Die SPD bleibt stärkste Kraft, verliert aber die meisten Wähler:innen an die AfD und den Tod

Dortmund folgt dem Bundestrend – aber mit eigenen Akzenten

Grafik: Stadt Dortmund

Dortmund hat gewählt – und die Ergebnisse spiegeln die bundesweiten Tendenzen wider, weisen aber auch deutliche lokale Besonderheiten auf, wie die Dortmunder Statistik in ihrem „Infopaket“ zur Bundestagswahl zeigt. Während die CDU bundesweit stärkste Kraft wurde, musste die SPD das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte hinnehmen. Die AfD hat auch in Dortmund erhebliche Gewinne erzielt, und Die Linke konnte sich überraschend stark behaupten. Die Wählerwanderungen zeigen deutliche Verluste bei den bisherigen Regierungsparteien, während die rechte und linke Opposition dazugewonnen haben.

SPD verliert drastisch, bleibt aber noch stabilste Kraft in Dortmund

Trotz erheblicher Verluste bleibt die SPD mit 23,7 Prozent die stärkste Kraft in Dortmund. Allerdings verlor sie im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 satte 10,3 Prozentpunkte und damit so viel wie kaum eine andere Partei. Zum Vergleich: Im NRW-Schnitt liegt die SPD bei 20,0 Prozent, bundesweit sogar nur bei 16,4 Prozent. ___STEADY_PAYWALL___

Sabine Poschmann (SPD) und SPD-Mitglieder erwarten das Ergebnis zur Bundestagswahl 2025 Foto: Helmut Sommer für nordstadtblogger.de

Eines fällt bezüglich der SPD-Wählerwanderung auf: die meisten Wähler:innen verliert sie an die AfD (19.200 Personen). Die zweitmeisten an den Tod (7.800 Personen).

Auch wenn das Ergebnis ein harter Rückschlag ist, konnte die SPD ihre beiden Direktmandate halten, auch wenn dies wohl nur auf ein vielfach angewandtes Stimmen-Splitting zurückzuführen ist, bei dem die Wähler:innen der SPD ihre Erststimme gaben, die Zweitstimme aber einer anderen Partei.

CDU profitiert von Ampel-Verdruss, verfehlt aber Direktmandat

Die CDU kam in Dortmund auf 22,8 Prozent der Zweitstimmen und verbesserte sich um 4,1 Prozentpunkte. Sie profitierte insbesondere von Abwanderungen von Wähler:innen der FDP (rund 15.100 Stimmen). Ihre Hochburgen liegen dabei im Dortmunder Süden: In Hombruch holte sie beispielsweise 28,5 Prozent, in Hörde und Aplerbeck auch über 26 Prozent.

Applaus für das Bundestagswahl-Ergebnis bei der CDU Foto: Leopold Achilles für nordstadtblogger.de

Trotzdem liegt sie klar unter dem Bundesdurchschnitt von 28,5 Prozent (in Dortmund: 22,8 Prozent), was zeigt, dass Dortmund weiter SPD geprägt bleibt, dies aber nicht unbedingt so bleiben muss.

Anders als die SPD hat die CDU auch keine große Wählerabwanderung zu verzeichnen. 46.800 Wähler:innen gaben wie 2021 der CDU ihre Stimme.

Grüne: Verluste vor allem da, wo es weh tut

Die Grünen fielen in Dortmund auf 13,4 Prozent (-4,6 Prozentpunkte) zurück und landeten damit nur knapp über dem Landes- und Bundesdurchscnitt (12,4 und 11,6 Prozent).

Keinen richtigen Grund zum Feiern hatten die Dortmunder Grünen. Foto: Sergii Kucherov für nordstadtblogger.de

Besonders schmerzlich wird wohl der Rückgang in Stadtteilen, die noch 2021 Hochburgen der Grünen waren, gewesen sein. Alleine im Stadtbezirk Innenstadt-Nord verloren die Grünen 12,8 Prozent, in der Innenstadt-Wes sind es 9,1 Prozent.

Die Wählerwanderungen zeigen, dass 7800 frühere Grünen-Wähler:innen sich bei dieser Wahl für Die Linke entschieden haben.

Die Linke überraschend stark – dominant in der Nordstadt

Eine der größten Überraschungen der Wahl war das vergleichsweise starke Abschneiden der Linken. Mit 11,0 Prozent der Zweitstimmen (+6,4 Prozentpunkte) konnte sie in Dortmund einer ihrer besten Werte im Ruhrgebiet erzielen.

Sonja Lemke (Die Linke) freut sich am Wahlabend mit ihrer Partei Foto: Karsten Wickern für nordstadtblogger.de

Ihr Ergebnis in der Nordstadt ist besonders beeindruckend: 30,9 Prozent. In der Innenstadt-West und Innenstadt Ost kommt sie ebenfalls deutlich über 10 Prozent.

Damit sitzt auch eine neue Dortmunderin im Bundestag: Sonja Lemke von der Partei „Die Linke“ zieht über den Listenplatz 5 der NRW-Landesliste ihrer Partei in den nächsten Deutschen Bundestag ein.

AfD profitiert von Unzufriedenheit und sozialen Ängsten

Die Wahlsiegerin AfD bleibt in Dortmund bei rund 16,8 Prozent – etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 20,8 Prozent. Dafür ist sie nun mit zwei AfD-Männern im Bundestag vertreten: Matthias Helferich und Peter Bohnhof.

