Anschließend gibt es eine Lesung in der Stadt- und Landesbibliothek

Dortmund erinnert: Holocaust-Gedenktag für ermordete Sinte:zze und Rom:nja am 2. August

An der Veranstaltung zum Gedenken der ermordeten Dortmunder Sinti:zze und Rom:nja nahmen rund 100 Menschen teil.
An der Veranstaltung zum Gedenken der ermordeten Dortmunder Sinte:zze und Rom:nja nahmen rund 100 Menschen teil. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

„Den Lebenden zur Mahnung, den ermordeten Sinti und Roma zum Gedenken“ steht es in leuchtender Farbe an der Mauer hinter dem Gedenkstein an der Weißenburgerstraße/Ecke Gronaustraße. Vor dieser Kulisse findet am Mittwoch, den 2. August 2023, um 17 Uhr die Gedenkveranstaltung an die in der NS-Zeit ermordeten Sinte:zze und Rom:nja statt. Anschließend gibt es um 19 Uhr die Möglichkeit, in der Stadt- und Landesbibliothek einer Lesung mit Musik in Erinnerung an die Sinteza Zilli Schmidt beizuwohnen.

Europäischer Holocaust-Gedenktag für ermordete Sinte:zze und Rom:nja

Anlässlich der Ermordung der letzten 4.300 Sinte:zze und Rom:nja in Auschwitz-Birkenau erklärte das Europäische Parlament den 2. August zum „europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma“. Seit 2015 erinnert dieser Tag offiziell an die grauenhafte Massenvernichtung der insgesamt 500.000 Sinte:zze und Rom:nja, die im nazionalsozialistisch besetzen Europa ermordet wurden.

Gedenkveranstaltung am Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma – (v.l.) Roman Franz, Christiane Gruyters, Hannah Rosenbaum, Hassan Adzaj, Norbert Schilff (Archivbild) Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

Bereits am 16. Mai 1944 hatte die SS den Versuch unternommen, das von den Nazis genannte „Z*-Lager“ aufzulösen. All jene, die der Mangelernährung, der schweren körperlichen Arbeit oder den Launen der KZ- Aufseher:innen nicht bereits zum Opfer gefallen waren, sollten an diesem Tag endgültig vernichtet werden. Da die Inhaftierten sich mit notdürftig gebauten Waffen aus Blech stark zur Wehr setzten, scheiterte der Versuch.

Um 19 Uhr am 2. August 1944 wurde das Lager dann ein für alle Mal verriegelt. Trotz wiederholtem Widerstand trieb die SS die verbliebenen Sinte:zze und Rom:nja mit Hilfe von Flammenwerfern und Hunden in die Gaskammern. Spätestens am nächsten Morgen war das Lager leer. Es gab keine Überlebenden. Ein Augenzeuge erinnert sich:

„Wir hörten ein furchtbares Geschrei. Die Z* wußten, daß sie in den Tod geschickt werden sollten, und sie schrien die ganze Nacht. Sie waren lange in Auschwitz gewesen. Sie hatten gesehen, wie die Juden an der Rampe ankamen, hatten Selektionen gesehen und zugeschaut, wie alte Leute und Kinder in die Gaskammer gingen. [Und darum] schrien sie.“ – Menashe Lorinczi (Häftling aus Mengeles Zwillingsgruppe)

Der Dortmunder Ostbahnhof: die letzte Station vor Auschwitz- Birkenau

Unter den Toten des 2. und 3. Augusts 1944 waren vermutlich auch Dortmunder Sinte:zze und Rom:nja. Der ehemalige Dortmunder Ostbahnhof wurde Anfang März 1943 zur Deportation in das Konzentrationslager Ausschwitz- Birkenau genutzt. Mehr als 1000 Jüd:innen und über 150 Sinte:zze und Rom:nja aus Dortmund und Umgebung sollten die Bedeutung der Metapher „Todesfabrik“ am eigenen Leib erfahren.

Das Wandbild von Anna Hauke erinnert seit 2021 zusätzlich zum Gedenkstein an die Deportation der Sinti:zze und Rom:nja
Das Wandbild von Anna Hauke erinnert seit 2021 zusätzlich zum Gedenkstein an die Deportation der Sinte:zze und Rom:nja Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

In unmittelbarer Nähe der Eisenbahnbrücke wurde 55 Jahre später das Mahnmal errichtet. Der Gedenkstein trägt die Inschrift: „Vom ehemaligen Ostbahnhof aus, dessen Gelände sich früher in unmittelbarer Nähe befand, wurden am 9. März 1943 Sinti und Roma aus Dortmund und Umgebung in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
Zum ehrenden Gedenken an die Ermordeten und den Lebenden zur Mahnung, stets rechtzeitig der Unmenschlichkeit entgegenzutreten.“

Im Jahr 2021 wurde der Gedenkstein durch ein großes Wandbild ergänzt, um dem Mahnmal mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. In Abstimmung mit dem Landesverband NRW der deutschen Sinti und Roma fertigte das Bündnis Dortmund gegen Rechts (BDgR) einen Entwurf an. Die künstlerische Ausgestaltung und Umsetzung übernahm die Dortmunder Künstlerin Anna Hauke.

