Ein dichter Schleier von Zigarettenrauch liegt in der Luft. Auf den Tischen stehen steinerne Bierkrüge. Auf einer alten Kommode thront ein ausgestopfter Dachs und beobachtet aus seinen toten Augen das Geschehen. Daneben steht ein Kruzifix. Durch die mit schweren Vorhängen drapierten Fenster dringt spärliches Licht in das Dunkel des Saales. An der Wand hängt ein Werbeschild der Borussia-Brauerei, das später namensgebend wird.
Mitglieder der katholischen Jünglingssodalität planen den Aufstand gegen den Kaplan der Dreifaltigkeits-Gemeinde
So könnte es ausgesehen haben am 19. Dezember 1909 als sich die Mitglieder der katholischen Jünglingssodalität Dreifaltigkeit in der Gaststätte „Zum Wildschütz“ trafen.
Nach einem Streit mit Kaplan Julius Dewald entschlossen sie sich, sich von der Kirche zu trennen und den Ballspielverein Borussia zu gründen.
Draußen im Treppenhaus lungern die vielen Komparsen und Schauspieler herum, die auf ihren Auftritt warten.
Mit dabei im freundlichen Gespräch der Schauspieler, der den Kaplan spielt. Da wird sich ändern.
Der Film will die Gründungszeit des Clubs und das Schaffen von Präsident Franz Jacobi der Nachwelt erhalten
„Hier geht’s gleich richtig ab, es brennt die Luft“, motiviert Marc Quambusch die Akteure.
Zusammen mit Jan-Henrick Gruszecki und Gregor Schnittker, allesamt BvB-Fans und Medienprofis, haben sie sich 2013 entschlossen die Gründungszeit des BvB und ihres frühen Präsidenten Franz Jacobi im Film zu dokumentieren.
Es gilt das Schaffen Jacobis für die Nachwelt zu erhalten und den jüngeren und auswertigen Fans zu vermitteln, wie alles begann.
„Alles, was wir heute erleben dürfen verdanken wir zu nicht zu unwesentlichen Teilen dem Engagement Franz Jacobis“, schreiben die Autoren auf ihrer Homepage.
Franz Jacobi war von 1910 bis 1923 Präsident des Vereins. Auch nach dem zweiten Weltkrieg wirkte er maßgeblich im Hintergrund an der Entwicklung des Clubs mit.
Eine aufwendige Recherche ging den Dreharbeiten vorraus
Monatelang wurde recherchiert, alte Fotos gesichtet und viele Gespräche geführt.
So auch noch mit dem kürzlich im Alter von 99 Jahren verstorbenen Alois Scheffer, der noch detaillierte Angaben zum Aussehen der „Weißen Wiese“, dem ersten Sportplatz des Verein, machen konnte.
Heute wird eine der letzten und aufwendigsten Szenen zum Film „Am Borsigplatz geboren, Franz Jacobi und die Wiege des BvB“, auf historischen Boden gedreht.
Der ehemalige Spiegelsaal der Gaststätte „Zum Wildschütz“, in den vergangenen Jahrzehnten als Wohnung genutzt, und in den letzten Monaten liebevoll in seinen wahrscheinlichen Urzustand versetzt, dient als authentische Kulisse.
Aufwendige Kulisse und die Kostüme versetzen den Betrachter in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg zurück
„Der Parkett-Boden stammt noch original von 1909“, sagt Jan-Henrick Gruszecki nicht ohne Stolz.
Das Mobiliar und die sonstige Ausstattung besorgte Set-Designer Adriano Ciarrettani. „Das war schon eine anspruchsvolle Aufgabe“, erklärt er.
„Zwar gibt es Firmen, die solche Dinge für Film und Fernsehen vorhalten, doch nicht alle hatten die Requisiten in diesem Umfang vorrätig“, beschreibt er die mühselige Akquise des Mobiliars.
Die Arbeit hat sich gelohnt, das Ambiente und auch die Kostüme sind beeindruckend und man fühlt sich 125 Jahre zurückversetzt.
„Crowdfunding“ und Sponsorengelder sichern die ansprechende Umsetzung des Film-Projekts
Das kostet natürlich Geld. Die Finanzierung des Filmes erfolgte über ein Crowdfunding im Internet, viele BvB-Fans beteiligten sich mit unterschiedlichen hohen Beträgen von 9,09 € bis 19.909 €.
Im Stadion gab es eine Bechersammelaktion und die Borussia selbst beteiligte sich mit 50.000 Euro.
So kam ein Betrag von 217.892 € zusammen, der eine ansprechende Ausstattung der Dokumentation gewährleistet. Die Premiere soll am 13. oder 15. März 2015 sein. „Das hängt davon ab wann der BvB sein Heimspiel gegen den 1. FC Köln bestreitet“, so Gruszecki.
Den genauen Termin des Spiels hat der DFB noch nicht festgelegt. „Wenn am Tag der Premiere die Borussia ein Heimspiel hätte, würde ich auch nicht zum Film kommen“, setzt er Prioritäten.
Mehr Infos zum Film: http://franz-jacobi.de/