„Machen Sie doch mal eine Umfrage und fragen Sie die Menschen, was ihnen zu Afrika einfällt“, sagt Dr. Klaus Gelmroth, Vorsitzender der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft. „Sie bekommen nur negative Antworten. Ebola zum Beispiel. Oder Hungersnot. Oder die Befragten erinnern sich an die herrlichen Tiere, die es in Afrika gibt. Aber selbst ich als Zoologe finde diese Reduzierung auf die Tiere falsch. Afrika hat so viel mehr zu bieten. Denn Afrika hat unendlich viele schöne Seiten.“
Ziel: Vorurteile und Vorbehalte abbauen und gleichzeitig zahlreiche Informationen zu vermitteln
Dr. Gelmroth hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, mit der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft Vorurteile und Vorbehalte abzubauen und gleichzeitig zahlreiche Informationen zu vermitteln. Dabei hat er sich keine einfache Aufgabe ausgesucht. Denn im Gegensatz zu den anderen Länderkreisen innerhalb der Auslandsgesellschaft NRW vertritt Dr. Gelmroth nicht ein einzelnes und überschaubares Land, sondern gleich einen ganzen Kontinent. Das sind über eine Milliarde Menschen in über 50 Ländern. „Wir können natürlich nicht explizit jedes einzelne Land vertreten. Aber wir können Interesse am afrikanischen Kontinent wecken und anbieten, ihn besser kennenzulernen.“
Ein zweijähriger Aufenthalt Dr. Gelmroths im Kongo, damals „Zaire“, vertiefte das Interesse am afrikanischen Kontinent. Er hatte Zoologie, Botanik und Geologie in Freiburg, München und Kiel studiert. Während er in Göttingen in der biologischen Schädlingsbekämpfung arbeitete, erhielt er, obwohl er nur spärliche Französischkenntnisse hatte, den Auftrag, an einem Forschungsprojekt im Kongo mitzuwirken. „Ich bin damals mit dem VW-Käfer von Mombasa aus quer durch Ostafrika bis nach Bukavu gefahren“, erinnert er sich.
Dr. Klaus Gelmroth ist 1981 ehrenamtlicher Leiter der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft in Dortmund
Der Kontinent ließ ihn danach nie wieder los. Zurück in Deutschland intensivierte er die Kontakte, unternahm immer wieder Reisen in verschiedene afrikanische Länder und wurde 1981 ehrenamtlicher Leiter der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft in Dortmund, wo er am Naturkundemuseum und später bei der Unteren Landschaftsbehörde tätig war.
Das Angebot „seines“ Länderkreises hat er im Laufe der Jahre umgekrempelt. „Anfangs wurden vor allem Dia-Vorträge und Reiseberichte von Afrika-Urlaubern angeboten. Aber ich wollte ausführliche Informationen vermitteln. Ich wollte einerseits das Interesse an diesem faszinierenden Kontinent wecken und andererseits über die Situation und die politische Lage in einzelnen Ländern informieren.“
Zudem sollten noch mehr die afrikanische Kultur und Traditionen dargestellt werden. Denn: „Richtig gut informiert über Afrika sind die wenigsten Menschen.“ Und so gibt es regelmäßig Vorträge über einzelne afrikanische Länder, über deren wirtschaftliche Situation, über die Bedeutung der Frauen in der afrikanischen Gesellschaft, über Musik oder Heilmethoden. Die Bandbreite ist groß.
„Viele Deutsche haben eine Abwehrhaltung gegen afrikanische Flüchtlinge.“
Aber es geht auch um Völkerverständigung. „Viele Deutsche haben eine Abwehrhaltung gegen afrikanische Flüchtlinge. Wir erklären, warum diese Menschen ihre Heimat aufgeben. Schließlich fliehen sie nicht aus Vergnügen. Sie werden politisch und religiös verfolgt“. Doch man treffe leider immer wieder auf bedauerliche Vorurteile, sagt Dr. Gelmroth. Denn natürlich seien die wenigsten Migranten aus Afrika kriminell. Ebenso würden nicht alle mit Rauschgift handeln. „Sicher tun das einige. Aber das gilt auch für die Deutschen.“
Deshalb sei es ganz wichtig, nicht zu pauschalisieren. Unterstützung bei seiner Arbeit fand und findet Dr. Gelmroth unter anderem bei den Botschaften und Konsulaten und vielen afrikanischen Vereinen. Ebenso arbeitet die Deutsch-Afrikanische Gesellschaft mit dem Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsforum NRW, dem Deutsch Afrika Ruhr Forum oder auch dem WDR Funkhaus Europa zusammen.
