Dortmund wird immer jünger: Dutzende neue Einrichtungen und Kita-Gruppen sind in Planung und Bau

In der Kielstraße ist eine Kita im Bau, die vom DRK als Träger übernommen wird.
In der Kielstraße in der Nordstadt ist eine Kita im Bau, die vom DRK als Träger übernommen wird.

Dortmund wird jünger – es gibt mehr junge und jüngste Menschen als geplant. Das liegt vor allem an Zuzügen. Es sind 1100 Kinder unter drei Jahren und 330 über drei Jahren bis zum Schulalter mehr, als ursprünglich für kommendes Jahr geplant.

Zielmarke von 25 Prozent an „U3“-Plätzen wird schwerer zu erreichen

Daniela Schneckenburger
Daniela Schneckenburger

„Das ist eine gute Botschaft: Die Stadt wächst – auch an Chancen und Talenten für den Arbeitsmarkt“, betont Dortmunds Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie, Daniela Schneckenburger.

Doch das setzt die Stadtverwaltung verstärkt unter Zugzwang: Es müssen noch mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Zielmarken bei der Kinderbetreuung zu erreichen.

35 Prozent sogenannte „U3“-Plätze will die Stadt Dortmund erreichen – durch die gestiegene Zahl von Neuzuwandererinnen und Neuzuwanderer wird es natürlich schwieriger, diese Marke zu erreichen.

Ganz abgesehen davon, dass für alle Kinder ab drei Jahren ein Kita-Platz zur Verfügung stehen soll.

Versorgungsquote in verschiedenen Stadtbezirken sehr unterschiedlich

Fabido Familienzentrum Stollenstraße
Vor allem in der Nordstadt ist es schwierig, jedem Kind einen Kittplatz anzubieten.

Allerdings ergeben sich noch Unterschiede in der Versorgung der einzelnen Stadtbezirke, die erst in den kommenden Jahren bedarfsgerecht angeglichen werden können.

In den Stadtbezirken Innenstadt-Nord, Innenstadt-Ost, Scharnhorst, Lütgendortmund und Mengede werden beispielsweise nur zirka 95 Prozent Versorgungsquote für die Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt erreicht.

Darüber hinaus werden aufgrund der gestiegenen Zahlen der Kinder unter drei Jahren die zukünftigen Ü3-Kinderzahlen bis zum Kita-Jahr 2018/2019 weiter kontinuierlich steigen.

Ad hoc sind diese Kinder nicht zu betreuen: Zwischen zwei und vier Jahren braucht es in der Regel vom Erkennen neuer Bedarfe bis zur Eröffnung einer Gruppe.

297 bestehende Kitas in Dortmund – 35 weitere kommen hinzu

In der FABIDO-Kita Münsterstraße gab es einen Wasserschaden. Die Einrichtung ist vorübergehend geschlossen.
297 Kitas gibt es in Dortmund. Mehrere Dutzend neue sind in Bau und Planung. Fotos: Alex Völkel

Daher werden zu den 297 in Betrieb befindlichen Kindertageseinrichtungen allein bis zum kommenden Sommer drei weitere Kitas ans Netz gehen.

Für das Kindergartenjahr 2016/2017 sind 18  Einrichtungen neu geplant, für das Jahr 2017/2018 14 neue.

Weitere fünf Kitas sind schon jetzt für Folgejahre geplant. Dazu werden eine ganze Reihe von Kitas um weitere Gruppen erweitert. Doch das wird dennoch nicht reichen.

Seit dem Beschluss des Rates zum Betreuungsausbau vom Mai 2011 sind bislang insgesamt 21 neue Kitas mit 500 neuen U3-Plätzen in Betrieb gegangen. Durch Um- und Anbauten in den Bestandseinrichtungen konnten weitere 600 neue U3-Plätze geschaffen werden.

Das größte Problem: In der Nordstadt, wo die meisten neuen Plätze benötigt werden, gibt es kaum geeignete Grundstücke, die für den Neubau zur Verfügung stehen.

Investorenmodell für neue Kitas – volle Kostenübernahme für Träger

In der Kielstraße ist eine Kita im Bau, die vom DRK als Träger übernommen wird.
Es ist schwierig, in der Nordstadt geeignete Grundstücke für den Kita-Neubau zu finden.

Neue Kitas werden im Wesentlichen im Investorenmodell geschaffen.

Investoren errichten auf ausgeschriebenen städtischen oder auf eigenen Grundstücken im Rahmen der örtlichen Bedarfsplanung des Jugendamtes neue Kitas, die an die durch die Jugendhilfeplanung festgelegten Träger langfristig für 25 Jahre vermietet werden.

Die Stadt Dortmund gewährt den Trägern für die Mietdauer die volle Förderung nach dem Kinderbildungsgesetz inklusive der Förderung der Kaltmiete.

Bund und Land fördern über Investitionsprogramme den Bau oder Umbau, die Herrichtung von Außengeländen und die Einrichtungsgegenstände für neue U3-Plätze in Kitas und der Kindertagespflege.