Gedenken am Ort der Deportation und anschließende Lesung in der Stadt- und Landesbibliothek

Auch in diesem Jahr wird es am 2. August um 17 Uhr eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung am Gedenkstein an der Weißenburgerstraße/Ecke Gronaustraße geben. Dort wird es Redebeiträge von Roman Franz vom „Verband deutscher Sinti und Roma e.V. NRW“ und des 1. Bürgermeisters der Stadt Dortmund Norbert Schilff geben.

Tirzah Haase trägt Gedichte von Ilija Jovanovic und Ceija Stojka vor. Rechts neben ihr eine Kohlezeichnung von Otto Pankok
Tirzah Haase trug letztes Jahr Gedichte von Ilija Jovanovic und Ceija Stojka vor, rechts neben ihr eine Kohlezeichnung von Otto Pankok. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wird um 19 Uhr eine Lesung mit Musik im Studio B in der Stadt- und Landesbibliothek (Max-von-der-Grün-Platz 1-3) stattfinden. Im Fokus steht das Leben der Sintezza Zilli Schmidt, geborene Reichmann. Die Veranstaltung zeichnet ihr Leben in der Vorkriegszeit, im Lager und anschließend in der Bundesrepublik nach und wird in Kontrast gesetzt zu den antiziganistischen Diskriminierungen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft.

Die Dortmunder Schauspieler:innen Tirzah Haase und Andreas Weißert werden aus Originaltexten lesen. Die historische Einordnung übernimmt Helmut Manz (BDgR), Musikalisches Peter Sturm. Roman Franz vom „Landesverband der Sinti und Roma NRW“ führt in die Veranstaltung ein. Verabschiedet werden die Zuhörer:innen mit einem kleinen Filmbeitrag von Zilli Schmidt. Die Veranstaltung wird organisiert vom „Bündnis Dortmund gegen Rechts“ in Kooperation mit dem „Landesverband NRW der Sinti und Roma“ und der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.

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    • Nordstadtblogger-Redaktion

      „Den Lebenden zur Mahnung, den ermordeten Sinti und Roma zum Gedenken“ steht es in leuchtender Farbe an der Mauer hinter dem Gedenkstein an der Weißenburgerstraße Ecke Gronaustraße. Vor dieser Kulisse findet am Mittwoch, den 2. August 2023 um 17 Uhr die Gedenkveranstaltung an die in der NS-Zeit ermordeten Sint:ezze und Rom:nja statt. Anschließend gibt es um 19 Uhr die Möglichkeit, in der Stadt- und Landesbibliothek einer Lesung mit Musik in Erinnerung an die Sinteza Zilli Schmidt beizuwohnen.

  1. Veranstaltungen anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktags für Sinti und Roma in Dortmund (PM Verband Deutscher Sinti und Roma e.V Landesverband NRW)

    Am Nachmittag des 2. August 2023 bietet der Landesverband Deutscher Sinti und Roma NRW e.V., vertreten durch seinen 1. Vorsitzenden, Herrn Roman Franz, zwei öffentliche Veranstaltungen in Kooperation mit dem Bündnis „Dortmund gegen Rechts“ an.

    Um 17 Uhr finden wir uns gemeinsam am Mahnmal Ecke Weißenburgerstraße/ Gronaustraße zur Kranzniederlegung ein. Darüber hinaus werden dort der 1. Vorsitzende Roman Franz und Bürgermeister Norbert Schilff einen Redebeitrag leisten.

    Um 19 Uhr findet eine Lesung mit Musik im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek (Max-von-der-Grün-Platz 1-3) statt. Das Thema sind die Erinnerungen der Sinteza Zilli Schmidt (1924-2022). Die Dortmunder Schauspielerin Tirzah Haase und der Schauspieler Andreas Weißert werden aus Originaltexten lesen, Helmut Manz (BDgR) wird die historische Einordnung vornehmen und Peter Sturm musikalische Beiträge leisten. Unser 1. Vorsitzender Roman Franz führt in die Veranstaltung ein.

    Hintergrundinformationen:
    In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden die letzten noch in Auschwitz-Birkenau lebenden 4300 Sinti und Roma mit Hunden und Flammenwerfern in die Gaskammern getrieben. Niemand von ihnen überlebte diese sogenannte „Zigeunernacht von Auschwitz“. Um wenigstens die Erinnerung an sie und alle rund 500.000 Opfer des faschistischen Völkermords an den Sinti und Roma am Leben zu erhalten, hat das Europäische Parlament im Jahr 2015 den 2. August zum europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma und Sinti erklärt.
    Vom Dortmunder Ostbahnhof aus wurden am 9. März 1943 rund 150 Dortmunder Sinti und Roma nach Auschwitz deportiert.

    Nachdem in den vergangenen Wochen vermehrt über erstarkte rechtsgerichtete Parteien berichtet wurde, sollen diese Veranstaltungen auch daran erinnern, welche Konsequenzen eine solche Politik hat:
    Die Opferzahl des deutschen Massenverbrechens belaufen sich auf über 13 Millionen Menschen. Darüber hinaus sind über 6 Millionen weitere Opfer aus der deutschen Bevölkerung zu beklagen. Das sind 9,2 % der damaligen Gesamtbevölkerung. Rechte Politik richtet sich gegen jede einzelne Person der Gesellschaft, daher lohnt es sich für uns alle weiterhin daran zu erinnern.

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