43.526 Paar Schuhe, 514.843 Kinder-, Frauen- und Männerkleider fanden die Soldaten der Roten Armee vor, als sie am 27. Januar 1945 die letzten 2819 überlebenden Gefangenen in Auschwitz befreit haben: dem Tode geweihte Menschen, die sich kaum selbst fortbewegen konnten und nur zum Teil mit Hilfe der sowjetischen Lazarette dem Leben wiedergegeben werden konnten. „Das Schrecklichste (Lager) von allen war Auschwitz“, erinnerte sich der begleitende Kameraoffizier Alexander Woronzow in seinem Film „OSWIECIM“ von 1945. Das Dortmunder Bündnis gegen Rechts veranstaltet anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz eine besondere Kunstaktion, die am Donnerstag, den 27. Januar 2022, in der Zeit von 17 bis 18 Uhr auf dem Vorplatz der Reinoldikirche stattfindet.
Kameraoffizier Alexander Woronzow: „Das Schrecklichste (Lager) von allen war Auschwitz“.
43.526 Paar Schuhe gehörten zu den wenigen Spuren, die von größtenteils jüdischen Menschen übrig geblieben waren: Männer, Frauen, Kinder. Verschleppt und ermordet aus rassistischem Wahn, blindem Antisemitismus eines Herrenmenschentums, das aussortiert, für minderwertig und unwert erklärt, beseitigt.
Antisemitismus und rassistische Verfolgung bis hin zum Mord sind auch heute nicht aus unserem Land verschwunden, sie nehmen eher zu als ab. Gerade das ist ein wichtiger Grund, die Erinnerung an die Verbrechen von Nazideutschland wach zu halten, zu mahnen und zu fordern, heute wachsam zu sein und Antisemitismus und anderen Formen von Rassismus aktiv entgegenzutreten.
Aus diesem Grund veranstaltet das Dortmunder Bündnis gegen Rechts diese politische Kunstaktion. Es werden u.a. Texte von Überlebenden, von Augenzeugen und aus Vernehmungen vorgetragen, Musik von Peter Sturm soll einen passenden Rahmen dazu bilden. Außerdem wird es Redebeiträge von Schauspielerin Tirzah Haase, Schauspieler Andreas Weißert und Mitgliedern des Bündnisses geben.
Optischer Mittelpunkt der Aktion wird ein schwarzes Tuch mit geweißten Schuhen – von Scheinwerfern angestrahlt.
Die Rolle der Montanindustrie des Ruhrgebiets bei der Machtergreifung Hitlers
Die Veranstaltung möchte mit den Beiträgen einen Bogen vom 27. Januar 1945 rückblickend zum 27. Januar 1932 spannen, als es genau 13 Jahre zuvor zum Gespräch auf Schloss Landsberg mit Hitler und dem Dortmunder Montan-Großindustriellen Albert Vögler kam.
Einen Tag, nachdem Hitler in seiner Rede im Industrieklub in Düsseldorf vor Hunderten von Industriellen sein Programm vorgestellt und um Unterstützung geworben hatte. Spätestens hier nahm der Anschub Fahrt auf, den die Montanindustrie des Ruhrgebiets zur Übertragung der Macht an Hitler und die Nazis geleistet hat.
Der Dortmunder Albert Vögler war dabei ein wichtiger Akteur. Zu diesem Zeitpunkt lebten die Menschen, denen diese 43.526 Paar Schuhe gehörten, noch ohne Vorahnung von dem mörderischen Schicksal, das sie in Auschwitz erwartete sollte – oder sie waren noch gar nicht geboren.
Reaktionen
Veranstaltungen der Auslandsgesellschaft zum Internationalen Holocaust-Gedenktag 2022 (PM)
Donnerstag, 27. Januar 2022
11:00 Uhr – Online
Städtepartnerschaft Dortmund-Netanya
Zikaron Basalon (Memories in the living room)
Zoom Meeting in englischer Sprache zum Holocaustgedenktag
Erstmalig möchten wir diesen Gedenktag gemeinsam mit Freundinnen und Freunden aus Dortmunds Partnerstadt Netanya begehen und dem schrecklichen Schicksal der Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus gedenken.
Begrüßung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Partnerstädten von Netanya: Edna Spitzer (The Netanya Association for Tourism)
Zu Gast: Mrs. Komaroff (AMCHA).Die Organisation AMCHA unterstützt Überlebenden des Holocausts in Israel mit psychotherapeutischen Angeboten zur Bewältigung ihrer Traumata. Mrs. Komaroff erzählt ihre Familiengeschichte.
Musikalischer Beitrag: Nitzan Chor (Netanya)
Veranstalter: Verein zur Förderung der Städtefreundschaft Netanya und Dortmund e.V. in der Auslandsgesellschaft.de
Anmeldung: veranstaltungen@auslandsgesellschaft.de
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Donnerstag, 27. Januar 2022, 18:00 Uhr
Ort: Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, 44137 Dortmund
Internationaler Holocaust-Gedenktag – Der Kern des Holocaust
Vortrag: Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt, Professor für Holocaust-Studien und Jüdische Studien am Touro College Berlin. Der Referent hat die erste Gesamtdarstellung der „Aktion Reinhardt“ in deutscher Sprache vorgelegt und rückt darin die Toten von Belzec, Sobibór und Treblinka wieder ins Bewusstsein. Für seine Forschungstätigkeit und seinen Beitrag zur deutsch-polnischen Aussöhnung hat er mehrere Auszeichnungen erhalten. Musikalisches Rahmenprogramm: Martin Brödemann (Piano)
Einlass mit 2G+
Anmeldung erforderlich: info.mkk@stadtdo.de
Ulrich Sander
Einen Text mit Lebenslauf Albert Vöglers und des weiteren Hitler-Förderers Baron von Schröder durfte ich bei der Veranstaltung am 27. Januar verlesen. Ich habe ihn mit den Worten eingeleitet: Ich protestiere gegen die Absicht der Stadt Dortmund, Albert Vögler aus Dortmund, einen der Hauptkriegsverbrecher, nicht mehr in der Gedenkstätte Steinwache anzuprangern.