Von Weli Matuke
Zum Jahrestag des Kriegsbeginns fürchten viele Geflüchtete, dass die Ukraine immer mehr in Vergessenheit gerät. Dagegen solidarisieren sich auch ein Jahr nach dem Kriegsangriff auf die Ukraine die Caritas Dortmund und die jüdische Kultusgemeinde mit den Kriegsopfern und organisierten gemeinsam eine Gedenkveranstaltung, bei der das Zusammenhalten im Fokus stand.
Gemeinsam Gedenken, aber auch Solidarität: „Not sehen und helfen“
Am Jahrestag war das Bernhard-März-Haus in der Nordstadt voller Besucher: innen. Gutes Essen und zufrieden scheinende Gesichter kreieren ein Bild von gemütlichem Beisammensein, kaum einer würde ahnen, dass der Anlass des harmonischen Zusammenkommens seinen Ursprung in Flucht und etlichen Leidenswegen hatt.
Die Caritas Dortmund hieß seit Kriegsausbruch bereits über 7000 ukrainische Besucher: innen in ihrer Anlaufstelle willkommen – das zeigt, dass es weiterhin großen Bedarf für diese notwendige Hilfe gibt. „Für die Caritas bedeutet das im Wesentlichen, dass wir unserem Motto „Not sehen und helfen“ in besonderer Weise auch nachkommen konnten“, so Ansgar Funcke, Vorstandsvorsitzender der Caritas.
Die Sorge, dass das Thema bei der Politik im leeren Raum strandet, ist groß: „Wir wissen, es ist ein Marathon und nicht nur ein kurzer Sprint, aber wir stehen euch bei“ verkündet Funcke. Mit der Gedenkveranstaltung setzen sie ein Zeichen, sie gedenken der vielen zivilen Opfer und Angehörigen, die der Krieg gekostet hat.
„Es hat eine sehr große Bedeutung für uns, dass wir spüren, dass wir hier in Dortmund nicht alleine sind“, sagt die 57jährige Ruslana Lymar, die ebenfalls im letzten Jahr aus der Ukraine nach Dortmund geflohen ist.
Die klare Botschaft lautet: Dortmund steht an eurer Seite
Musikalisch begleitet wurde das Programm von zwei ehemaligen Profi-Musikern der Dortmunder Philharmoniker Michail Nachbar auf der Geige und Tamara Buslova am Klavier. Mit zwei Stücken ukrainischer Komponisten rührte ihre Musik viele Gäste zu Tränen.
Neben Ansgar Funcke waren weitere Redner der Veranstaltung Leonid Chraga, Geschäftsführer der jüdischen Kultusgemeinde und Dortmunds Bürgermeister Norbert Schilff. Der gemeinschaftliche Tenor: Wir sind so lange für euch da, wie ihr uns braucht.
„Das ist für unsere Zukunft ganz wichtig, dass wir wissen, auch wenn der Krieg nicht bald zu Ende ist haben wir Freunde in Dortmund die sich um uns kümmern und sich um uns sorgen.“, sagt Ruslana Lymar.
Entwicklung als Gemeinschaft fern der ukrainischen Heimat
Wie lange der Krieg in der Ukraine andauern würde konnte keiner vorhersehen. Regelmäßig unterstützt die Caritas mit ihren vielen tradierten Angeboten Senioren, Familien und generell Dortmunder: innen. „Diese besondere Situation hat noch einmal unterstrichen, dass das Katastrophenhilfegeschäft auch für uns weiterhin ein wichtiges Thema ist“, sagt Funcke.
Vier Tage nach Kriegsanbruch wurde die erste Annahmestelle im Propsteihof eröffnet. Sieben Tage die Woche, von 8 Uhr morgens bis 10 Uhr abends, gab es dort Unterstützung. Funcke: „Wir wussten überhaupt nicht, was auf uns zu kommt. Werden Menschen eigentlich bis nach Dortmund flüchten oder nicht?“
Doch mit jedem weiteren Menschen, dem das Team helfen konnte, habe sich die Hilfe weiter professionalisiert. Auf der Caritas lastete große Verantwortung. So hat die Caritas mit Unterstützung der Stadt auch eine Wohnungsvermittlung betrieben.
Gute Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde und anderen Ehrenamtlichen
„Wir haben auf der einen Seite Anfragen mit der Telefon-Hotline entgegengenommen und auf der anderen Seite versucht, in der Anlaufstelle die große Zahl der Hilfe suchenden Menschen individuell zu unterstützen“, erzählt Funcke.
Doch das habe die Caritas nicht alle geschafft, sondern Arm in Arm mit der jüdischen Kultusgemeinde, die viele ukrainische Mitglieder in Dortmund hat, die auch als Sprachmittler:innen unterstützten.
Das geschieht – wie so vieles an Engagement – ehrenamtlich. Egal ob aus den Reihen der Caritas, der Jüdischen Gemeinde oder anderen Organisationen – ohne die Ehrenamtlichen hätte die Arbeit nie so gut funktioniert, betonte der Vorstandsvorsitzende der Caritas.
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VHS Dortmund bietet Ukrainer*innen Forum zum Netzwerken (PM)
Die VHS Dortmund bietet Ukrainer*innen in Dortmund ein Forum zum Netzwerken. Das kostenlose Angebot ermöglicht es Geflüchteten aus der Ukraine, sich an drei Freitagabenden zu treffen und auszutauschen. Die Veranstaltung in der VHS, Kampstr. 47, wird von Alexander Kliutschko moderiert. Los geht es am Freitag, 17. März, 17.45 Uhr.
Seit einem Jahr leben viele Geflüchtete aus der Ukraine in Dortmund und versuchen, ein Heimatgefühl zu entwickeln, sich im fremden Land und einer anderen Kultur zurechtzufinden und Freundschaften zu knüpfen. Die VHS kommt dem in vielen Veranstaltungen geäußerten Wunsch vieler Ukrainer*innen nach und bietet ihnen ein moderiertes Forum.
Der Moderator ist Dozent für Ukrainisch und Deutsch und wird bei vielen Fragen behilflich sein. Bitte anmelden: http://www.dortmund.de/vhs (Veranstaltungsnummer 23-51153).