Aladin El-Mafaalani hatte am 29. Mai zu einem „Talk im DKH spezial“ geladen, um der Opfer des rechtsextremen Mordanschlags in Solingen auf die Familie Genç vor genau 26 Jahren zu gedenken und seine Bedeutung für die Geschichte der Bundesrepublik und ihre Erinnerungskultur zu diskutieren: „Eine Reise, die noch nicht zu Ende ist“. Gäste waren die WDR-Journalistin Asli Sevindim, der Kölner Kabarettist Fatih Cevikkolluh sowie der Filmemacher Mirza Odabasi.
Die Dortmunder Poetry-Slammerin Özge Cakirbey als neue Co-Moderatorin
Außerdem moderiert zusammen mit El-Mafaalani ab jetzt die Dortmunder Poetry-Slammerin Özge Cakirbey, die zur Einstimmung einen eigenen Text mit Leitmotiv „Wir wollen die Welt verändern, vergiss das nicht“, vortrug.
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Erste Station: Mirza Odabasis Dokumentarfilm „93/13“
Im Zentrum standen Mirza Odabasis halbstündiger Dokumentarfilm „93/13“ – es gibt ihn auf YouTube – und darin wiederum wie ein Monolith Ausschnitte aus seinem Interview mit Mevlüde Genç. Sie hatte in der Brandnacht zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren. Gürsün İnce (27) und Saime Genç (4) erlagen ihren Verletzungen nach einem Sprung aus dem Fenster, Hatice Genç (19), Gülüstan Öztürk (12) und Hülya Genç (9) verbrannten in den Flammen.
Nachdem Frau Genç an den Tod Gürsüns und Saimes erinnert hatte, fielen harte, verstörende Worte Richtung Täter.
Mevlüde Gençs Bestrafungswunsch für die Täter von damals
Mevlüde Genç: „Möge Gott ihnen niemals das Paradies, ach, sie werden eh in der Hölle schmoren, doch möge der liebe Gott, so, wie ich jeden Tag brenne, wie meine Kinder verbrannt sind, mögen die Mörder meiner Kinder, die, die ihre Leben genommen haben, ein Leben lang auch brennen. Das wünsche ich mir, so Gott will.“
Dies musste auf viele Zuhörer erst einmal schockierend wirken, kannte man die öffentliche Person Mevlüde Genç so bisher doch nicht. Wohl kein Zufall, dass zunächst niemand darüber sprach.
Doch diese Worte gehen nicht so schnell aus dem Kopf, deshalb hier ein Interpretationsversuch: Menschlich sind diese Worte nur zu verständlich. Aber hier zeigt sich andererseits, wie richtig es ist, dass die tatsächliche Strafverfolgung auf Erden an Recht und Gesetz gebunden ist (woran Frau Genç ja auch nicht rüttelt).
Zweitens: Der muslimisch-jüdisch-christliche Gott, der auch als der Barmherzige gedacht wird, dürfte diesen Bestrafungswunsch seiner gepeinigten Dienerin gewiss tröstend entgegennehmen. Doch würde er ihn erfüllen?