Stadt gibt 74 Millionen Euro für den Betrieb der Dortmunder Kitas aus

Andreas Hibbeln
Andreas Hibbeln

Im kommenden Jahr wird die Stadt 174 Millionen Euro für den Betrieb der Dortmunder Kindertagesstätten ausgeben, erinnert Andreas Hibbeln, Leiter der wirtschaftlichen Jugendhilfe.

„Das zeigt, wie wichtig dem Rat die Kinder von 0 bis Schuleintritt sind.“ Für die Kitas trägt das Land rund 35 Prozent der Kosten.

Allerdings sei das zu wenig, macht Schneckenburger deutlich: Das Land muss über das Kinderbildungsgesetz neu nachdenken und Revisionen vorbereiten.

„Für die Zukunft muss das Land sehr genau gucken, dass Städte mit hohem Zuwanderungsdruck auch mehr Hilfe auf der Betriebskostenseite brauchen.“

Denn das Land geht davon aus, dass die Eltern 19 Prozent der Kosten über Elternbeiträge beisteuern. Bei viele Neuzuwanderern und schwieriger Sozialstruktur in Großstädten wird das nicht erreicht: Nur 12 bis 13 Prozent kommt aus Elternbeiträgen zusammen.

Handlungsbedarf auf Seiten des Landes angemahnt

Thomas Wawrzynek-Lukaschewitz
Thomas Wawrzynek-Lukaschewitz

„Daher braucht es einen Mechanismus, den Städten unter die Arme zu greifen. Das Land muss die Kosten abfedern.“

Allerdings werden die Mittel bisher eher nach dem Gießkannenprinzip verteilt. Die Herausforderungen von Kommunen mit einem besonderen Zuwanderungsdruck sind nicht im Fokus.

Auch bei der Kinderbetreuung sieht die Stadt noch Handlungsbedarf seitens des Landes: „Ein Betreuungsplatz kostet rund 11.000 Euro im Jahr. Dafür bekommen wir nur 785 Euro Landeszuschuss“, macht Thomas Wawrzynek-Lukaschewitz, Bereichsleiter zur Förderung von Tagesbetreuung für Kinder deutlich.

Zum Vergleich: Ein Kita-Platz kostet je nach Form und Umfang der Betreuung zwischen 6000 und 16.000 Euro – dafür gibt es 35 Prozent vom Land.

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  1. Linke & Piraten

    Nein zu teuren Geschäften mit Kindertagesstätten



    „Selbstverständlich sind wir für den Bau weiterer Kindertagesstätten. Alle Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihr Kind benötigen, sollen diesen auch erhalten. Aber die Stadt Dortmund muss diese Kindertagesstätten in Eigenleistung erstellen. Unwirtschaftliche Investorenmodelle lehnen wir ab“, sagt Dr. Petra Tautorat, Mitglied im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie sowie kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN. 



    Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN wird deshalb am Donnerstag, 17. März, dem geplanten Verkauf von vier städtischen Grundstücken in der Nordstadt (zweimal) sowie in den Stadtbezirken Hombruch und Lütgendortmund nicht zustimmen. Denn die Flächen sollen ausgeschrieben werden, damit interessierte Investoren darauf Kindereinrichtungen bauen und der Stadt für mindestens 25 Jahre vermieten. Alternativ können auch staatliche anerkannte Träger eine der neuen Kitas anmieten. In diesem Falle muss die Stadt einen Betriebskostenzuschuss übernehmen.



    „Jedes dieser Modelle wird für die Stadt Dortmund teurer als der Bau über die städtische Immobilienwirtschaft“, kommentiert Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN. „Wir lehnen kreditähnliche Geschäfte nach dem Investorenmodell oder im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft grundsätzlich ab. Eine ausreichende Zahl an Kindertageseinrichtungen gehört zur gesetzlich vorgeschriebenen Daseinsfürsorge. Dafür ist die Kommune zuständig, nicht aber Privatinvestoren, die durch die Vermietung auch noch viel Geld verdienen.“



    Genauso sehe das auch die Gemeindeprüfungsanstalt, betont Dr. Petra Tautorat. In dieser überörtlichen Prüfung, die ebenfalls am Donnerstag dem Rat vorgelegt werde, heiße es wörtlich: „Die Investorenmodelle sollten überdacht werden“.

Kämmerer Jörg Stüdemann habe bereits mitgeteilt, dass die Stadt Dortmund neue Kindertagesstätten theoretisch auch aus Mitteln des Kommunalinvestitionspaketes finanzieren könnte, sagt Utz Kowalewski. „Vier neue Kitas werden auf diesem Weg bereits finanziert.

    Wir werden deshalb im Rat den Antrag stellen, dass die weiteren vier Kitas ebenfalls auf diese Weise finanziert werden.“

Und weiter: „Wir befinden uns in keiner Zwangslage mehr, mittlerweile werden die gesetzlich vorgeschriebenen Betreuungsquoten in Dortmund fast erfüllt. Es gibt also keinen Grund mehr, wie schon mal geschehen, solche unwirtschaftlichen Modelle in Anspruch zu nehmen.“


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