Die Elisabeth Schnitger Stiftung setzt auf „Vorschulische Förderung“

Die Verbesserung der Bildungschancen und die Steigerung der Bildungsgerechtigkeit als Ziele

Das Thema „Vorschulische Förderung“ wird bereits von der Nordmarkt-Grundschule durchgeführt. Archivfoto: Nordmarkt-Grundschule

Der Förderbedarf ist riesig, aber das Angebot ist (leider noch) nicht. Das soll sich, wenn es nach der Elisabeth Schnitger Stiftung geht, ändern. Die noch recht junge Stiftung setzt sich für die Förderung und Verbesserung von Bildungschancen für sozio-ökonomisch benachteiligte Kinder und Jugendliche im Ruhrgebiet ein. Derzeit sucht sie vor allem Projekte, die Kindern und Jugendlichen in der Dortmunder Nordstadt helfen wollen. Auch Räume für solche Angebote werden gesucht.

Chancengleichheit und möglichst faire Entwicklungsmöglichkeiten

Momentan fokussiert sich die Stiftung auf den Bildungsbereich mit dem Schwerpunkt auf „Vorschulische Förderung“ für vier- bis sechsjährige Kinder. Hier möchte die Stiftung ganz gezielt gemeinnützige Einrichtungen und Projekte fördern, die Kindern und Jugendlichen durch Sprach- und Lernförderung Perspektiven eröffnen. 

Auf diese Weise sollen Chancengleichheit und möglichst faire Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft gefördert werden. „Wir haben schon erste Gespräche mit Jugend- und dem Schulverwaltungsamt, aber auch mit Vereinen geführt. Der Fokus liegt dabei auf dem vorschulischen Bereich“, berichtet Thuvaraka Thavayogarajah, Projektmanagerin der Stiftung.

Sie sieht dort eine akute Notlage. Denn rund 400 Kinder sind ohne Kita-Platz, zudem fehlen im Primarbereich Schulplätze. Wenn die Kinder dann endlich einen Schulplatz erhalten, werden sie oft ohne oder mit kaum vorhandenen Sprachkenntnissen eingeschult. „Sie haben dann schon verloren“, weiß Thuvaraka Thavayogarajah. Dortmund macht zwar seit Jahren gute Erfahrungen mit Brückenprojekten, aber dafür fehlen Mittel, Personal und Räume. 

Unterstützung von Angeboten im Dortmunder Norden 

Hier möchte die Stiftung ansetzen: „Wir schauen uns nach Räumen um, um Kindern, die keinen Kitaplatz bekommen aber unbedingten Sprachbedarf haben, ein Angebot machen zu können. Dabei will die Stiftung explizit nicht mit freien Trägern in den Wettbewerb treten, sondern diese gezielt bei der Arbeit unterstützen, um Kindern bessere Startbedingungen zu ermöglichen. Weitere Träger und Projekte können sich daher bei der Stiftung melden. Gleiches gilt für mögliche Vermieter:innen, die Räumlichkeiten für Gruppen anbieten wollen.

Wenn Kinder in die Schule kommen, müssen sie mit Stifte und Schere umgehen können. Daher werden auch solche Basiskompetenzen durch Basteln trainiert.
Wenn Kinder in die Schule kommen, müssen sie mit Stifte und Schere umgehen können. Daher werden auch solche Basiskompetenzen durch Basteln trainiert. Archivfoto: Nordmarkt-Grundschule

Bei zwei Projekten engagiert sich die Stiftung bereits: An der Burgholzstraße 35 werden derzeit Räume saniert, wo dann in Absprache mit Nordmarkt-Grundschule 30 Brückenplätze geschaffen werden sollen. Auch eine Kooperation mit der  Jugendhilfe St. Elisabeth der St. Antonius Gemeinde ist angestrebt.

„Wir wollen nicht für die öffentliche Hand eintreten. Aber wenn es Defizite und zusätzliche Erfordernisse gibt, wollen wir nicht mit eigenen Projekten, sondern mit Geld unterstützen. Wir finanzieren dann Projekte und Räume mit Stiftungsmitteln“, erklärt Ludger Wilde. Der frühere Planungsdezernent der Stadt Dortmund unterstützt die Stiftung als ehrenamtliches Beiratsmitglied. 

Auch in der Schuleingangsphase sollen die Kinder unterstützt werden

Aber auch Ehrenamtliche sind willkommen, die die Stiftung unterstützen wollen – wenngleich die Stiftung eigentlich nicht die Öffentlichkeit sucht. „Vieles geschieht im Stillen. Wir sind ja auch nicht auf Fundraising aus. Das Stiftungsvermögen ist da, was verwaltet wird“, erklärt Stiftungsvorstand Detlef Mutterer. 