Mevlüde Gençs fortdauernder Schmerz – und zum Trotz: ihr Appell für ein friedfertiges Zusammenleben
Wie es in ihr, auch mehr als zwanzig Jahre danach, aussieht, legen Mevlüde Gençs folgenden Worte dar:
„Nichts, gar nichts macht mehr Spaß. Du lebst zwar, doch so, als seist du schon tot, als lebender Toter. Nichts erfüllt dich mehr. Weil du diesen Schmerz täglich in dir trägst. Das Leben tut nur noch weh. Aber was willst du machen, du hast noch andere Kinder, die leben. Wäre mein Schmerz an diesem Tag etwas weniger gewesen, hätte ich die Leichenwaschung meiner toten Kinder selber erledigt.“
Umso ergreifender ihr direkt anschließender Appell:
„Ich appelliere also an alle Menschen: Geht mit so etwas sehr aufmerksam, sehr geduldig um. Im Leben erlebt man alles, den Tod, die Gräueltaten und auch das Schöne. Deshalb appelliere ich an alle: Seid vernünftig! Weder Geschrei, noch Wut, noch Bösartigkeit haben einen Sinn. Jeder Mensch soll glücklich leben. Wir sind hier nur alle Gäste auf der Erde. Nur wenn sich alle gut verstehen und mit Toleranz begegnen, kann der Mensch ein glückliches Leben leben.“
Die „Mevlüde-Genç-Medaille“ für besondere Verdienste um Toleranz, Versöhnung zwischen den Kulturen und um das friedliche Miteinander der Religionen
Bereits kurz nach der Tat erklärte Frau Genç, dass sie darauf vertraue, dass die deutschen Behörden die Täter ermitteln und bestrafen würden. Das Ziel der rechtsextremen Mörder, Hass zwischen Deutschen und Türken zu säen, dürfe nicht aufgehen. Tatsächlich gab es in den Tagen nach dem Anschlag auch teils gewalttätige Demonstrationen wütender Türken in Solingen und anderswo. Die Rechten warteten nur darauf, dass der „Endkampf“ ausbrechen möge.
Die Brandstifter hätten aber, so Frau Genç, nicht für die Deutschen gehandelt, die mehrheitlich ein friedliches Zusammenleben wollten, bzw. jetzt zur Besinnung kommen sollten. Die Landesregierung des Landes Nordrhein-Westfalen hat am 18. Dezember 2018 die „Mevlüde-Genç-Medaille“ gestiftet, für besondere Verdienste um Toleranz, Versöhnung zwischen den Kulturen und um das friedliche Miteinander der Religionen.
Dem Filmemacher Mirza Odabasi, 1993 fünf Jahre alt, war es wichtig darzulegen, wie viel menschliche Größe in diesem Appell Mevlüde Gençs liegt. Deshalb zeigt er zunächst ihren unsäglichen Schmerz und ihre Verwünschungen jener, die ihr auf solch grausame Art die Liebsten genommen haben. Auch dafür dankte Frau Genç dem jungen Regisseur ausdrücklich, der dieses Interview „das ergreifendste seines Lebens“ nennt.
Zweite Reisestation: Solingen und die politische Sozialisation der älteren Podiumsteilnehmer
Levent Arslan: Wo blieben Schutz und Beistand der deutschen Politik?
Ein erster Gesprächskreis drehte sich nach dem Film um die historische Einordnung von Solingen und was dieser rassistische Mordanschlag für die politische Sozialisation der älteren Podiumsteilnehmer bedeutete. Levent Arslan, Anfang der 1970er geboren, machte den Anfang.
Der Leiter des DKH war damals mehrfach in Begleitung eines Journalisten vor Ort und nahm auch an den Protestdemos teil. Besonders wütend machte ihn, dass der deutsche Staat nicht bereit schien, die Migranten vor solchen rassistischen Untaten zu beschützen.
Zweierlei Umgang: Kanzler Kohls unsägliches Wort vom „Beileidstourismus“, Johannes Rau versteht sich „als Ministerpräsident aller Menschen in Nordrhein-Westfalen“
Bundeskanzler Kohl weigerte sich, an den Tatort zu kommen. Er gebrauchte die abfällige Vokabel vom „Beileidstourismus“, die „Ausländer“ kamen sich wie Opfer zweiter Klasse vor. Und dies vor dem Hintergrund faschistischer Pogrome, einer Welle fremdenfeindlicher Anschläge in den frühen 90ern. Löbliche Ausnahme: Johannes Rau, der sozialdemokratische Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, der spontan nach Solingen kam und klarstellte: „Ich bin nicht der Ministerpräsident nur der Deutschen hier, sondern aller Menschen in Nordrhein-Westfalen.“
Fatih Cevikkolluh: Ein Schock, aus dem seine Kunst der schmerzhaften Wahrheiten wurde
Fatih Cevikkolluh ging es ähnlich. Solingen war ein Realitätsschock: Ein Urvertrauen, das Sicherheitsgefühl ging verloren, wenn sogar eine voll integrierte Gastarbeiter-Familie wie die Gençs Opfer eines rassistischen Mordanschlags werden konnte.
