Die Emschergenossenschaft feiert 125-jähriges Bestehen

Deutschlands erster Wasserwirtsschaftsverband prägt das Bild der Städte im Ruhrgebiet

Der Emscher-Umbau hat als Inspiration maßgeblich zum Bau des Phoenix Sees in Dortmund-Hörde beigetragen – heute dient der See der renaturierten Emscher als Hochwasserrückhaltebecken. Foto: Hans Blossey / EGLV

Die Emschergenossenschaft wurde am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet und ist heute, gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband, Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Seitdem widmet sich das öffentlich-rechtliche Unternehmen der Abwasserentsorgung, dem Hochwasserschutz sowie der Klimafolgenanpassung. Mit dem Generationenprojekt Emscher-Umbau leistete die Emschergenossenschaft einen maßgeblichen Beitrag zum Gelingen des Strukturwandels im Ruhrgebiet.

Für Abwasserfreiheit sorgt ein 95 Kilometer langes Kanalsystem

Neben der Emscher selbst gehören zum Emscher-System im Dortmunder Stadtgebiet unter anderem noch der Bodelschwingher Bach, der Dellwiger Bach, der Evinger Bach, der Groppenbach, der Grotenbach, der Hörder Bach, der Kirchhörder Bach, der Nettebach, der Oespeler Bach, der Roßbach, der Rüpingsbach und der Schmechtingsbach.

Mit erreichen der Abwasserfreiheit ist das Generationenprojekt Emscher-Umbau nach 30 Jahren abgeschlossen. Foto: EGLV

Ein völlig neues unterirdisches Kanalsystem, von 95 Kilometer Länge, wurde für die Abwasserfreiheit in Dortmund angelegt. Zusätzlich wurden auch Wasserläufe auf einer Länge von insgesamt 45 Kilometern umgestaltet.

In den Kanalbau allein investierte die Emschergenossenschaft 467 Millionen Euro, für die Umgestaltung der Wasserläufe weitere 259 Millionen Euro. Somit flossen insgesamt rund 865 Millionen Euro in den Emscher-Umbau.

„Der Umbau des Emscher-Systems, geplant und umgesetzt nach dem genossenschaftlichen Prinzip, hat in der gesamten Region eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was alles gelingen kann, wenn man es gemeinschaftlich anpackt. Mit dem Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft die Bühne für mehr vorbereitet – sie hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir die grünste Industrieregion der Welt werden können“, sagt Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft.

Größtes europäisches Infrastruktur-Projekt ermöglicht neues blaugrünes Leben

Durch die erfolgreiche Befreiung der Emscher und ihrer Nebenläufe von der Abwasserfracht wurde inmitten von Deutschlands größtem Ballungsraum eine hochmoderne wasserwirtschaftliche Infrastruktur geschaffen.

Die Emscher im Bereich des Phoenix Sees in Dortmund-Hörde. Foto: Klaus Baumers / EGLV

„Sie ermöglicht nicht nur neues blaugrünes Leben in und an der Emscher, sondern hat in erster Linie als erheblicher Positivfaktor den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet gestärkt und einen Impuls von 13 Milliarden Euro ausgelöst, wie die TU Dortmund berechnet hat“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Die Emschergenossenschaft investierte über 5,5 Milliarden Euro in das größte europäische Infrastrukturprojekt, welches wie geplant 2021 nach genau 30 Jahren abgeschlossen wurde. Dabei blieb es trotz drei Mehrwertsteuererhöhungen seit 1992, einer Währungsumstellung, einer Baupreissteigerung von mehr als 20 Prozent und vielen weiteren neuen behördlichen Anforderungen, weitestgehend im Kostenrahmen.

Blick in den 51 Kilometer langen Abwasserkanal Emscher (AKE). Foto: Rupert Oberhäuser / EGLV

„Parallel zum Kanalbau haben wir in den vergangenen Jahren bereits mehr als 170 Kilometer an Flusslandschaften entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe revitalisiert: Das Betonkorsett wurde entfernt, die Böschungen wurden flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zuließ, erhielten die früher künstlich begradigten Gewässer wieder einen kurvenreicheren Verlauf“, erklärt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.

Das Ergebnis des Engagement zeigt Erfolge so kehrt Leben an die Emscher zurück. Forellen, Groppen und Stichlinge sowie die seltene Gebrigsstelze und die blauflügelige Prachtlibelle wurden bereits in und um die Emscher gesichtet. Auch der Eisvogel, ein Indikator für gute Gewässerökologie, brütet wieder am Ufer des Flusses.

Auch für die kommenden 125 Jahre gut aufgestellt

Im 20. Jahrhundert sicherte die Emschergenossenschaft das wirtschaftliche Überleben der Kommunen in der Hochphase der Industrialisierung, die bergbaubedingt mit Problemen durch Abwasser einher ging.

Die Faulbehälter der Kläranlage Dortmund-Deutsen Foto: Jochen Durchleuchter / EGLV

Durch den technischen Ausbau der Gewässer zu überflutungssicheren Schmutzwasserläufen, konnten die vorher permanent herrschenden Fäkal-Überschwemmungen und daraus resultierenden Krankheitsausbrüche behoben werden.

Womit in Dortmund eine deutliche Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität einher ging. So möchte der Verband auch in Zukunft weiter machen.

Schon in den vergangenen Jahren wurde unter dem Motto „Horizont 2030“ von innen erneuert und modernisiert, um den anstehenden Herausforderungen wie der Energiewende und der Klimafolgenanpassung weiterhin kompetent begegnen zu können. „Als zuverlässiger Partner unserer Mitglieder wollen wir gemeinsam mit ihnen und den Menschen im Ruhrgebiet die zukunftssichere und lebenswerte Entwicklung unserer Region gestalten“, sagt Uli Paetzel.

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Reaktionen

  1. Neue Microsite im Internet bietet zudem aktuellste Programm-Informationen zu den Jubiläums-Feierlichkeiten am 14. und 15. September (PM EGLV)

    Emscher-Gebiet. Anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens hat die Emschergenossenschaft eine sogenannte Microsite im Internet freigeschaltet: Auf https://jubilaeum.eglv.de finden interessierte Bürgerinnen und Bürger nicht nur zahlreiche aktuelle Infos über die öffentlichen Feierlichkeiten am 14. und 15. September in Holzwickede, Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen und Bottrop – sie können sich online auch auf eine spannende Zeitreise begeben und die wichtigsten Emscher-Meilensteine seit 1899 Revue passieren lassen.

    Die kompakte Webseite umreißt – kurz und knackig – zahlreiche spannende Momente von der Gründung der Emschergenossenschaft vor 125 Jahren über die Begradigung der Emscher, die mehrfache Verlegung der Mündung in den Rhein, den Bau der Kläranlagen und der Pumpwerke bis zum erfolgreichen Abschluss des Generationenprojektes Emscher-Umbau, der auf der Webseite wiederum mit seinen wichtigsten Höhepunkten und Meilensteinen abgebildet wird.

    Auf der „Termine“-Seite finden Interessierte immer die aktuellsten Informationen zu den Programmpunkten der anstehenden Hof-Feste, zu denen die Emschergenossenschaft die Bevölkerung am 14. und 15. September einlädt: Das große Jubiläums-Wochenende startet am Samstag, 14. September (ab 11 Uhr), zunächst im Westen des Emscher-Gebietes am Standort BernePark in Bottrop. Auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage Bernemündung, die mittlerweile als offener Bürgerpark nicht nur die Bottroper Bevölkerung begeistert, gibt es vor Ort diverse Angebote für Jung und Alt, Musik und Catering. Am Abend präsentieren die „Firedancer“ eine Feuer- und Lasershow. Der Abend klingt um 22 Uhr aus.

    Weiter geht es dann am Sonntag, 15. September, wenn die 125-Jahres-Feierlichkeiten im Osten des Emscher-Gebietes fortgesetzt werden: auf dem Emscherquellhof in Holzwickede, auf dem Hof Emscher-Auen in Castrop-Rauxel/Dortmund und dem Natur- und Wasser-Erlebnis-Park in Castrop-Rauxel/Recklinghausen – jeweils von 11 bis 17 Uhr und mit einem vielfältigen Programmangebot für die ganze Familie. Weitere Details zu den Programmpunkten an diesen Standorten gibt es auf: https://jubilaeum.eglv.de

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