Volles Haus im Festsaal der Dortmunder Actien-Brauerei, wo die Dortmunder CDU die Weichen für die Europawahl 2024 sowie die Kommunal- und Bundestagswahlen 2025 stellte. Der CDU-Kreisvorsitzende Sascha Mader wurde im Amt bestätigt, seine Stellvertreter:innen wurden allerdings komplett neu gewählt.
Großer Mitgliederschwund bei den Christdemokrat:innen
Ein Raunen ging durch den Raum, als Kreisschatzmeister Stephan Wallmeier die Mitgliederentwicklung verkündet: In den letzten zwei Jahren hat die Partei 108 Mitglieder durch Tod oder Austritt verloren. Damit stehen die Dortmunder Christdemokrat:innen aktuell nur noch bei 1375 Mitgliedern, das Durchschnittsalter liegt bei 60,6 Jahren. Noch düsterer sieht es bei den Prognosen für die nächsten Jahre aus: Wallmeier befürchtet den Fall auf 1000 Mitglieder im Superwahljahr 2025 und geht von etwa 60 bis 80 Mitglieder weniger pro Jahr aus.
Zu den schwindenden Mitgliederzahlen in seiner Partei erklärte Kreisvorsitzender Sascha Mader: „Das ist kein Trend der CDU, sondern der gesamten demokratischen Parteien, weil es in den 70 und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Hochphase der Politisierung der Gesellschaft gegeben hat.“
„Menschen sind viel häufiger in Parteien eingetreten, als das heute der Fall ist. Ich glaube wir müssen uns ein wenig damit anfreunden, dass es weniger Leute werden, wobei der Anteil an Aktiven immer gleich war, egal ob wir 4000 Mitglieder hatten oder 1300“ so der Kreisvorsitzende weiter.
Knappes Rennen bei den Vorstandswahlen
Die Vorstandswahlen, insbesondere die Wahlen der Stellvertretenden Kreisvorsitzenden, deuteten schon im Vorhinein auf ein knappes Rennen hin. Sascha Mader wurde von 99 der 123 Delegierten im Amt bestätigt, ebenso Schatzmeister Stephan Wallmeyer und Schriftführer Uwe Wallrabe. Digitalbeauftragter wurde Sören Kruber, als Mitgliederbeauftragter fungiert künftig Ricardo Hoffmann.
Die Wahlen der stellvertretenden Vorsitzenden hingegen wurden zum Machtkampf – drei Plätze waren zu vergeben, vier Bewerber:innen gab es. Dazu gehörten Sarah Beckhoff, Michael Depenbrock, Arne Küpper und Anette Bruckhaus.
Letztgenannte unterlag schließlich im Rennen, konnte aber später einen Beisitzposten für sich gewinnen. NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes trat nicht erneut an, da sie satzungsgemäß durch ihren Posten in der Landesregierung ohnehin im Vorstand vertreten ist.
Das ist der neue CDU-Kreisvorstand
Die meisten Stimmen erhielt – für einige Mitglieder überraschend – Dr. Arne Küpper. Der promovierte Chemische Biologe überzeugte die Delegierten mit einer Rede zur Finanzpolitik und einem Appell zur Geschlossenheit der Partei. Außerdem müsse der Kreisvorstand ein besserer Ansprechpartner werden, forderte Küpper. Zweitplatzierter war der Bezirksbürgermeister von Hörde, Michael Depenbrock. Der 52-Jährige forderte pragmatische Antworten auf die Politik der Ampel-Bundesregierung. Dazu brauche es mehr aktive Mitarbeit der Basismitglieder.
Die 29-jährige Sarah Beckhoff, Projektmanagerin im Handel, konnte als einzige Frau in die Riege des geschäftsführenden Vorstands einziehen. Auch sie forderte mehr Möglichkeiten zur Mitgliederbeteiligung. Durch ihre Funktion im Bundesvorstand der Jungen Union für die Themen Wirtschaft und Arbeit könne sie den Dortmunder Kreisverband zudem überregional vernetzen.
Der Vorstand wird komplettiert durch die Beisitzer:innen Werner Gollnick, Andreas Brunnert, Alexander Omar Kalouti, Britta Bernstein, Anette Bruckhaus, Sarah Finger, Paul Schneider, Matthias Nienhoff, Alexander Golkowski, Thomas Offermann, Michael Batzdorff, und Mike Lamers.
Wie geht die Kreis-CDU zukünftig mit der AfD um?
Die Alternative für Deutschland ist in Umfragen bundesweit so stark wie nie – darunter leiden auch die Christdemokrat:innen. Die Partei betonte in der Vergangenheit immer wieder ihre „Brandmauer“ gegen die AfD. In der vergangenen Woche jedoch drückte die CDU in Thüringen einen Antrag zur Grunderwerbssteuersenkung mit Stimmen der FDP und der rechtsextremistischen AfD durch. Viele in der Partei sahen das Agieren als Dammbruch, andere verteidigten das Vorgehen.
Wie steht die Dortmunder CDU zum Umgang mit der AfD? Das hat Nordstadtblogger.de am Rande des Parteitags auch den Kreisvorsitzenden Sascha Mader gefragt: „Wir sind da sehr eindeutig positioniert. Wir stellen unsere Anträge, wir können keine Menschen zwingen dem nicht zuzustimmen, aber wir sind bemüht andere Mehrheiten zu finden.“
Durch die Projektpartnerschaft stimme die Ratsfraktion ohnehin meist mit den Grünen, aber man habe in der Vergangenheit auch Mehrheiten mit der FDP, den Sozialdemokraten und der Fraktion „Die Linke+“ gefunden. „Dementsprechend stellt sich diese Frage für Dortmund aus meiner Sicht überhaupt nicht“ so Mader.
OB-Frage: „Dortmund jemanden gönnen, der nicht in der Sozialdemokratie ist“
Auf dem Kreisparteitag wurde auch viel über den künftigen Dortmunder Oberbürgermeister gesprochen. In einem sind sich die Delegierten einig: SPD-Mann Thomas Westphal sei der falsche OB für die Stadt. Einige schwärmten von der Vorstellung, in zwei Jahren erstmals jemanden mit CDU-Parteibuch an der Spitze der Stadtverwaltung zu haben. Auch eine Kandidatur mit den Grünen ist für viele eine sinnvolle Option die Sozialdemokrat:innen abzulösen.
Angesprochen auf die Thematik äußerte sich Mader gegenüber den Nordstadtbloggern: „Da kann ich real nichts zu sagen, weil der Prozess grade erst beginnt. Das wäre so ähnlich, als würden sie mich nach den Lottozahlen fragen, die kann ich nicht beantworten. Der Prozess beginnt und natürlich ist unser Bestreben Dortmund jemanden zu gönnen, der nicht in der Sozialdemokratie ist.“
Reader Comments
Thomas
Oh, zwei JUler, eine davon bekennende Vertreterin des kompletten Gegenentwurf zum liberalen Gesellschaftsbild, welches nicht nur mir, sondern auch dem Projektpartner wichtig ist.
Das gute ist: Im Gegensatz zu den Grünen reicht es für mein Gewissen, wo ch das Kreuzchen mache; und niemand verlangt Rechenschaft von mir.
Norbert
So lange ein Parteibuch als Eignungsnachweis für irgendeinen Posten gilt und es keine Kultur der Ächtung der Machtspiele in der Partei und Politik innerhalb der Parteien gibt, darf man sich nicht wundern, wenn da immer weniger Leute mitmachen. Es gibt erholsamere Freizeitaktivitäten.
Den zweiten Absatz von Thomas verstehe ich nicht.