Von Gerd Wüsthoff
Als „Coffee Table Book“ werden im Verlagsgeschäft solche Bücher und Bildbände bezeichnet, die großformatig und mit aufwendigen Fotografien, jedoch mit verhältnismäßig wenig Text ausgestattet sind. Der Begriff wird vor allem im angelsächischen Sprachraum verwendet. „Dortmund Bauen“ ist solch ein Buch, nur mit weit mehr Text versehen. Reichhaltig und großformatig bebildert und mit Texten der beteiligten Akteure, aus der Verwaltung der Stadt, Architekten und Professoren. Das Buch, das sich in der Zukunft zu einem Nachschlagewerk zur Stadtgeschichte entwickeln wird, kann als ein „Must Have“ für jeden bezeichnen, der sich für Dortmund interessiert. Die physische Veränderung von Dortmund entgeht keinem Beobachter.
Strategien und Perspektiven der Dortmunder Stadtentwicklungspolitik zu Beginn des 21.Jahrhunderts
„Dortmund Bauen“ zeigt die Strategien und Perspektiven der Dortmunder Stadtentwicklungspolitik in den ersten beiden Jahrzehnten des 21.Jahrhunderts auf. Die Herausgeber dieses, in der Bundesrepublik einmaligen Werkes, Dieter Nellen, Wolfgang Sonne und Ludger Wilde für Stadt Dortmund und die Emschergenossenschaft, haben mit dem Verlag Jovis aus Berlin ein Kompendium geschaffen, dass die Hintergründe und Motivationen zur Gestaltung einer modernen und lebenswerten Stadt aufzeigt.
„Dortmund Bauen“ dokumentiert für die Stadt Dortmund den Städtebau, die Urbanität, die Architektur, die Baukultur und die Landschaft. Dortmund gilt als die grünste Großstadt Europas. Ausländer sind meist Überrascht, das diese Stadt, aufgelockert mit Parks und Grünflächen, knapp über 600.000 Einwohner hat. Nicht nur das ist ein Grund für die Attraktivität von Dortmund. Ein weiterer Grund ist der gelungene Wandel von einer Kohle-, Stahl- und Bierstadt in einen modernen Technologie-, Wissenschaft und Forschungs- und Dienstleistungsstandort.
Als Status- und Zukunftsbuch behandelt „Dortmund Bauen“ für die bestimmenden thematischen Cluster der Stadtentwicklung die Strategie, Konzeption, Governance und Partizipation von maßgeblichen Programmen, Leitprojekten, Formaten und Entwicklungsarealen in den ersten beiden Dekaden des 21. Jahrhunderts. In Auftrag gegeben wurde die Dokumentation von der Stadt Dortmund und der Emschergenossenschaft.
Das großformatige Buch „Dortmund bauen“ zeigt eindrucksvoll den Wandel der Stadt
Für Oberbürgermeister Ullrich Sierau zeigt „Dortmund bauen“ eindrucksvoll den Wandel der Stadt. „Die Herausforderungen des Strukturwandels wurden mutig, engagiert und erfolgreich in Angriff genommen“, sagt Sierau. „Die Stadt hat sich zu einer modernen Metropole entwickelt, indem die notwendigen Prozesse und Pläne in Gang gebracht und die richtigen Projekte (Kräne…) realisiert wurden.“
Dr. Uli Paetzel, Vorstand der Emschergenossenschaft, sieht die naturnahe Umgestaltung des Emscher-Systems in Dortmund als einen Meilenstein. „Unser Generationenprojekt Emscher-Umbau ist mehr als nur ein wasserwirtschaftliches Projekt – es fördert maßgeblich auch die städtebauliche Entwicklung in der Region“, sagt Paetzel.
„Nirgends sieht man dies besser als in Dortmund, wo wir im Stadtteil Hörde die Emscher wieder ans Tageslicht zurückgeholt und den Phoenix-See mitgebaut haben. Der Emscher-Umbau bietet einen Mehrwert für Natur und Menschen!“
Zu den inhaltlichen Botschaften des Buches „Dortmund Bauen“ stellten die persönlichen Herausgeber Dieter Nellen, Wolfgang Sonne und Ludger Wilde fest: „Der innere Masterplan strategischer Stadtgestaltung zur Bewältigung des Strukturwandels und anstehender Zukunftsaufgaben wird damit les- und sichtbar. Es geht insgesamt um den inneren Faden kommunalen Handelns, um die Relevanz von Stadt und Regionalentwicklung für die drittgrößte Stadt Nordrhein-Westfalens.“
Der Strukturwandel bildet die Grundlage einer großen stadtentwicklungspolitischen Transformation und Reurbanisierung
Die Darstellungen im vorliegenden Buch reichen von der Jahrhundertwende bis zum Jahr 2020. Im Jahr 1999 begannen die Vorbereitungen für einen neuen, schließlich in 2004 verabschiedeten, Flächennutzungsplan, der den Strukturwandel zur Grundlage einer großen stadtentwicklungspolitischen Transformation und Reurbanisierung durch qualifizierte Konversion von Militär- und Montanflächen, behutsame Stadterneuerung und kulturpolitischen Initiativen in der Gesamtstadt macht. Dabei bereitet sich die Stadt, angeregt durch die Verwaltung auch auf den unausweichlichen Klimawandel vor.
