Von Susanne Schulte
Wer um halb drei am Nachmittag mit „Morgen“ grüßt, hat eine lange Nacht gehabt. Für die 40 Filmschaffenden, die sich an diesem Mittwoch gerade wieder alle auf dem Gelände des THW im Wambeler Gewerbegebiet ankommen, trifft das zu. Sie standen bis 2 Uhr in der Früh vor oder hinter der Kamera, kümmerten sich als AssistentInnen um Requisiten und Kostüme, um die Maske und ums Licht. Profis sind nur ein paar in der Truppe. Die meisten, SchülerInnen und StudentInnen aus Dortmund und Umgebung, sind Laien.Wenn auch ein paar schon Dreherfahrung haben. Hier, am Niedersachsenweg, entsteht der fünfte Film unter Initiative des Jugendrings Dortmund. Diesmal geht es um Heimat.
Regisseur Cem Arslan ist erneut der Mann, der das Sagen hat – Er lässt aber alle mitreden
Nicht nur, wer geflüchtet ist, hat diese verloren oder Sorge, sie für immer verloren zu haben. Auch Kinder und Enkel ehemaliger Gastarbeiter aus der Türkei, so sie Kurden seien, müssten bei der Einreise in das Land aufpassen, nicht den Namen des Ortes falsch auszusprechen, in den sie wollten.
Sie könnten sonst große Schwierigkeiten bekommen, sagt Regisseur Cem Arslan. „Auch da geht gerade eine Heimat verloren.“
Arslan führt zum wiederholten Male die Regie bei einem Film des Jugendrings. Das macht er gut, sonst hätte sich der Jugendring Dortmund nicht erneut an ihn gewandt.
„Hope“ („Hoffnung“) ist eine emotionale Geschichte von Hoffnung, von verlassener Heimat, von der Furcht vor dem Ungewissen, aber immer getragen von der Hoffnung auf eine neue Heimat.
Text lernen und Lagerfeuer vorbereiten: Für alle 40 Beteiligten gibt es täglich zwölf bis 14 Stunden gut zu tun
Seit Monaten bereiten die am Film Beteiligten alles für das Werk vor. Unter den Mitwirkenden sind auch „BotschafterInnen der Erinnerung“. Sie sprachen über Heimat, sie sprachen über sich, sie sprachen mit Geflüchteten. Daraus entstand ein Drehbuch, das aber immer noch geändert werden konnte.
20 Minuten Film sind in den vergangenen fünf Tagen entstanden, die meisten davon in der Nacht aufgenommen, am Lagerfeuer und in einem Container. Die DarstellerInnen saßen oder standen mit nackten Füßen im nassen Sand.
Es ist nicht nur ein Vergnügen. Wer keinen Text lernen muss, muss an die Schüppe. Weil eine große Pfütze das THW-Gelände in ein Feuchtgebiet verwandelte, wurde der Boden trockengelegt.
Das Land gibt Geld für den Film, der in Schulklassen und Jugendzentrum gezeigt werden soll
Melanie Burgdorf half mit, aus dem Schlammloch eine Wüste zu machen. „Das war schon sehr anstrengend.“ Burgdorf ist, wie viele andere in dem Projekt auch, Botschafterin der Erinnerung, gehört zu dem Kreis von Frauen und Männern, die die Karfreitags-Gedenkfeier in der Bittermark vorbereiten und moderieren.
Andreas Roshol ist pädagogischer Mitarbeiter beim Jugendring Dortmund und derjenige, der jedes Jahr erneut die Verantwortlichen in der Landesverwaltung überzeugt, Geld für einen Film zu geben.
Für jeden Film gibt es eine öffentliche Vorstellung, anschließend können und sollen LehrerInnen und PädagogInnen ihn im Unterricht, im Jugendheim oder bei Vereinsveranstaltungen zeigen. Bislang lief das sehr gut, so Roshol.
Eine Preview des Kurzfilms „Hope“ – auf den ursprünglichen und zu sperrigen Arbeitstitel „Meine Heimat – Deine Heimat – Unsere Heimaten“ verzichten die MacherInnen – wird im Februar oder März des kommenden Jahres in Dortmund sein.
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