Das Bündnis für mehr Personal im Gesundheitswesen setzt sich für eine bedürfnisgerechte, finanzierbare Pflege für alle ein, die nicht zur Verarmung führen darf. Zur Gründungsveranstaltung sind alle interessierten BürgerInnen eingeladen. Die Veranstaltung findet am Dienstag, den 9. April, um 18 Uhr im Wichern Kultur- und Tagungszentrum in der Nordstadt statt.
Privater, profitorientierter Sektor im Gesundheitswesen nimmt immer mehr zu
Das Bündnis betrachtet die Gesundheit als ein hohes Gut. Doch die Versorgung von pflegebedürftigen und kranken Menschen sei zum Sparobjekt geworden. Ebenso nehme der private, profitorientierte Sektor im Gesundheitswesen immer mehr zu.
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Dortmund sei ein großer Gesundheitsstandort mit vielen Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Insbesondere die öffentlichen und frei-gemeinnützigen Einrichtungen wären völlig unterfinanziert und besonders die Pflege arbeite am Limit. Diese Situation stelle ein Politikum dar, auf das PolitikerInnen nur sehr zögerlich reagieren würden, „mit halbherzigen Reformen“.
Doch in zunehmendem Maße würden sich viele Menschen so etwas nicht mehr gefallen lassen: Beschäftigte in Kliniken würden für mehr Personal kämpfen, Bürgerinnen und Bürger würden sich in einer wachsenden Zahl zu Bündnissen für mehr Personal im Gesundheitswesen zusammen schließen.
Bündnis will Missstände öffentlich machen und gemeinsam für Verbesserungen kämpfen
Deshalb will das Bündnis auch in Dortmund gravierende Missstände aufzeigen, sie öffentlich machen und gemeinsam mit Betroffenen, sowie mit anderen Initiativen und Verbänden für Verbesserungen kämpfen. Eingeladen zur Gründungsveranstaltung des Dortmunder Bündnissen sind alle interessierten Menschen, Verbände und Initiativen, die mit den Zielsetzungen einverstanden sind.
In einem kleinen Rahmenprogramm werden die Zielsetzungen und die Aufgaben dieses “Pflegebündnisses” bei der Gründungsveranstaltung im Wichernhaus vorgestellt und gemeinsam mit der Dortmunder DGB-Vorsitzenden Jutta Reiter die Gründung vollzogen.
Mitglieder des Dortmunder Bündnisses sind demokratisch orientierte Menschen aus Dortmund und Umgebung, denen eine gute Pflege und Versorgung im Gesundheitswesen am Herzen liegt. Als PatientInnen, BewohnerInnen oder Angehörige hoffen sie bei Behinderung, Krankheit und Verletzung auf zeitnahe, bedarfsgerechte, kompetente und würdevolle Behandlung und Versor- gung. Dieses für alle sicher zu stellen, erachtet das Bündnis als eine zentrale, öffentliche Aufgabe.
Akuter Personalmangel sowohl in den Kliniken als auch in der Pflege drängt zum Handeln
Zur Gründung des Bündnisses wurde eine Stellungnahme zum Selbstverständnis der Initiative aufgesetzt. In dieser heißt es, die Würde des Menschen, laut Grundgesetz eigentlich unantastbar, werde in Wirklichkeit in Deutschland tagtäglich im Gesundheitswesen mit Wissen der Verantwortlichen verletzt. Jahrelang sei das Gesundheitswesen „ökonomisiert“ worden.
Die Gewerkschaft ver.di habe ermittelt, dass in den bundesdeutschen Kliniken 162.000 MitarbeiterInnen fehlen würden. Auch in der Altenpflege sei die Personalnot nicht weniger katastrophal. Die Arbeitsbedingungen für alle Berufe im sozialen Sektor – von der Reinigungskraft bis hin zur Pflegekraft – seien von Zeitdruck, unangemessener Bezahlung, und unzuverlässigen Dienstplänen geprägt. Das habe Auswirkungen auf alle Bereiche der Versorgung, jedoch auch auf die Gesundheit der Beschäftigten.
Outsourcing in den Bereichen Reinigung, Service und Wäsche würden auch in Dortmund stattfinden, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Pflegenotstand sei somit auch in Dortmund angekommen. Hieraus ergeben sich für das Bündnis konkrete Forderungen, die ebenfalls bereits zur Gründung formuliert wurden.
Forderungen nach bedürfnisorientierter Pflege, Entlastung und Tariflohn
Das Dortmunder Bündnis fordert bedürfnisorientierte Pflege für Pflegebedürftige und kranke Menschen. Diese Forderung beinhaltet eine selbstbestimmte und qualitativ hochwertige Pflege und häusliche Versorgung. Deshalb sei die Mitwirkung der maßgeblichen Verbände für die Wahrnehmung der Interessen und der Selbsthilfe der pflegebedürftigen und behinderten Menschen auf allen Ebenen zu stärken.
Pflegende Angehörige benötigten Unterstützung und gesellschaftliche Anerkennung für das, was sie tun: Zum Beispiel durch mehr Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten aber auch mehr Transparenz der vorhandenen Hilfen. Ein wichtiger Punkt sei eine verbesserte Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.
Beschäftigte im Gesundheitswesen bräuchten gute Lohn-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zum Beispiel in Form von tariflicher Bezahlung, mehr Praxisanleitungszeit und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nur so könne dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel begegnet werden.
Schluss mit der verwirtschaftlichten „Fabrikversorgung“
Es müsse endlich Schluss sein mit der profitbringenden, ökonomisierten „Fabrikversorgung“ und den Alibigesetzen auf Bundes- und Landesebene, die zu keiner Verbesserung der Personalsituation und der Rahmenbedingungen führen würden.
Das Teilkaskoprinzip der Pflegeversicherung sei ungeeignet und nicht zukunftstauglich, um eine hochwertige pflegerische Versorgung sicher zu stellen. Daher fordert das Bündnis (mit Ver- weis auf die Gewerkschaft ver.di) eine Umstellung der Refinanzierung auf eine Pflegevollversicherung, mindestens aber eine echte Steuerfinanzierung.
Und wiederholt seine zentrale Forderung nach mehr qualifiziertem Personal im Gesundheitswesen durch gesetzliche Personalbemessungen. Darüber hinaus die Abschaffung des DRG-Fallpauschalensystems! Die Versorgung dürfe sich nicht danach richten, ob eine Erkrankung lukrativ sei oder eben nicht. Gute Pflege und Versorgung hätten ihren Preis und bräuchten mehr Solidarität. Alle hätten ein Recht auf gute Pflege und diese dürfe nicht arm machen.
Weitere Informationen:
Wichern Kultur- und Tagungszentrum, Stollenstraße 36, 44145 Dortmund