Deutschlandticket soll ab 2027 teurer werden: Der soziale Aspekt muss mehr berücksichtigt werden

Trotz des Erhalts unter der künftigen neuen CDU/CSU-SPD-Koalition:

DeutschlandTicket, D-Ticket, 49-Euro-Ticket, ÖPNV, Bahn, Bus, Abo, Chipkarte Quelle: DSW21/Jörg Schimmel

Die jüngste Tarifreform des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zum 1. März 2025 macht das Deutschlandticket zum Kernstück des Systems. Nach langen Verhandlungen zwischen SPD und CDU/CSU auf Bundesebene scheint nun gesichert, dass das Ticket auch nach 2026 erhalten bleibt, doch gleichzeitig kündigt sich eine schrittweise Preiserhöhung ab 2027 an.

Steigende Ticketpreise könnten soziale Teilhabe erschweren

Prof. Dr. Claudia Hille von der Hochschule Karlsruhe warnt eindringlich vor den Folgen weiterer Preissteigerungen: „Wenn das Deutschlandticket und der Sozialtarif teurer werden, sehe ich die Gefahr, dass Menschen wieder abgehängt werden“. Bereits jetzt sei für einkommensschwache Menschen der Preis von 58 Euro monatlich „schlicht zu teuer“. ___STEADY_PAYWALL___

Nach 106.000 Tickets für den Monat Juni, waren es bislang 74.000 Stück für Juli.
Das 9-Euro-Ticket habe nochmal gezeigt, wie eng Mobilität mit sozialer Gerechtigkeit zusammenhängt. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Hille, die zusammen mit Prof. Dr. Matthias Gather von der FH Erfurt eine umfangreiche Studie zum Thema 9-Euro-Ticket durchgeführt hat, verweist auf die Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket: „Mobilität ist ein Grundbedürfnis und bestimmt tatsächlich über die Chancen, die ich in der Gesellschaft habe“, so Hille.

Thorsten Koska, Co-Leiter Forschungsbereich Mobilität und Verkehrspolitik im Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, erklärt, dass das Deutschlandticket insbesondere durch den Abbau von Tarifhürden psychologische und organisatorische Barrieren reduziert hat. Für viele Menschen sei es nun einfacher, den ÖPNV zu nutzen, ohne sich um Tarifgrenzen sorgen zu müssen.

Studierende besonders von steigenden Kosten betroffen

Der AStA der TU Dortmund kritisiert in einer Pressemitteilung vom 18. März 2025, die vor den Ergebnissen von SPD und CDU/CSU veröffentlicht wurde, die mögliche Preissteigerungen deutlich.

Das neue Ticket ist einfach und bequem über die DSW21-App erhältlich.
Das Deutschlandticket ist auch für Studierende eine erhebliche Erleichterung, doch eine Verteuerung würde diese hart treffen. Foto: DSW21

Stellvertretender AStA-Vorsitzender Darius Weitekamp betont: „Viele Studierende sind auf günstige Mobilität angewiesen. Das Deutschlandticket ist kein Luxus, sondern eine solidarische Lösung, um allen Studierenden gleichberechtigten Zugang zur Mobilität zu geben“.

Die aktuellen Pläne der neuen Bundesregierung, die Preise ab 2027 zu erhöhen, für Studierende eine große Herausforderung darstellen: „Dass der Preis für das Deutschlandticket kräftig steigt, halten wir für wahrscheinlich und gleichzeitig für einen großen Fehler“, betonte Weitekamp noch am 25.03 auf Anfrage.

Keine „Linke Tasche-Rechte-Tasche-Debatten“

Hille fordert, Verkehrspolitik nicht getrennt von Sozialpolitik zu betrachten. Aktuell fehle in der politischen Debatte um das Deutschlandticket die Perspektive der Einkommensschwächsten, deren Mobilitätsbedürfnisse erneut aus dem Fokus geraten könnten – zum Beispiel, wenn es um ein „bundesweit einheitliches ergänzendes Sozialticket“ geht.

Die Mobilitätsangebote müssten ausgebaut werden, um den Umstieg auf den ÖPNV zu erleichtern Foto: DSW21/Jörg Schimmel

Auch Koska kritisiert eine verengte Debatte über die Kosten des Deutschlandtickets: „Wir brauchen das Geld auch für ein besseres Angebot“, dürften aber nicht in „Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Debatten“ verfallen.

Er schlägt vor, zur Finanzierung nachhaltiger Mobilität eher Subventionen wie beispielsweise die Pendlerpauschale zu überprüfen.

Politik muss sich auf soziale Dimension fokussieren

Die geplante Preiserhöhung beim Deutschlandticket verdeutlicht, dass Verkehrspolitik eng mit sozialen Fragen verbunden ist.

Die Debatte um den Preis des Deutschlandtickets wird weiter anhalten. Foto: DSW21/Jörg Schimmel

Hille mahnt abschließend, dass die Frage nach der Mobilität auch immer mit der sozialen Frage verbunden sei: „Aus meiner Sicht sollten wir daher Verkehrspolitik immer auch als Sozialpolitik verstehen“.

Es bleibt abzuwarten, ob die politische Debatte diese sozialen Aspekte stärker berücksichtigt, wenn es um die Zukunft des Deutschlandtickets und weiterer Mobilitätsangebote geht – vor allem wenn das Deutschlandticket so essentiell für Verkehrsverbünde wie den VRR bleibt.


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