Dazu war nur ein paar Tage zuvor das Grundrecht auf Asyl wesentlich beschnitten worden. Begleitet von einer massiven Hetzkampagne des konservativen Lagers gegen Flüchtlinge, u.a. von Volker Rühe als CDU-Generalsekretär orchestriert, war die SPD eingeknickt.
Für Cevikkolluh war Solingen die Initialzündung seiner Karriere als Schauspieler und Kabarettist. Nur durch künstlerische Arbeit, durch die ironisch-sarkastische Kombination von Wahrheit und Schmerz, konnte er seine Wut rauslassen und zugleich kanalisieren, eine reflektierte Haltung entwickeln und im Alltag den Rassismus gezielt bekämpfen.
Aladin El-Mafaalani: Fehlwahrnehmung von Solingen bringt die Integrationspolitik auf den Weg
Aladin El-Mafaalani berichtete Folgendes: Toni Rütten, sein langjähriger Vorgänger als Leiter der Integrationsabteilung im NRW-Ministerium, erzählte ihm: Kurz nach Solingen kam der sozialdemokratische NRW-Arbeitsminister Franz Müntefering auf ihn zu.
Er meinte, dass man jetzt Integrationspolitik machen müsse und dafür eine ministerielle Stabsstelle brauche, die Rütten dann auch leitete. Manchmal, so der Integrationsforscher, entstünde aus einer Fehlwahrnehmung doch etwas Gutes.
Asli Sevindim, die ab Juli Nachfolgerin El-Mafaalanis als Leiterin der NRW-Integrationsabteilung wird, blieb gegenüber solch mephistophelisch anmutender Dialektik skeptisch: Sie fühlte sich an den ersten SPIEGEL-Titel nach dem Anschlag erinnert, der so tat, als sei an der grassierenden Fremdenfeindlichkeit die vermeintlich fehlende Integration der Migranten schuld.
Asli Sevindims kämpferische Reaktion auf Solingen: „Jetzt erst recht!“
Asli Sevindim war damals 19 und bereit, die Welt zu erobern. Sie war bereits stark politisiert. Die junge Duisburgerin nahm an Schutzwachen vor Asylbewerberunterkünften teil.
Der rechtsextremistische Anschlag von Hünxe am 03. Oktober 1991 war die Initialzündung. Den Kampf gegen die blutiger Ernst gewordenen rassistisch-völkischen Ausbürgerungsversuche nahm sie nach Solingen umso offensiver an: „Jetzt erst recht!“
Sie kämpfte um ihren gleichberechtigten Platz in einem demokratischen Deutschland. Ganz ähnlich Cem Özdemir: Der langjährige Grünen-Vorsitzende, erzählte Mirza Odabasi, er sei wegen Solingen in die Politik gegangen.
Dritte Reisestation: Alltagsrassismus bekämpfen und überwinden
Özge Cakirbey setzte dann ein neues Thema: Wie kann man den Anfängen wehren, den Alltagsrassismus bekämpfen, damit kein Klima entsteht, in dem sich Rassisten zu solchen Mordtaten ermuntert fühlen können?
Fatih Cevikkolluh möchte mit seiner Kunst ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es die Werte des Grundgesetzes, etwa die Gleichheit aller Menschen, zu leben und zu verteidigen gilt. Die jüngere Generation sei hier bereits auf gutem Weg.
Die Politik und die Medien dürften den Enttäuschten keine Sündenböcke anbieten, um von politischem, wirtschaftlichem und mental-kulturellem Versagen abzulenken, wie es gegenüber den Ostdeutschen nach der Wiedervereinigung mit den Migranten praktiziert wurde.
Asli Sevindim forderte einen sensiblen Sprachgebrauch. Denn den unmenschlichen Taten gingen oft unmenschliche Worte und „Diskurse der Spaltung, maßloser Zuspitzung“ voraus, die „Menschen zu Zielscheiben machen“. Sevindim fordert, man müsse mehr auf Menschen wie den deutsch-jüdischen Publizisten Michel Friedman hören, die Antennen für solche Verrohungenbesäßen.
