Von Susanne Schulte
Das Zeitungssterben wird sie nicht aufhalten, aber „ich würde nicht so einfach vom Ende der Zeitung reden“, sagt Dr. Astrid Blome, die am 15. August als neue Leiterin ihren ersten Arbeitstag im Institut für Zeitungsforschung hat. Die Zeitung habe eine Stärke, die kaum ein anderes Medium aufweise: den Lokalteil. Den liest sie nicht nur, darüber hat sie auch ihre Habilitation geschrieben, die Arbeit, die einer Professur vorausgeht.
Ein herzlichen Willkommen von allen Seiten: „Sie ist ein Glücksfall für uns“
Als Leiterin des 90 Jahre alten Zeitungsforschungsinstituts soll sie jedoch nicht am Lokalen festhalten, sondern dafür sorgen, dass es bundesweit und international wieder mehr ins Gespräch kommt.
Dass sie das kann, davon sind Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Bibliotheksleiter Dr. Johannes Borbach-Jaene überzeugt. „Sie ist ein Glücksfall für uns“, so deren Einschätzung beim Pressegespräch in den Räumen des Instituts am Max-von-der Grün-Platz.
Der Wissenschaft gilt ihre Leidenschaft: „Ich habe ein Pressehistoriker-Herz“
Gut anderthalb Jahre hatte man nach einer Leitungspersönlichkeit gesucht, die die 2014 frei gewordene Stelle besetzen sollte.
Blome soll jetzt dafür sorgen, dass die Zeitungsforschung aus Dortmund nicht nur im städtischen Leben fest verankert ist, sondern auch in der Wissenschaft. Und gerade das hat Astrid Blome an der Aufgabe sehr interessiert: „Ich habe ein Pressehistoriker-Herz“, sagt sie.
Was sie aus Hamburg und Mainz – im Norden arbeitet sie als Privatdozentin an der dortigen Universität, in der Landeshauptstadt von Rheinland Pfalz am Gutenberg-Museum als Kuratorin für Zeitung und Presse – nach Dortmund zieht, ist eben die Wissenschaft und die geplante enge Zusammenarbeit mit dem Journalistik-Studiengang an der Uni in Dortmund. „Ich möchte die Studenten ins Institut holen.“
Zeitung als „ganz besonderes kulturelles Erbe“
Astrid Blome studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Hamburg, schrieb in Bremen ihre Doktorarbeit über die Berichterstattung der deutschen Zeitungen über die politischen Entwicklungen in Russland im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert.
Sie war am Bremer Institut Deutsche Presseforschung tätig, weiß, wie man unterrichtet und Ausstellungen konzipiert. Das „ganz besondere kulturelle Erbe“, das die Zeitungsgeschichte der Bundesrepublik hinterlassen hat, begeistert sie.
Institut wurde vor 90 Jahren gegründet – Geburtstag feierte man lediglich mit einer Fachtagung
1926 wurde das Dortmunder Zeitungsforschungsinstitut gegründet, die Feier zum 90-jährigen Bestehen erlebten nur Fachleute. Aber den 100. Geburtstag werde man dann groß feiern, meinte am Rande des Gesprächs Johannes Borbach-Jaene, der Direktor der Stadt- und Landesbibliothek.
Und dieses Fest wird wohl, wenn alles so läuft, wie sie es plant, Astrid Blome ausrichten. Denn die 50-Jährige hat vor, die „nächsten 15 bis 17 Jahre“, also bis zu ihrer Rente, in der Westfalenmetropole in Sachen Zeitung zu forschen.
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Längere Öffnungszeiten im Institut für Zeitungsforschung
Das Institut für Zeitungsforschung hat ab sofort wieder sechs Stunden länger geöffnet: Forscher, Studierende und Schülerinnen und Schüler können nun an jedem Dienstag und Donnerstag bis 19 Uhr im Institut arbeiten. Die neuen Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10-19 Uhr, Mittwoch und Freitag 10-16 Uhr
Das 1926 gegründete Institut für Zeitungsforschung ist mit seinen umfangreichen Sammlungen zur Presse- und Mediengeschichte weltweit einzigartig. Als Forschungs- und Bildungsinstitution der Stadt Dortmund ist das Institut national und international bekannt.
Im Archiv werden historische und aktuelle Zeitungen und Zeitschriften, Frühdrucke und Plakate, Nachlässe von Journalisten und politische Karikaturen im Original bewahrt und auf Mikrofilmen gesichert. Die Fachbibliothek führt fast 200 Fachzeitschriften und Zeitungen und hat einen umfangreichen, laufend durch Neuerscheinungen ergänzten Bestand an Monographien zu Presse, Medien, Publizistik und verwandten Sachgebieten, der auch ausgeliehen werden kann. Die Fachdatenbank ZIMP weist einschlägige Beiträge aus ausgewählten Tages- und Wochenzeitungen zu den Kernthemen des Instituts nach (wieder aktuell ab 2017).