Katharina Steinberg zu Gast im Erzählcafé des Seniorenbeirats Nordstadt

Die Kana-Suppenküche in der Nordstadt: Auch nach 30 Jahren immer noch nicht überflüssig

Die KANA-Suppenküche hat mit der Speisung am Rathaus ein Zeichen gegen Armut gesetzt.
Politisch, aber nicht parteipolitisch: Die KANA-Suppenküche setzt mit Speisungen wir hier am Rathaus ein Zeichen gegen Armut. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Von Susanne Schulte

Wenn Katharina Steinberg am Samstagmorgen um kurz nach 7 Uhr die Tür zur Kana Suppenküche an der Mallinckrodtstraße 14 aufschließt, hat sie bereits die Brötchen abgeholt. Ihr erster Gang ist dann in den Keller, um zu gucken, ob dort der Boden trocken ist. Anschließend kann sie den Fahrstuhl anstellen, kontrolliert die Kühltemperatur in den Gefrierschränken und trägt alles, mit Uhrzeit in die entsprechende Liste ein. Bereits vor 8 Uhr kommen die weiteren Helfer:innen. Kartoffeln werden geschält, das Gemüse geschnibbelt, die Suppen aufgesetzt. Gut 300 Portionen köcheln anschließend auf dem Herd, bevor sich die Ehrenamtlichen zum Frühstück hinsetzen. Viermal in der Woche, mit wechselnden Teams, sieht so der Beginn des freiwilligen Arbeitstages aus. Die Besucher:innen im Erzählcafé im Dietrich-Keuning-Haus (DKH), zu denen Katharina Steinberg spricht, sind sichtlich beeindruckt.

 „Gelebte Gastfreundschaft“ : Die Suppenküche ist aus der Friedensbewegung entstanden

Jeweils am dritten Donnerstag im Monat treffen sich 15 bis 20 Frauen und Männer auf Einladung des Seniorenbeirats Nordstadt im DKH, um über das Leben zwischen Hafen und Borsigplatz zu reden. Häufig sind vortragende Gäste eingeladen, die aus der wechselvollen Geschichte der Nordstadt erzählen.

Katharina Steinberg im Erzählcafé Foto: Susanne Schulte für nordstadtblogger.de

Dieses Mal ist es eine Mitarbeitende der Kana Suppenküche. Die Suppenküche gibt seit mehr als 30 Jahren in den Räumen an der Mallinckrodtstraße Essen an alle aus, die dort essen möchten. „Gelebte Gastfreundschaft“ nennt sich das Selbstverständnis, mit dem die Ehrenamtlichen zu Werke gehen. „Die Suppenküche ist aus der Friedensbewegung entstanden“, so Steinberg.

Als die evangelische Kirchengemeinde Westerfilde 1990 die Reste ihres Osterfrühstücks nicht mehr wie gehabt an die Bahnhofsmission weitergeben durfte – die Bahn scheute den Andrang der Menschen, die diese Speisen gerne gegessen hätten -, überlegten die Gemeindeglieder, eine Art Suppenküche zu gründen, wie es sie in den USA gab. Der Leitspruch „Wir suchen Gott und finden ihn bei den Armen“ gelte für Kana heute noch.

In den Anfängen wurde das Essen von den Helfer:innen im Freien verteilt

Doch in der Politik und bei den Wohlfahrtsverbänden hätten sie keine Unterstützung gefunden, so Steinberg. „Eine Suppenküche brauche doch heute kein Mensch mehr“, so oder ähnlich hätten die Kommentare gelautet. Die Wirklichkeit sah anders aus. Die großen Bundeswehrbehälter, mit denen die ersten Suppenküchen-Helfer:innen damals aufs Gelände des DKH zogen und auf den Nordmarkt waren schnell leer.

Die in privaten Haushalten gekochten Eintöpfe waren gerne gegessen. Später wurde das Essen dann im Veranstaltungraum der Kirche St. Joseph an der Münsterstraße ausgegeben, auch die Antroposoph:innen boten ihre Hilfe an. „Ökumenischer ging’s gar nicht mehr“, so Steinberg.