Vierte Reisestation: Aus der Geschichte nichts gelernt? – Solingen und der NSU
Özge Cakirbey fragte in die Runde, ob die Engagierten nicht manchmal am Sinn ihrer Arbeit zweifelten. Etwa, wenn der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung in den letzten Tagen Juden davor warnte, in deutschen Städten Kippa zu tragen.
Aladin El-Mafaalani ging dafür einen Schritt zurück. Er wollte von seinen engagierten Gästen wissen, was die rechtsextremistische Mordserie des NSU mit ihnen gemacht hatte.
Für Asli Sevindim war hier klar geworden, dass sich der Staat nicht auf die grundsätzliche Loyalität von Gruppen seiner Diener verlassen könne. Man müsse dem durch geänderte Ausbildung und Erziehung begegnen.
Es müsse klar werden, dass Deutschland eine zunehmend vielfältige und diverse Gesellschaft habe. Dem bösen alten Traum einer ethnisch-homogenen „Volksgemeinschaft“, in der man „Gemeinschaftsfremde“ ausgrenzt und bekämpft, müsse eine klare Absage erteilt werden.
Einbruch der Zustimmung zu Deutschland unter Deutsch-Türken nach 2010
El-Mafaalani unterfütterte seine Frage anschließend mit einem kleinen Exkurs: Das Essener Institut für Türkeistudien führt unter Leitung von Haci Halil Uslucan seit Ende der Neunziger Jahre eine Langzeitstudie über das Deutschlandbild der Deutsch-Türken in Nordrhein-Westfalen durch.
Mit Abebben migrationsfeindlicher Hetze und Gewalttaten verbesserte es sich seit Ende der Neunziger kontinuierlich. Zwischen 2010 und 2012 gab es aber einen Absturz und auf niedrigem Niveau blieb es seither. Das lag an Sarrazins Buch 2010, der Selbstaufdeckung des NSU Ende 2011 und Erdogans nationalistischer Rattenfängerei.
El-Mafaalani meint, die Menschen könnten ein solch furchtbares Ereignis wie Solingen verarbeiten, wenn es einmalig bliebe und danach wieder Normalität und Verbesserung einkehre. Wenn so etwas dann aber erneut passiere, wirke es viel schlimmer. Denn jetzt schien es, dass es noch in Solingen „ein paar Verrückte“ waren, beim NSU aber Mord nach Plan, mit einer fragwürdigen Rolle staatlicher Stellen, einem über Jahre hinweg funktionierenden Unterstützer-Netzwerk.
Mirza Odabasi und Asli Sevindim teilten diese Einschätzung. Wenn man sogar dem Staat nicht mehr vertrauen könne, ginge das an die Grundfesten der Demokratie.
Skandalöse Strategie: Wenn aus Opfern Täter gemacht werden
Fatih Cevikkolluh erinnerte an den Nagelbombenanschlag 2004 in der Kölner Kolbstraße. Staatliche Stellen, mit dem sozialdemokratischen Bundesinnenminister Otto Schily an der Spitze, machten sofort interne Zwistigkeiten in der Migranten-Community verantwortlich und schlossen eine rechtsextreme Täterschaft ohne ernsthafte Prüfung kategorisch aus.
Dazu kam ab 2013 der Münchner NSU-Prozess, der sich im Wesentlichen auf das Kerntrio konzentrierte und damit Vertuschungsvorwürfen weiter Nahrung gab.