Matthias Helferich zieht erneut über die Landesliste in den Bundestag ein. Foto: Leopold Achilles für nordstadtblogger.de

Die Zugewinne der AfD in Dortmund sind nicht nur auf Stimmenverluste der Ampel-Parteien zurückzuführen, sondern auch auf die Mobilisierung bisheriger Nichtwähler:innen (rund 12700). Keine Partei vermochte es der AfD großartig Stimmen abzunehmen, stattdessen sammelte sie rund 19.200 Stimmen bei der SPD ein.

AfD-Hochburgen sind dabei Mengede, Scharnhorst, Huckarde, Eving und Lütgendortmund in denen die AfD über 20 Prozent und teilweise vor der SPD liegt.

FDP und BSW: Kein Einzug in den Bundestag

Die FDP rutschte bundesweit unter die Fünf-Prozent-Hürde. In Dortmund lag sie noch schlechter und kam nur noch auf 3,6 Prozent – sie verlor damit fast sechs Prozentpunkte, was mit dem Landes- und Bundesergebnis korrespondiert. Besonders viele ihrer Wähler:innen wechselten zur CDU (15.100 Stimmen).

Das BSW, das das erste Mal in Dortmund angetreten ist, kommt aus dem Stand auf 4,5 Prozent, was knapp unter dem Bundesdurchschnitt von gut 4,9 Prozent liegt. Stark ist das BSW in der Innenstadt-Nord, aber auch in den nördlicheren Stadtbezirken wie Megede und Scharnhorst, wo das BSW über fünf Prozent liegt. Stimmen (jeweils 1200) kamen von der SPD und AfD.

Ein Blick in die Stadtbezirke – Gewinner und Verlierer

Die SPD hat die besten Ergebnisse mit 26,9 Prozent in Eving – aber verzeichnet hier mit 14,2 Prozentpunkten nach Scharnhorst (24,7% / -15,3) auch die größten Verluste.Am schwächsten schneiden die Sozialdemokrat:innen in der Innenstadt-West ab, wo sie nur auf 21,5 Prozent kommen (-6,3).

Grafik: Stadt Dortmund

Die CDU erzielt ihr bestes Ergebnis mit 28,5 Prozent in Hombruch – das sind 6,1 Prozentpunkte mehr alsbei der letzten Wahl. Das schlechteste Wahlergebnis erzielt die CDU in der Nordstadt. Hier kommt Die Partei gerade noch auf 9,2 Prozent – 0,9 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Wahl.

Die Grünen haben ihr Hochburg weiterhin in der Innenstadt-West. Doch sie müssen hier stark Federn lassen: Mit 21,7 Prozent sind das satte 9,1 Prozentpunkte weniger als bei der letzten Bundestagswahl. Die stärksten Verluste müssen sie in der Nordstadt hinnehmen. Dort kommen sie nur noch auf 10,5 Prozent – 12,8 Prozentpunkte weniger als beim letzten Mal.

Im „Nordwärts“-Bereich legte die AfD kräftig zu. In Scharnhorst kam sie auf 25,2 Prozent (+13,2), in Mengede auf 25 (+13,5). Am schlechtesten schneidet die AfD in den Innenstadt-Bezirken ab: In der Innenstadt-Ost kommen sie „nur“ auf 10,3 Prozent, was aber mit 5,7 Prozentpunkten Plus mehr als eine Verdoppelung bedeutet.

Grafik: Stadt Dortmund

Ein Coup gelingt der Partei „Die Linke“: In der Nordstadt kommt sie auf 30,2 Prozent – ein Plus von 17,1 Prozentpunkten. In keinem anderen Bezirk kommt die Linke ansonsten über 20 Prozent – in den Außenstadtbezirken bleibt sie einstellig. Allerdings hat sie auch dort überall kräftig zugelegt.

Das geling ihr sogar trotz dass das BSW ebenfalls angetreten ist. Die Abspaltung von der Links-Partei erringt in der Nordstadt mit 6,6 Prozent das beste Ergebnis – in Aplerbeck mit 3,8 Prozent das schwächste.

Die FDP wäre in keinem der zwölf Dortmunder Stadtbezirke über doie imaginäre 5-Prozent-Hürde gekommen. Am nächsten dran waren sie in Hörde mit 4,8 Prozent. Aber die Verlust sind dort mit 7,1 Prozent-Punkte weniger am heftigsten.

Dynamische politische Landschaft und Folgen für die Kommunalwahl

Die Wählerwanderung in Dortmund zeigt eine klare Gewinnerin der Wahl: Die AfD. Foto: Dortmund Statistik

Die Bundestagswahl 2025 zeigt eine weitere Fragmentierung der politischen Landschaft. Während die SPD in Dortmund weiterhin stärkste Kraft bleibt, verliert sie deutlich an Rückhalt und schrumpft erstaunlich nah an CDU und AfD heran.

Die AfD etabliert sich als ernstzunehmender Akteur in der Stadt, und Die Linke kann sich überraschend stark behaupten.

Darüber hinaus ist eine hohe Wahlbeteiligung von 80,1 Prozent in Dortmund zu verzeichnen, die nur zwei Prozent unter derjenigen im Land und Bund liegt.

Diese Verschiebungen werden auch für die kommende Kommunalwahl 2025 in Dortmund von Bedeutung sein. Die AfD sieht sich im Aufwind und könnte versuchen, ihre Erfolge auf kommunaler Ebene auszubauen.


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