Von Susanne Schulte
Wenn Detlef Ulke den Takt angibt, folgen ihm widerspruchslos gut ein Dutzend Frauen: „Wechselschritt, Wechselschritt, vorwärts Kick, rückwärts Kick, open rechts und noch mal in die Mitte.“ Dazu erklingt Roberto Blancos Stimme im Cha-Cha-Rhythmus: „Dieses Jahr, dieses Jahr, ja das wird wunderbar“ – der Text passend zur ersten Trainingsstunde im Januar. Golden Swingings nennt sich die Gruppe, die seit 30 Jahren besteht, im Dietrich-Keuning-Haus (DKH) probt und da auch ihre Auftritte hat. Wer den einst als Seniorentanz bezeichneten Sport belächelt, sollte einmal mitmachen. Bis ein Tanz sitzt, dauert es eine Weile.
In Flensburg oder München: Die Schritte sind die gleichen
Und so sagt auch Marlies Grünert: „Das ist wie ein Gedächtnistraining. Und es schult das Körpergefühl.“ Sie muss es wissen: Sie hat ihren 90. Geburtstag bereits gefeiert, ist von Anfang an dabei gewesen, hat die Trainerinnen Ilse Gillmann und Gisela Krenz erlebt, bevor Detlef Ulke die Gruppe vor drei Jahren übernahm. Der Tanzlehrer hat vor mehr als zehn Jahren das Zertifikat erworben.
Zwar führt der Bundesverband immer noch den Namen Seniorentanz in seiner Bezeichnung, doch das Angebot heißt mittlerweile Erlebnistanz. Der Vorteil gegenüber Standard- und lateinamerikanischen Tänzen ist, dass keine Partner:innen nötig ist.
Getanzt wird meist im Kreis, auch mal im Block und als Paar, aber immer in der Gruppe. Und die Schritte für jeden Tanz sind stets die gleichen: ob in Flensburg oder München. Wer mittanzen möchte, braucht keine Vorkenntnisse und kann jederzeit einsteigen.
Zum Kreistanz gehört eine Mitte, wo sich die Energie zentriert
Weil zum Kreistanz eine Mitte gehört, die im Gymnastikraum des DKH aber nicht auf dem Boden zu finden ist, leuchten Kerzen auf einem glitzernden Tuch als Ersatz. „Die Mitte zentriert die Energie der Gruppe“, weist Ulke auf die Bedeutung hin. In der Gruppe ist es die weibliche Energie, die dominiert.
An diesem Mittwoch ist außer Ulke noch ein Mann dabei: Jürgen Pomowski. Der 80-Jährige arbeitet seit Ende seines Bundesfreiwilligenjahrs gegen eine Aufwandsentschädigung im Haus, bereitet für die einzelnen Gruppen alles vor und ist immer zur Stelle, wenn etwas oder er gebraucht werden.
Die Wartezeit bis zum traditionellen Kaffeetrinken nach dem Training, für das er schon gedeckt hat, verbringt er im Gymnastikraum mit Zugucken. Und wird dann gleich mit in den Tanzkreis gebeten. Er ist kein Spielverderber und macht mit – und das klappt gut.
Detlef Ulke bringt an vielen Orten die Menschen in Bewegung
Die Frauen der Golden Swingings kommen aus ganz Dortmund: aus Lindenhorst und Körne, aus Oespel und Scharnhorst und Lütgendortmund. Manche tanzen in mehreren Gruppen, die Detlef Ulke leitet. Er bringt Menschen im Wilhelm-Hansmann-Haus und in einer Gruppe in Körne in Bewegung, macht Sommer-Angebote im Freien und ist aktiv im Dortmunder Sqare-Dance-Club Belles & Beaux.
Mit der Gruppe aus dem Keuning-Haus tritt Ulke auch auf. Im vergangenen Jahr tanzten die Golden Swingings bei der Veranstaltung Nordstadt together, beim Sommerfest und bei der Weihnachtsfeier.
Dann tragen alle schwarz-weiße Kleidung und als Erkennungszeichen einen roten Schal. Zum Training kommen aber alle in ihrer üblichen Kleidung.
„Promenadenfassung. Drehung, rechte Hand obendrüber.“
„Sucht euch eure Lieblingspartnerin“, fordert Ulke die Frauen noch einmal auf, bevor die Übungszeit zu Ende ist. „Rechts ist die Dame, links der Herr.“
Die folgenden Anweisungen verstehen die Frauen sofort: „Vier Schritte der Damen in die Mitte, die Herren klatschen. Dann die Herren rein. Die drehen sich über die linke Schulter zur neuen Partnerin. Promenadenfassung, Drehung, rechte Hand obendrüber. Der Herr bleibt auf der Stelle, die Dame dreht am Platz. Auswenden, mit linker Hand über den Kopf der Dame.“
Wer gerne sehen und erleben möchte, wie schön diese Bewegungen sind, kommt mittwochs um 13 Uhr ins Dietrich-Keuning-Haus in der Nordstadt. Zwei Stunden dauert das Training, dann geht es an die Kaffeetafel. Die Teilnahme am Tanztreff der Golden Swingings ist kostenlos.