Stiftungsvorstand Detlef Mutterer, Projektmanagerin Thuvaraka Thavayogarajah und Beirat Ludger Wilde vor der Nordmarkt-Grundschule - sie platzt trotz der Containerbauten aus allen Nähten.
Stiftungsvorstand Detlef Mutterer, Projektmanagerin Thuvaraka Thavayogarajah und Beirat Ludger Wilde vor der Nordmarkt-Grundschule – sie platzt trotz der Containerbauten aus allen Nähten. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Aber es gibt ein großes Problem – dafür müssen wir Bewusstsein schaffen“, verweist er auf die nach Corona größer gewordene Bildungsungerechtigkeit. Daher sollen auch nicht nur Vorschulprojekte gefördert werden. „Wir haben auch vor, die Kinder auch nach dem Schuleinstieg weiter zu unterstützen, also in Klassen 1 und 2. Wir haben auch da Interesse, Projekte und Ideen weiter zu fördern.

Kleinere Projekte laufen bereits: So gibt es Sprachförderung für die Libellengrundschule in Dortmund in Kooperation mit dem KLC-Verein in Dortmund: Zwei Lehramtsstudierende unterstützen eine Klasse am Teilstandort der Libellen-Grundschule in Kleingruppen.
Sie ermöglichen somit eine individuelle Förderung für Kinder, da diese Kinder keine vorschulische Einrichtung besucht haben und ein Jahr auf einen Schulplatz warten mussten. Die Stiftung hilft hier schnell und unkompliziert mit einer zunächst einjährigen Förderung 

Talentförderungen und Projekt „Schulübergänge begleiten“ als weitere Aktivitäten

Für ein weiteres Projekt, welches der Verein KLC (Kinder lernen clever e.V.) umsetzen will, ist die Stiftung auf der Suche nach einer Räumlichkeit. Der KLC-Verein hat mit Expert:innen ein Sprachförderkonzept erstellt und wird Kursleiter:innen, wie auch eine Projektleitung für die Durchführung des Projekts, zur Verfügung stellen.

Aufnahmefeier der START-Stipendiat:innen im Plenarsaal des Düsseldorfer Landtags im Oktober
Aufnahmefeier der START-Stipendiat:innen im Plenarsaal des Düsseldorfer Landtags im Oktober. Foto: Thuvaraka Thavayogarajah

Die Projektleitung wird derzeit noch gesucht – eine entsprechende Stellenausschreibung ist erfolgt. Für dieses Projekt würde sich die Stiftung zudem über ehrenamtliche Unterstützung freuen.

Die Stiftung ist aber auch auf der Suche nach weiteren Trägern oder Initiativen in Dortmund, die ebenfalls Interesse hätten, sich in diesem Bereich gemeinsam mit der Stiftung zu engagieren. Entsprechende Träger können sich jederzeit über die Webseite der Stiftung melden.

Da verschiedene Kommunen im Ruhrgebiet vor ähnlichen Herausforderungen stehen, will die Stiftung diesen Ansatz der vorschulischen Sprachförderung in den nächsten Jahren auch auf weitere Kommunen übertragen.

Talentförderung; Die Elisabeth Schnitger Stiftung fördert auch Stipendiat:innen der START Stiftung.
Talentförderung: Die Elisabeth Schnitger Stiftung fördert auch Stipendiat:innen von START. Foto: Sven Lorenz | Essen

Die Elisabeth Schnitger Stiftung ist übrigens schon auf zwei anderen Feldern aktiv: Neben Talentförderungen finanziert und organisiert sie das Projekt  „Schulübergänge begleiten – Schub“ in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum und der Professional School of Education in Bochum.

In dem gemeinsam entwickelten Projekt unterstützen Lehramtsstudierende für Germanistik für drei Jahre Schüler:innen im Fach Deutsch an verschiedenen Grundschulen und bleiben für ein weiteres Jahr ihre Bezugsperson beim Übergang auf die weiterführende Schule. Die Nordmarkt-Grundschule in Dortmund und zwei Bochumer Grundschulen nehmen am Projekt teil. 

Mehr Informationen:

  • Die Elisabeth Schnitger Stiftung wurde im Jahr 2020 von Johann-Peter Schnitger zum Gedenken an seine Mutter Elisabeth Schnitger (1914 – 1996) gegründet. Der Sitz der Stiftung ist Unna.
  • Zweck der Stiftung ist die Förderung und Verbesserung von Bildungschancen für sozio-ökonomisch benachteiligte Kinder und Jugendliche mit dem Fokus auf das Ruhrgebiet, die Förderung der Altenhilfe und die Förderung des Naturschutzes im Ruhrgebiet und im Kreis Unna.
  • Weitere Infos zur Stiftung und ihren Projekten gibt es hier: elisabeth-schnitger-stiftung.de 
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