Ein Hinterhof in der Missundestraße soll für die Anwohner:innen ein Ort der Begegnung werden

Nach rund zwei Jahren Stillstand blühen viele Ehrenamts-Projekte neu oder wieder auf. In unserer Serie „Neustart Ehrenamt“ stellen wir in loser Folge engagierte Vereine und Menschen aus nördlichen Stadtteilen vor.

Eine bunte Mosaikfassade, Grünflächen auf dem Hof und den Dächern, eine große Spielfläche für Kinder und behindertengerechte Wohneinheiten. Das alles sind die Vorhaben des Vereins „Schleswiger Viertel“. Ziel des Vereins ist die Umgestaltung eines Hinterhof-Areals in der Missundestraße, um sie für das ganze Viertel nutzbar zu machen.

Gemeinsam mit Bewohner:innen sollen die Hinterhöfe belebt werden

Das Viertel wird in der Dortmunder Nordstadt durch den Innenbereich der Straßen Mallinckrodtstraße, Bornstraße, Kielstraße und Nordstraße gebildet. Da der Hinterhof eine Begegnungsstätte ihrer Bewohner:innen werden soll guckt der Verein welche Bedarfe im Viertel existieren. So werden auch nur Vorhaben realisiert, die den Menschen im Viertel nutzen. ___STEADY_PAYWALL___

Der Hinterhof soll ein lebendiger Ort werden und nichts „Hingeklatschtes“ sein, sagt Elisabeth Richter, die 2. Vorsitzende des Vereins „Schleswiger Viertel“. Der neu gegründete Verein möchte mehr Grün- und Spielflächen einrichten. Damit sich im Hinterhof kein Wasser mehr sammelt, möchten die Vereinsmitglieder zudem den Bodenbelag entfernen und durch einen wasserdurchlässigen Boden ersetzen.

Noch ist das ca. 2.600 Quadratmeter große Hinterhof-Gelände zu großen Teilen mit Schuppen, Lagern und Garagen bebaut. In einer der Garagen befindet sich eine Upcycling-Werkstatt. Doch möchte der Verein einen Teil der alten Bebauung abreißen und ab 2024 den Bau neuer Gebäude beginnen. Es sollen neue Gebäude mit ca. 1.300 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche und behindertengerechte Wohneinheiten entstehen.

Der Verein „Schleswiger Viertel“ plant ebenerdige Wohnkomplexe für den Missundehof

Von wem diese Wohn- und Nutzflächen finanziert werden, wird der „Schleswiger Viertel“ noch bei seinen regelmäßig stattfindenden „Round Tables“ diskutieren. Doch sieht der Verein für einen Teil des geplanten Umbaus eine Finanzierung aus Eigenmitteln oder durch Kreditaufnahme seitens der Hausverwaltung Karlshaus GbR vor. Für einzelne Teile des Vorhabens plant der Verein ergänzend auf öffentliche Fördermittel, insbesondere Mittel der sozialen Wohnraumförderung zurückzugreifen.

Auf die Frage aus welcher Motivation heraus die Planung der Wohnflächen angesetzt wurde antwortet Unda Karlshaus, Initiatorin des Round Table Missundehof:„Der treibende Faktor für die Initiative im Missundehof ist der Wunsch, die Lebensqualität im Schleswiger Viertel zu steigern, Potenziale zu nutzen und das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern. Gleichzeitig wird damit die Investition in die Häuser im Schleswiger Viertel stabilisiert.“

Die Detailplanung macht der Verein von der finalen Nutzung und den Interessen des Investors abhängig. Derzeit planen sie, Wohnungen im Erdgeschoss zu bauen, sodass der ebenerdige Zugang für Rollstuhlfahrer:innen gegeben ist. Bisher werden Bilder von ebenerdigen „Tiny Houses“ mit begrünten Dächern gezeichnet. „Je nach Anforderungen können ca. 4-6 Wohnungen entstehen,“ sagt Karlshaus. Wie viele Wohnungen es letztendlich werden ist abhängig von den Ergebnissen der Bauvoranfrage, die Anfang 2023 auf den Weg gebracht werden soll.

Der Verein nutzt Ressourcen und Potenziale in näherer Umgebung

Der Verein „Schleswiger Viertel“ hat vor Baumaterial , das bereits vor Ort ist, wiederzuverwerten. Außerdem möchte der Verein, dass seine Räume multifunktional  zu verschiedenen Zwecken und Uhrzeiten genutzt werden können. Zudem möchten sie eine möglichst effiziente, zukunftsweisende Energieerzeugung nutzen wie zum Beispiel Fernwärme oder Photovoltaik.

Die Vereinsmitglieder haben den Hof verschönert, indem sie eine kleine Spielmöglichkeit für Kinder und eine Sitzgelegenheit für Erwachsene geschaffen haben. Die Bewohner:innen sollen Kontakt zueinander aufnehmen. Sie sollen Miteinander leben und nicht aneinander vorbei, sagt Richter.

So werden Projekte ins Leben gerufen, wie das Konzert von Duo Giussani mit Cello und Gitarre, welches die Bewohner:innen zusammenbringen soll. Das Konzert gaben Julian Richter und seine Freundin Pauline Stephan. Im Normalfall hätte das Duo kein Konzert im Missundehof gegeben – doch ist er Elisabeth Richters Sohn.

Der Verein nutzt lokale Ressourcen und Potenziale, um sich auszuhelfen. Zum Beispiel gibt es im Verein einen Fliesenleger, der bei Bedarf beim Fliesen legen aushelfen kann. Außerdem ist Elisabeth Richter nicht „nur“ Sprachtherapeutin, sondern auch Mosaizistin. Mit ihr soll auf dem Missundehof eine bunte Fassade mit Mosaiken entstehen.

Der Verein „Schleswiger Viertel“ sucht weitere Mitglieder

Der Verein „Schleswiger Viertel“ versteht sich als Begegnungsstätte, aber auch Organisationsform für die Beheimatung von Kunst, Sport und Kultur im Schleswiger Viertels. Deswegen möchte der Verein nur kleinräumige Projekte ins Leben rufen. Doch sollen diese Projekte keine „Eintagsfliege“ sein, sondern auf Dauer was hinkriegen, sagt Richter.

Der Verein möchte auch fördern, dass Leute es attraktiver finden in die Nordstadt zu kommen. Richter fügt aber noch hinzu, dass auch für Menschen, die nicht aus der Nordstadt wegwollen, was geschaffen werden soll: „Das Viertel ist ein Ballungszentrum für viele Menschen. Hier muss man leben können“, sagt einer der Vereinsmitglieder.

Aktuell sucht der Verein weitere Mitglieder. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei, damit jede:r Interessierte die Möglichkeit hat, mitzumachen.