wird übersetzt.

„Meistens übernehmen dies die Kinder untereinander“, erklärt Fatos Bozkurt. Alle Eltern der 24 Kinder habe sich bewusst für das zweisprachige Bildungsangebot entschieden, versicherte Leiterin Gabi Braß. Der Erfolg: „Schon nach dem ersten Jahr ist die Nachfrage höher als das Platzangebot“.

 Vorranges Ziel der bilingualen Bildungsarbeit ist die Intensivierung des Zweisprachenerwerbs Deutsch

Rund 70 Prozent der Kinder wachsen in der Familie muttersprachlich türkisch oder deutsch-türkisch auf. Die anderen Kinder sind deutschsprachig oder haben eine andere Familiensprache, so dass Türkisch für sie die dritte Sprache ist. Die anderen Sprachen sind Albanisch, Bosnisch oder Chinesisch. Vorranges Ziel dieser bilingualen Bildungsarbeit ist die Intensivierung des Zweisprachenerwerbs Deutsch.

Darüber hinaus geht es im Familienzentrum Stollenstraße um die Förderung früher Fremdsprachenkenntnisse, die Förderung der geistigen Entwicklung, die Wertschätzung der Muttersprachen, die Stärkung des Bewusstseins über Sprachen, die Neugierde auf Sprachen zu wecken.

Die Stärkung des Selbstbewusstseins, die Vermittlung von Weltwissen in zwei Sprachen und die Motivation zum Deutsch lernen sind weitere Ziele.

 Eltern werden in den Alttag der bilingualen Gruppe miteinbezogen

Waltraud Bonekamp besuchte die FABIDO-KIta Stollenstraße. Foto: Alex Völkel
Waltraud Bonekamp besuchte die FABIDO-KIta Stollenstraße. Foto: Alex Völkel

Die Eltern der bilingualen Gruppe werden in den Alltag einbezogen und wurden für eine freiwillige enge Kooperation gewonnen. So beteiligen sich Eltern an den Ausflugstagen, werden zu Lesepaten oder gestalten Sitzkreise mit.

Dazu gehört ein regelmäßiger Austausch zwischen Eltern und den Fachkräften. Ergebnis: Alle haben eine positive Entwicklung in der deutschen Sprache gemacht, was ebenso für ihre Muttersprache gilt.

Lieder, Reime und Sprüche werden nach diesem einen Jahr selbständig formuliert, die Entwicklung in Bezug auf Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen hat sich positiv entwickelt. Ufuk Serdar: „Eltern bestätigen uns dies durch ihre Beobachtungen im familiären Alltag“. Angetan von dem Konzept zeigte sich Jugenddezernentin Waltraud Bonekamp: „Ein toller Beitrag zur Völkerverständigung“. Dass hier die Kinder das „nötige sprachliche Rüstzeug erhalten, war überzeugend“.

Hintergrund:

  •  Das gesamte Team hat sich vor Beginn der Umsetzungsphase durch Fortbildungen und Fachtage weitergebildet. Dabei entstand eine Zusammenarbeit mit Dr. Reyan Kuyumcu, Dozentin an den Universitäten Kiel und Flensburg.
  • Im FABIDO Familienzentrum Stollenstraße werden 145 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren von 26 pädagogischen Fachkräften gefördert. Die Einrichtung verfügt über eine Wirtschaftsküche mit vier hauswirtschaftlichen Mitarbeiterinnen. 90 Prozent der Familien haben eine Zuwanderungsgeschichte aus 32 Nationen.

Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:

Write a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert