Sie retten Leben. Sie löschen Feuer und auch schon mal in Brand geratene Erbsensuppen. Sie befreien Menschen aus steckengebliebenen Aufzügen. Und sie schneiden verletzte Personen aus Unfallautos. Egal, aus welchem Grund der Notruf 112 bei der Leitstelle in der Steinstraße eingeht: Die Feuerwehrfrauen und -männer der Feuer- und Rettungswache 1 rücken zu jeder Tages- und Nachtzeit innerhalb von Sekunden aus. Durchschnittlich 15 Mal pro Tag.
24-Stunden-Schichten für die Wehrleute an der Steinstraße
26 Feuerwehrleute stehen in der Wache 1 an der Steinstraße pro 24-Stunden-Schicht bereit, um nach einer Alarmierung sofort in ihre Stiefel und anschließend in ihre Fahrzeuge zu springen – inklusive Einsatz an der Rutschstange. Fast wie im Film.
Doch rund um die Steinstraße wartet die harte Realität. Nirgendwo in Dortmund ist die Verkehrsdichte so hoch. Nirgendwo sonst in Dortmund ist die Bevölkerungsdichte so groß. Und nirgendwo in Dortmund warten so ungewöhnliche Situationen.
Denn die Vielfalt der Nationen und der hohe Anteil an Migranten sorgen für Einsätze, die es in anderen Stadtteilen in dieser Form so nicht gibt. „In der Nordstadt rücken wir mehrmals im Monat aus, weil zum Beispiel die Menschen in den Häusern, wie in ihrer Heimat, auf offenem Feuer kochen“, sagt Gruppenführer Kai Wiegand.
Gut 45 Mann eilen zum Einsatz, wenn Menschenleben in Gefahr sein könnten
Schlagen dann die Flammen aus dem Haus, wird es für die Wehrleute schwer. Nicht immer ist klar, wie viele Menschen sich in einem Gebäude aufhalten; längst nicht jeder Bewohner ist offiziell gemeldet. Und so muss jeder Raum unter schwerem Atemschutz kontrolliert werden. Vom Keller bis zum Dach.
Gut 45 Mann eilen zum Einsatz, wenn Menschenleben in Gefahr sein könnten. In der Nordstadt wird dann der Löschzug der Feuerwache 1 vom Löschzug 2 aus Eving sowie von einem der verschiedenen Rettungsdienste und einem Notarzt-Team unterstützt. Nicht zu vergessen: die Freiwillige Feuerwehr, die durchschnittlich dreimal täglich den hauptamtlichen Helfern zur Seite eilt.
Gelingt eine Rettung, ist dies für die Kameraden die größte Belohnung. Doch nicht immer gibt es ein Happy End. Manche Einsätze sind unendlich grausam: Der verstorbene Rentner hinter der aufgebrochenen Tür. Der Unfall mit Todesopfern. Oder gar der Anblick eines ermordeten Menschen.
Viele kuriose und bewegende Erlebnisse im Feuerwehralltag
Doch die Kameraden haben auch positive und witzige Erlebnisse. Die erfolgreiche Geburt im Rettungswagen. Die Befreiung einer Möwe aus einem Betonrohr im Hafen. Oder die maunzende Katze im Müllcontainer, die sich als Spielzeug entpuppt.
Das gemeinsam Erlebte schweißt zusammen. „Feuerwehr, das ist ein gewaltiger Unterschied zu anderen Jobs. Hier zählt der Zusammenhalt. Hier muss man sich aufeinander verlassen können“, sagt Bergungszugführer Andreas Friebe. „Wir verbringen hier teilweise mehr Zeit miteinander als mit der Familie“, ergänzt Michael Vortmann, stellvertretender Wachabteilungsleiter – und schmunzelt: „Wir kennen Charaktereigenschaften der Kollegen, die bestimmt deren Partner so nicht kennen.“
Und sie alle sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Deshalb gehört auch Vorbeugung zum Job. Zum Beispiel Brandschutzerziehung und -aufklärung in Kindergärten, Schulen oder Firmen. Dort wird vor allem immer eine Information vermittelt: In ganz Europa gilt die Notrufnummer 112.
„Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen die Nummer 911 wählen, weil sie diese aus amerikanischen Filmen kennen“, sagt Pressesprecher Boris Thiemrodt, der nicht müde wird, auf einen ganz besonderen Lebensretter hinzuweisen. „Jeder sollte zu Hause Rauchwarnmelder montieren. Einige Dortmunder würden heute noch leben, wenn ein Brandmelder sie rechtzeitig aus dem Schlaf gerissen hätte.“
HINWEIS:
– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.
– Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)
– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu “Wir: Echt Nordstadt” ist bis Ende September 2015 am Big Tipi im Fredenbaumpark zu sehen.
Reader Comments
Harald
Gut gemacht,aber wie schon so oft werden die Feuerwehrfrauen und Kameradinnen unterschlagen