Auch die eingefahrenen Sündenbockmechanismen würden unbekümmert weiter bedient. Das gipfelte in der unglaublichen Behauptung des amtierenden Bundesinnenministers Horst Seehofer (CSU), Anfang September 2018: „Migration ist die Mutter aller Probleme.“
Dazu komme, dass viele populäre Klischees vom „kriminellen Ausländer“, Bandenkriminalität etc. auch in der Migranten-Community verfingen. Auch der Politologie-Student El-Mafaalani glaubte damals der Polizei, dass Mehmet Kubaşik Opfer krimineller innermigrantischer Auseinandersetzungen geworden sei, obwohl ihm seine kurdischen Kommilitonen allesamt versicherten: „Das waren Nazis.“
Fünfte Station: Einschätzungen von Gegenwart und Zukunft
Das große Böse kommt nie auf einmal – es kommt in winzigen, kleinen, einzelnen Schritten
Für Asli Sevindim sind Solingen und die NSU-Morde die verbrecherischen Extremfälle des Rassismus der letzten 25 Jahre in Deutschland. Als solche solle man sie von dem Alltagsrassismus unterscheiden und auch nicht den Behörden eine generell rassistische Betrachtungsweise oder gar Kumpanei mit Rassisten unterstellen. Doch von Entwarnung keine Spur: Gerade dann müsse man redlich und gründlich untersuchen, wo rassistisches Denken Raum greife.
Ein Sensorium entwickeln, wann man gegen den Rassismus „Stopp“ sagen muss
Sevindim zitierte den österreichischen Schriftsteller Michael Köhlmeier, der auf einer Gedenkfeier zu Ehren der NS-Opfer im Mai letzten Jahres warnte: „Das große Böse kommt nie auf einmal, es kommt in winzigen, kleinen, einzelnen Schritten.“
Deshalb sei es zentral, eine Sensibilität dafür entwickeln, wann es Zeit sei, den schleichenden Rassismus zu stoppen. Nicht nur im staatlichen Bereich, sondern auch gesellschaftlich. Man hätte es den Medien nicht durchgehen lassen dürfen, als sie bei den NSU-Untaten entmenschlichend von „Döner-Morden“ sprachen. Heute müssten auch die populären Bilder von „coolen“ arabischen Clan-Kriminellen in TV-Serien wie „4 Blocks“ kritisch hinterfragt werden.
Angestoßen durch eine Publikumsfrage meinte El-Mafaalani, dass 1993 kaum ein Politiker Statements zu den Morden von Solingen abgegeben habe. Dies habe sich 2011 bei den NSU-Morden bereits verbessert. Deutschland sei heute ein anderes Land, auch weil die Migranten durch ihren erfolgreichen Marsch ins deutsche Establishment nun wie selbstverständlich dazugehörten und viele selbstbewusste, eigene Stimmen hätten.
Zurück zu Mevlüde Genç und ihrer Wut gegenüber den Mördern
Am Ende kam El-Mafaalani noch einmal auf den Film und sein Zentrum, das Interview mit Mevlüde Genç, zurück. Zuvor erschien sie mit ihrem Versöhnungsgedanken immer wie eine Heilige. Jetzt aber offenbarte sie heftige Wut gegenüber den Mördern ihrer Kinder.
Nachdem bisher alle diese Äußerung kommunikativ beschwiegen hatten, wollte El-Mafaalani nun aber doch noch wissen, wie seine Mitdiskutanten sie einordneten.
Frau Sevindim sagte, Frau Genç wolle die Bestrafung ja nicht selbst in die Hand nehmen, sondern habe auf eine transzendente, überirdische Gewalt und das Jenseits verwiesen.
Fatih Cevikkolluh erinnerte an die Erwartungshaltung, die kurz nach den Anschlägen geherrscht habe: Unversöhnlichkeit, vielleicht sogar der Ruf nach Gewalt. Die Rechten warteten nur darauf. Frau Genç aber habe genau das Gegenteil gefordert und dies sei damals entscheidend gewesen. Das offenbare ihre menschliche Größe.
Mirza Odabasi meinte, sie zeige sich hier gerecht – gegenüber ihren ermordeten Kindern, der Gesellschaft, aber auch gegenüber den Tätern.
Nächster Talk im DKH am 5. Juli mit Max Czollek
Eine Reise, die noch nicht zu Ende ist: Zum nächsten Talk im DKH am 5. Juli kommt der deutsch-jüdische Autor Max Czollek. In seinem Buch „Desintegriert euch!“ schreibt er: „Die größte Integrationsleistung der deutschen Gesellschaft war die Integration der Nazis nach 1945.“ Man darf gespannt sein.
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