Dass die Wohnungssuche in Dortmund mehr und mehr ins Leere läuft, müssen derzeitig viele wohnungslose Menschen selber miterleben: Das Wohnungsunternehmen Vivawest möchte in Partnerschaft mit der Dortmunder GrünBau gGmbH im Rahmen der Landesinitiative „Endlich ein zu Hause“ gegen Wohnungslosigkeit ankämpfen und frühstmöglich gegen sich anbahnende Wohnungsverluste vorgehen. Der erste Schritt ist bereits getan: mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung wird ab April die erste Wohnung vermietet.
Bau und Vermietung von Wohnungen an wohnungslose Menschen
Diejenigen wohnungssuchenden Menschen, die über GrünBau begleitet werden, können in Zukunft Wohnraum anmieten, der durch das Gelsenkirchener Wohnungsunternehmen Vivawest entsteht. Ilia, ein Zuwanderer aus Bulgarien, soll ab dem 1. April 2020 in der ersten durch dieses Kooperationsprojekt entstandenen Wohnung wohnen.
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Bis dato stellt Vivawest bereits sechs Wohnungen zur Verfügung – mit der Aussicht, dass es in Zukunft noch viele mehr werden, so Carsten Gröning, Leiter des Kundencenters Westfalen. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW fördere dieses Projekt zunächst nur bis zum 31. Dezember diesen Jahres, geplant sei jedoch eine fortlaufende Erweiterung und Vergrößerung des Projekts.
Der von Vivawest zur Verfügung gestellte Wohnraum soll vorrangig jungen Menschen angeboten werden, die bisher bei ihrer Wohnungssuche kein Glück hatten. GrünBau versucht, eben diese Menschen durch ein angebotenes Betreuungskonzept zu unterstützen und möglichst verbindlich in die Arbeits- und Lebenswelt einzubauen.
GrünBau – Hilfe bei Wohnungssuche und Prophylaxe gegen drohenden Wohnungsverlust
Jedoch wird nicht nur bei der Suche nach Wohnungen helfend unterstützt, sondern es sollen auch bestehende Mietverhältnisse, die zu bröckeln drohen, existent bleiben. Durch frühzeitige Erkennung von Mietrückständen solle in Rücksprache mit den Mieter*innen von beiden Projektpartnern präventiv vorgegangen und versucht werden, eine Lösung zu finden.
Verschiedenste GrünBau-Projekte sollen den meist 18- bis 30-Jährigen helfen, einen Bezug zum Jobcenter und zum Wohnalltag herstellen zu können, sich an Kultur und Gesellschaft zu gewöhnen und schlussendlich im Alltagsleben anzukommen.
Ihnen werde im Vorhinein beigebracht, was Alleine-Wohnen bedeutet und was alles dazugehört. Für viele von ihnen stelle die Erstkontaktaufnahme zum Vermieter eine bedeutende Schwierigkeit dar – oftmals erschwert durch den Mangel in puncto Sprachkenntnis, einen schlechten Gesundheitszustand und eine instabile psychische Verfassung.
Diesbezüglich vermittelt GrünBau zwischen den Wohnungslosen und den Vermieter*innen und bietet Hilfestellungen in der Kontaktaufnahme zu Ärzt*innen – viele haben keine Krankenversicherung und können schlichtweg nicht selbstständig dorthin gehen.
Integrative Arbeit durch Einführung in die Arbeitswelt
Jedoch würde bei der „angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt“ schnell klar, dass es nicht nur darum gehe, zu vermitteln und stabile Mietverhältnisse zu schaffen. Sondern es geht auch um bessere Angebote.
Konkret darum, eine „Zusammenarbeit mit den großen Wohnungsbaugesellschaften“ herzustellen, damit in Zukunft mehr Wohnraum für mehr Menschen zur Verfügung steht, so Andreas Koch, Geschäftsführer der GrünBau GmbH.
GrünBau bemüht sich darum, für diese Menschen eine Perspektive zu schaffen, die nachhaltig und langfristig ist: So arbeiten viele der mittellosen Menschen selber bei GrünBau und können in Projekten wie “Jobwinner“, bei öffentlichen Reinigungsarbeiten und Grünpflegemaßnahmen teilnehmen. Dabei arbeiten sie bezahlte neun Stunden wöchentlich. Solche Projekte stellen für viele dieser Menschen eine unkomplizierte und schnelle Verdienstmöglichkeit dar.
Mit dem Ziel, durch diese Projekte und weiterführende Praktika in Zukunft feste Ausbildungs- und Arbeitsbezüge herzustellen, arbeitet auch Ilia bei GrünBau. Einst wohnungslos, wird er ab Anfang April seinen ersten Mietvertrag unterschreiben.
Ilia als erster Anmieter im Rahmen der Landesinitiative: „Endlich ein zu Hause“
Der eingewanderte Bulgare lebt seit 2018 in Dortmund. Mit der Hoffnung, sich hier ein sicheres und bedenkenloses Leben aufbauen zu können, kam er einst und ihm wurde allzu schnell klar, dass der Wunsch nach Arbeit und einem festen Wohnsitz nicht gleichermaßen in Erfüllung gehen muss.
Seine Wohnungssuche zögerte sich auf acht bis neun Monate hinaus. Während dieser Zeit schlief er beinahe jeden Tag in der Männerübernachtungsstelle in der Unionstraße und erzählte: „Manchmal habe ich nur zwei Stunden, wenn überhaupt, geschlafen.“ Um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, ging er in dieser Verfassung nebenbei noch arbeiten und belegte einen Sprachkurs.
Als er als Untermieter eines lockeren Mietverhältnisses rausgeschmissen wurde, musste er sogar einige Tage auf der Straße schlafen. Sein Schicksal teilt er mit vielen in die Bundesrepublik migrierten Menschen. Aus diesem Grund hat sich GrünBau vorgenommen, nicht mehr nur provisorische Lösungen – wie zum Beispiel die zeitweilige Unterbringung in Notunterkünften- finden zu wollen, sondern nach dem Housing-First-Ansatz vorzugehen und eine feste, langfristige Wohnmöglichkeit anzubieten.
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