Begleitet, vielleicht sogar ermöglicht wird dieser Paradigmenwechsel durch personelle Neubesetzungen an der Spitze der Stadt und der erstmalig in Nordrhein-Westfalen möglichen Wahl eines hauptamtlichen Oberbürgermeisters. Diese war nur dadurch möglich, dass die Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen im Sinne der kommunalen Förderung geändert wurde.
Das Jahr 2020 markiert wiederum einen weiteren Einschnitt bei der Stadt- und Regionalentwicklung. Ab 2020 werden wesentliche Leit- und Dekaden-Projekte in der Stadt (fast) vollendet sein. Die Emscher wird auf ihrer ganzen Länge weitestgehend abwasserfrei und ein europäisches Vorzeigeprojekt gelungener Renaturierung sein. „Dortmund gilt hier als Muster und Vorreiter für andere Kommunen im Ruhrgebiet“, sagt Paetzel.
Das gewichtige Kompendium ist ein Plädoyer für weitere Offensiven und Formatbewerbungen
Das Ruhrgebiet schließlich erhält erstmalig wieder einen Regionalplan für die gesamte eigene Gebietskulisse, worin auch Dortmund als größte Mitgliedskörperschaft einbezogen ist. Auch die Entwicklungspläne zur Beteiligung an der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr 2027 sind bereits auf dem Weg. Die Kampagne „Nordwärts“ erreicht zum Ende dieses ersten Jahrzehnts ihre erste Zwischenpräsentation.
„Dortmund Bauen“ richtet sich an die Stadtgesellschaft, die BürgerInnen von Dortmund, sowie die regionale und nationale Öffentlichkeit. Das Buch vermittelt einen grundsätzlichen Optimismus in der Sache und jene konstruktive Stimmungslage, ohne die Zukunft in einer Stadt nicht möglich ist. Die Publikation ist weder vordergründige Public-Relations, noch deren mögliches Gegenstück, eine wissenschaftliche Untersuchung. Trotzdem ein kommendes Nachschlagewerk. Das Kompendium ist eine Blaupause und Ermunterung für die Zukunft, ein Plädoyer für weitere Offensiven und Formatbewerbungen („World Urban Forum 2022“).
Den Editoren und Autoren geht es um die Dokumentation jener „Story“ bzw. Erzählung, die die Stadtentwicklung in den letzten beiden Dekaden geprägt hat. „Dortmund Bauen“ ist ein Bericht von innen und verbindet sich dabei mit der Sicht von außen. Zu Wort kommen deshalb rund 50 sowohl interne (30) wie auswärtige Akteure, Beobachter und Autoren, die sich für dieses Stadt-Buch gewinnen ließen.
Der Band erscheint zeitgleich zur Eröffnung des neuen Baukunstarchivs NRW
Architektur und Dokumentarfotograf Sebastian Hopp aus Brühl hat durch seine Fotos einen entscheidenden Beitrag zur fotografischen Umsetzung geleistet. Zudem machen die Luftbilder von Fotograf Hans Blossey die großen Entwicklungsflächen erlebbar.
Das graphische Konzept der Publikation hat das labor b designbüro aus Dortmund realisiert. Der Jovis-Verlag Berlin hat das Buch auflegt. Es ist im Buchhandel nunmehr käuflich (49,80) zu erwerben.
Finanziert hat das Buchprojekt die Stadt Dortmund, zusammen mit der Emschergenossenschaft, DSW21, der Sparkasse Dortmund und bekannten namhaften Dortmunder Akteuren, Baugesellschaften, Architektur- und Planungsbüros, ohne die diese Publikation nicht möglich gewesen wäre.
Der Band erscheint zeitgleich zur Eröffnung des neuen Baukunstarchivs NRW im Herbst 2018 im ehemaligen Dortmunder Museum am Ostwall, Ostwall 7. Denn die neue Adresse soll neben ihrer originären Bestimmung des Sammelns, Archivierens und Dokumentierens auch ein Ort des städtebaulichen und architektonischen Diskurses werden.
Weitere Informationen:
- Jovis Verlag
- ISBN: 978-3-86859-495-9 (Mit dem Titel und der ISBN in jeder Buchhandlung zu bestellen)
- „World Urban Forum 2022“
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