Verein „Africa Positive“ ist ein wichtiger Partner für die Arbeit in Dortmund
Dr. Gelmroth hat im Laufe der Jahre ein riesiges Netz an Kontakten aufgebaut. „Mir ist ganz wichtig, dass wir auch Afrikaner als Referenten verpflichten“. Eine wichtige und kompetente Gesprächspartnerin fand der Länderkreis in der Kamerunerin Veye Tatah, die seit 22 Jahren in Dortmund lebt. Sie hat hier den Verein „Africa Positive“ gegründet und informiert in einer Zeitung mit dem gleichen Namen über ihren Kontinent. „Wir sind ein unabhängiger Verein, bei dem Religionszugehörigkeit oder Politik keine Rolle spielen. Das ist uns wichtig“, sagt sie.
‚Africa Positive’ kooperiert mit der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft und bietet ein gemeinsames Programm an. Sehr zur Freude von Dr. Gelmroth. „Ich habe mir immer gewünscht, dass die Afrikaner bei unserer Arbeit eine größere Rolle spielen.“ Auch Veye Tatah ist zufrieden. „Durch diese Zusammenarbeit können auch wir unser Programm erweitern und eine größere Zielruppe erreichen. Das ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Unser Verein kann dabei die Schnittstelle, die Brücke zwischen Afrika und Deutschland sein. Denn viele Afrikaner bedauern, dass sie in Deutschland kaum wahrgenommen werden. Wir können ihnen eine Plattform geben.“
Allein in Dortmund leben etwa 13.500 Afrikaner – Angebote richten sich aber auch an Deutsche
Immerhin: Allein in Dortmund leben etwa 13.500 Afrikaner. Sie alle sind – ebenso wie die anderen Dortmunder Bürger – zu den Veranstaltungen der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft eingeladen. „Wenn wir zusammen mit dem Verein ,Africa Positive’ zu geselligen Veranstaltungen ins Dietrich-Keuning-Haus einladen, wimmelt es von jungen Menschen“, schwärmt Dr. Gelmroth. Und beim Afrikatag haben sich über 700 Besucher informieren lassen. „Wir lehnen Klischees ab.“ Das ist Dr. Gelmroth wichtig. „Wir möchten alle Seiten von Afrika vorstellen, die schönen und die leider nicht so schönen. Aber auf keinen Fall wollen wir einseitig sein.“
Und das Besondere an all diesen Vorträgen und Veranstaltungen sei doch, dass man bei kompetenten Gesprächspartnern nachfragen könne. Doch bei aller Begeisterung für Afrika: Die Not auf diesem Kontinent wird nicht aus den Augen verloren. So unterstützt die Deutsch-Afrikanische Gesellschaft auch mehrere Hilfsprojekte. Dazu gehören unter anderem das KaProVocSS-Schulprojekt, bei dem Dortmunder in Uganda junge Menschen bei der Schul- und Berufsausbildung unterstützen, sowie das El-Molo-Schulprojekt im Norden Kenias des österreichischen Ehepaares Meissel.
Zur Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft
Die Wurzeln der Deutsch-Afrikanische Gesellschaft (DAG) reichen circa 60 Jahre zurück: Erste Beziehungen des Auslandsinstituts zu Südafrika kamen im Jahr 1952 zustande. Sie wurden 1953 intensiviert und 1955 auf den ganzen Kontinent Afrika erweitert. Ende 1981 übernahm Dr. Klaus Gelmroth die Leitung der DAG von Dr. Christian Uhlig (Ruhr-Universität Bochum).
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