Die Suppenküche Kana in der Nordstadt besteht seit 25 Jahren. Das Gasthaus an der Mallinckrodtstraße
Die Suppenküche Kana in der Nordstadt und ihr Gasthaus an der Mallinckrodtstraße. Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

Die ersten Räume konnten 1991 bezogen werden, dort, wo einst ein Kiosk beheimatet war, kurz vor dem netto. Mit Hilfe von vielen Handwerksbetrieben, wie dem von Malermeister Lerch, die von sich aus ihre Arbeit anboten, hatte der Verein nun ein feste Adresse. Doch die Räume wurden schnell zu klein.

Als dann das Unternehmen Brau und Brunnen ein paar Häuser weiter die ehemalige Gaststätte Ritterkrug zur Miete anbot – an dieses Lokal und vor allem an die Kegelbahn erinnerte sich einige der Erzählcafé-Gäste sehr gut -, griff Kana zu und baute um. Nach der Ausgabe von 300.000 Euro für die Sanierung sei Kana pleite gewesen, so Steinberg. Ein erster Spendenaufruf füllte das Konto rasch wieder.

Der Verein ist politisch, aber nicht parteipolitisch

Aber: „Wir sind politisch. Nicht parteipolitisch“, so die Referentin. Das habe einigen Spender*innen nicht gefallen. Doch andere seien dazu gekommen. Kana macht auf die Ursachen von Armut und Obdachlosigkeit aufmerksam, zeigt Diskrepanzen zwischen Rüstungs- und Sozialausgaben auf, demonstriert gegen die Vertreibung von Menschen ohne Obdach von den öffentlichen Plätzen. Kana gehört zum europäischen Netzwerk der Bewegung des Catholic Worker, des katholischen Arbeiters.

Kana-Suppenküche in Zeiten der Corona-Krise. Katja und Lisa reichen am Fenster Suppe an hunrige Menschen. Die Räumlichkeiten selbst sind geschlossen
Kana in Zeiten der Corona-Krise. Katja und Lisa reichen am Fenster Suppe an Hunrige. Die Räumlichkeiten selbst blieben geschlossen. Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

Viermal in der Woche gibt Kana Essen aus. Montags und dienstags sowie freitags und samstags werden die Gäste von 12 bis 14 Uhr an den gedeckten Tischen bedient. Jede*r ist willkommen. Die Suppen gibt es mit Fleisch oder vegetarisch, dazu servieren die Ehrenamtlichen Kaffee und Tee, alkoholfreie Getränke, Brot, Kuchen und Obst.

Wer möchte, nimmt sich anschließend noch etwas mit auf den Weg oder nach Hause. Die Lebensmittel fürs Kochen werden gekauft von dem gespendeten Geld. Einige Zutaten gibt es von Geschäften geschenkt. So gibt Bäcker Beckmann stets Bachwaren vom Vortag kostenlos ab, so wie früher auch die Bäckerei Dahlmann.

Weitere Ehrenamtliche sind immer und gerne willkommen

Ja, Geld sei immer willkommen und nötig, so Steinberg, aber vor allem freue man sich über weitere Helfer*innen. Das Durchschnittsalter des Montags-Teams, sagte sie, betrage 77 Jahre. Einige der Frauen und Männer gehörten zu den Gründungsmitgliedern und kämen immer noch zum Kartoffelschälen.

Von Ehrenamtlichen wird die Arbeit der Kan-Suppenküche getragen - sie sind auf Spenden angewiesen.
Von Ehrenamtlichen wird die Arbeit der Kan-Suppenküche getragen – sie sind auf Spenden angewiesen. Foto: Klaus Hartmann

Klar, die Arbeitszeiten lägen nicht in der Freizeit der meisten Menschen. Bei Kana wird in zwei Schichten gearbeitet: von 8 bis 12 Uhr und von 12 bis 15 Uhr. Und da die Suppenküche in all den Jahren nicht das geworden ist, was sie bereits 1990 nach Meinung vieler Dortmunder:innen war, überflüssig, freuen sich alle über neue Kolleg:innen.

Wer Interesse an einer Mitarbeit hat schreibt am besten eine Mail an: info@kana-suppenkueche.de und geduldet sich ein wenig. Denn die, die Mail beantworten, machen auch dieses ehrenamtlich neben ihrem Brotberuf.


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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