Im Moment braucht man noch viel Phantasie: Das Projekt ist kaum mehr als ein 70.000 Quadratmeter großes Loch am Rande der Westfalenhütte. Doch nebenan im Hoeschmuseum ist zu sehen, wie die neue Nachbarschaft hier schon bald aussehen könnte: Ein neues Wohnquartier mit 800 Wohneinheiten soll hier entstehen. Einen Namen hat es auch schon: „Karlsquartier“.
Der Name spielt auf „Karl Hoesch“ an – gegeben hat es ihn nie
Das Hoesch-Museum Dortmund zeigt die Ergebnisse des ersten Architekturwettbewerbs für den „neuen Norden“ in der Ausstellung „Karlsquartier“, die noch bis zum 7. Mai an der Eberhardstr. 12 zu sehen ist. Der Eintritt ist frei. Am Sonntag eröffnete Oberbürgermeister Thomas Westphal die Präsentation. „Für unser Museumi st es eine ungewöhnliche, aber auch eine um so schönere Ausstellung“, sagte Dr. Karl Lauschke, Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums
Der Name spielt auf „Karl Hoesch“ an – eine Figur, die es in der Familien- und Unternehmensgeschichte Hoesch nie gegeben hat. Der Name steht jedoch in Dortmund und im Ruhrgebiet seit Jahrzehnten sinnbildlich für Qualität, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit. „Wir sind gespannt, wie unsere Nachbarschaft aussehen wird und freuen uns auf die Möglichkeiten, die uns die Viertelerweiterung bieten wird“, so Lauschke.
„Wir wünschen uns, dass das Hoesch-Museum und künftig auch das neue Stahlhaus für viele Nachbarinnen und Nachbarn zu einem Ort der Begegnung wird.“ Auch die Ergebnisse der weiteren Architektur-Wettbewerbe werde sie sehr gerne im Hoesch-Museum ausstellen, versicherte Museumsleiterin Isolde Parussel.
Mehr als 220 Millionen Euro werden im „Karlsquartier“ verbaut
„Das Karlsquartier ist ein wichtiger Baustein für die wohnungspolitischen Ziele in unserer Stadt“, sagt Oberbürgermeister Thomas Westphal, „dort entstehen überwiegend Mietwohnungen, 25 Prozent davon als sozialer Wohnungsbau. Die Großstadt der Nachbarn wächst um Wohnraum für alle!“
Mehr als 220 Millionen Euro sollen hier verbaut werden. Im ersten Bauabschnitt mit 185 Wohnungen – dessen Planungen wurden jetzt vorgestellt – liegt der Anteil von öffentlich geförderten Wohnungen noch höher. Entstehen werden hier – entsprechend der Bedarfe – Wohnungen zwischen 35 und 120 Quadratmetern. Sie werden voraussichtlich für 6,60 Euro pro Quadratmeter zu haben sein.
Realisiert wird das Karlsquartier von den Unternehmen BPD Immobilienentwicklung GmbH und IMMOWERK GmbH. Im Architekturwettbewerb für das erste Baufeld hat sich die Jury für einen Entwurf aus Dortmund entschieden. Das erste Baufeld könnte bis zur IGA 2027 fertig sein. Eine Gesamtfertigstellung aller Bauabschnitte könnte bis 2030 erfolgen. „Am Ende meiner zweiten Amtszeit machen wir das fertig“, scherzte Westphal.
„Ich freue mich sehr, dass mit RKW Architektur + ein in Dortmund ansässiges Unternehmen den Wettbewerb für das erste Baufeld für sich entscheiden konnte. Der Entwurf überzeugt besonders mit seiner lockeren Bebauung und einem familienfreundlichen Umgang mit den Freiflächen. Aber auch die anderen Teilnehmenden haben spannende Ideen präsentiert“, so Westphal.
Die Ausstellung zeigt auch historisches Baumaterial
Der Sieger-Entwurf ist im Hoesch-Museum auch als Modell zu sehen, außerdem werden die Pläne aller fünf teilnehmenden Projektteams gezeigt. Das Hoesch-Museum hat die Ausstellung mit historischem Baumaterial aus ehemaligen Hoesch-Häusern des Viertels angereichert, darunter Ziegelsteine, Fenstergitter, Türbeschläge, Lichtschalter u. ä.
Die Ergebnisse des im September 2022 begonnenen ersten Architekturwettbewerbs zeichneten sich durch enorme gestalterische Vielfalt aus. Die unterschiedlichen räumlichen Lösungsansätze haben uns begeistert. Sie haben unseren Ansatz, den Bebauungsplan möglichst offen zu gestalten, bestätigt“, betont Gerald Darkow, Gebietsentwicklung Region West bei BPD.
„Nicht zuletzt in diesem Kontext hat uns der Siegerentwurf von RKW Architektur + besonders gut gefallen, weil er eine schlüssige Verbindung von öffentlichen und halböffentlichen Grünflächen, innerhalb und außerhalb des Ensembles schafft. Damit zeigt er exemplarisch unsere Vision für diesen innenstadtnahen historischen Industriestandort als lebenswerte Wohnlage“, so Darkow.
300 Eigentumswohnungen, 300 frei finanzierte und 200 sozial geförderte
Für den Entwurf hatten die Immobilienentwickler einige Voraussetzungen formuliert. So sollte sich die neue Wohnbebauung in die vorhandene gründerzeitliche Blockrandstruktur einfügen und eine offene Hofanlage für die Bewohner:innen und Nutzer:innen bieten. Gefragt war außerdem ein innovatives Mobilitätskonzept z. B. mit E-Ladestationen, Car-Sharing-Angeboten und Rad-Leihstationen.
