
Die jüngste Tarifreform des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zum 1. März 2025 macht das Deutschlandticket zum Kernstück des Systems. Nach langen Verhandlungen zwischen SPD und CDU/CSU auf Bundesebene scheint nun gesichert, dass das Ticket auch nach 2026 erhalten bleibt, doch gleichzeitig kündigt sich eine schrittweise Preiserhöhung ab 2027 an.
Steigende Ticketpreise könnten soziale Teilhabe erschweren
Prof. Dr. Claudia Hille von der Hochschule Karlsruhe warnt eindringlich vor den Folgen weiterer Preissteigerungen: „Wenn das Deutschlandticket und der Sozialtarif teurer werden, sehe ich die Gefahr, dass Menschen wieder abgehängt werden“. Bereits jetzt sei für einkommensschwache Menschen der Preis von 58 Euro monatlich „schlicht zu teuer“. ___STEADY_PAYWALL___

Hille, die zusammen mit Prof. Dr. Matthias Gather von der FH Erfurt eine umfangreiche Studie zum Thema 9-Euro-Ticket durchgeführt hat, verweist auf die Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket: „Mobilität ist ein Grundbedürfnis und bestimmt tatsächlich über die Chancen, die ich in der Gesellschaft habe“, so Hille.
Thorsten Koska, Co-Leiter Forschungsbereich Mobilität und Verkehrspolitik im Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, erklärt, dass das Deutschlandticket insbesondere durch den Abbau von Tarifhürden psychologische und organisatorische Barrieren reduziert hat. Für viele Menschen sei es nun einfacher, den ÖPNV zu nutzen, ohne sich um Tarifgrenzen sorgen zu müssen.
Studierende besonders von steigenden Kosten betroffen
Der AStA der TU Dortmund kritisiert in einer Pressemitteilung vom 18. März 2025, die vor den Ergebnissen von SPD und CDU/CSU veröffentlicht wurde, die mögliche Preissteigerungen deutlich.

Stellvertretender AStA-Vorsitzender Darius Weitekamp betont: „Viele Studierende sind auf günstige Mobilität angewiesen. Das Deutschlandticket ist kein Luxus, sondern eine solidarische Lösung, um allen Studierenden gleichberechtigten Zugang zur Mobilität zu geben“.
Die aktuellen Pläne der neuen Bundesregierung, die Preise ab 2027 zu erhöhen, für Studierende eine große Herausforderung darstellen: „Dass der Preis für das Deutschlandticket kräftig steigt, halten wir für wahrscheinlich und gleichzeitig für einen großen Fehler“, betonte Weitekamp noch am 25.03 auf Anfrage.
Keine „Linke Tasche-Rechte-Tasche-Debatten“
Hille fordert, Verkehrspolitik nicht getrennt von Sozialpolitik zu betrachten. Aktuell fehle in der politischen Debatte um das Deutschlandticket die Perspektive der Einkommensschwächsten, deren Mobilitätsbedürfnisse erneut aus dem Fokus geraten könnten – zum Beispiel, wenn es um ein „bundesweit einheitliches ergänzendes Sozialticket“ geht.

Auch Koska kritisiert eine verengte Debatte über die Kosten des Deutschlandtickets: „Wir brauchen das Geld auch für ein besseres Angebot“, dürften aber nicht in „Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Debatten“ verfallen.
Er schlägt vor, zur Finanzierung nachhaltiger Mobilität eher Subventionen wie beispielsweise die Pendlerpauschale zu überprüfen.
Politik muss sich auf soziale Dimension fokussieren
Die geplante Preiserhöhung beim Deutschlandticket verdeutlicht, dass Verkehrspolitik eng mit sozialen Fragen verbunden ist.

Hille mahnt abschließend, dass die Frage nach der Mobilität auch immer mit der sozialen Frage verbunden sei: „Aus meiner Sicht sollten wir daher Verkehrspolitik immer auch als Sozialpolitik verstehen“.
Es bleibt abzuwarten, ob die politische Debatte diese sozialen Aspekte stärker berücksichtigt, wenn es um die Zukunft des Deutschlandtickets und weiterer Mobilitätsangebote geht – vor allem wenn das Deutschlandticket so essentiell für Verkehrsverbünde wie den VRR bleibt.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!