Neben den 800 Wohnungen – darunter 300 Eigentumswohnungen, 300 frei finanzierte und 200 sozial geförderte – entstehen im Quartier eine fünfzügige Grundschule, eine achtzügige Kita sowie ein Supermarkt und Cafés. Aktuell plant die Stadt Dortmund neue Verkehrsverbindungen einschließlich einer Verlängerung der U44 über das Gelände.
Zudem soll unmittelbar an das „Karlsquartier“ angrenzend der „Grüne Ring“ entstehen, eine ca. 35 Hektar große, das gesamte Westfalenhüttengelände umschließende Parkanlage, die zur Naherholung und Freizeitgestaltung einlädt und auch die Belange des Naturschutzes berücksichtigen wird. Vor allem für die Menschen in der dicht bebauten Nordstadt soll der „Grüne Ring“ zum vielfältigen Ort der Begegnung im öffentlichen Raum werden und das Wohnumfeld verbessern.
Mehr Informationen zur Ausstellung im Hoeschmuseum:
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Öffnungszeiten: Dienstags und mittwochs von 13 bis 17 Uhr, donnerstags von 9 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr. An Feiertagen geschlossen.
- karlsquartier-dortmund.de
- dortmund.de/hoeschmuseum
- dortmund.de/gruenerring
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Museumsgespräch „Die Hoesch-Belegschaft gegen Rechtsextremismus“ (PM)
Im Hoesch-Museum Dortmund, Eberhardstraße 12, hält am Donnerstag, 20. April, 18 Uhr, Hans Wacha einen Vortrag „Die Hoesch-Belegschaft gegen Rechtsextremismus“. Im Rahmen der Förderung „Stadtteil-Historiker Ruhrgebiet“ wurde eine Chronologie von Ereignissen und Aktivitäten erstellt, bei denen sich Belegschaftsmitglieder der drei Dortmunder Hoesch-Standorte (Westfalenhütte, Phoenix und Union) gegen Rechtsextremismus positioniert haben. In Schlaglichtern wird diese Übersicht im Rahmen eines Museumsgespräches vorgestellt. Der Eintritt ist frei.
Radtour zur Hoesch-Geschichte: Auf den Spuren von Stahl und Eisen (PM)
Mit dem Drahtesel auf den Spuren von Stahl und Eisen: Am Sonntag, 30. April gibt es wieder Gelegenheit, die Geschichte von Hoesch in einer geführten Radtour zu erfahren. Los geht es um 11 Uhr am Hoesch-Museum, Eberhardstraße 12. Die Tour führt zuerst exklusiv über das Gelände der ehemaligen Westfalenhütte, heute ThyssenKrupp. Danach geht die Fahrt zum Phoenix-See und über das Phoenix-West-Gelände zurück zum Hoesch-Museum. Dort findet zum Abschluss eine kurze Einführung zur Dauerausstellung statt.
Die Teilnehmer*innen fahren teils entlang der ehemaligen Gleistrasse der Stahl- und Eisentransporte und über die Wege der ehemaligen Elias-Bahn. Die Strecke ist etwa 27 km lang. Die Fahrt dauert einschließlich einer Pause ca. vier Stunden. Die Tour kostet 6 Euro pro Person. Benötigt werden verkehrstaugliche Fahrräder und ein Fahrradhelm. Das Mindestalter ist 15 Jahre.
Anmeldung im Museum unter Tel. (0231) 844-5856 oder hoesch-museum@web.de. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Personen begrenzt. http://www.dortmund.de/hoeschmuseum
geodobert
Ich habe ein Gerücht gehört dessen Wahrheitsgehalt ich nicht weiter überprüfen kann. Angeblich ist das Projekt vorerst gestoppt. Die geplante Tiefgarage ist aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht möglich und die Bodenbelastung ist zu hoch. Da frage ich mich was da so vom Wind in der Nordstadt so verteilet wird durch die Bodenerosion jetzt wo die gesammte Fläche freigelegt ist. Ein Investor soll sich schon zurückgezogen haben.
Nordstadtblogger-Redaktion
Hallo,
Danke für den Kommentar. Wir fragen mal nach.
Nordstadtblogger-Redaktion
Wir haben mittlerweile die Antwort der Stadt bekommen:
Ein Stopp des Projektes, ein Rückzug eines Investors oder Schwierigkeiten beim Bau von Tiefgaragen sind im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt nicht bekannt.
Es wurde ein Planverfahren durchgeführt, in dem alle Umweltbelange betrachtet wurden. Unter anderem wurde ein Sanierungsplan in Abstimmung mit dem Umweltamt erarbeitet.
Das ehemals industriell genutzte Grundstück ist für die geplante Wohnbebauung mit großem Aufwand aufbereitet worden. Der von der Unteren Bodenschutzbehörde genehmigte Sanierungsplan, der die vollständige Entfernung aller schadstoffbelasteten Auffüllungen vorsah, ist mittlerweile umgesetzt.
Die Flächensanierung ist abgeschlossen. Im Bereich der zukünftigen Grün- und Wohnbauflächen im Karlsquartier sind keine schädlichen Bodenverunreinigungen mehr vorhanden.