Es wird langsam ernst für alle Freund*innen des innerstädtischen motorisierten Individualverkehrs: Auf dem Dortmunder Wallring sollen die Verkehre langfristig so neu organisiert werden, dass mehr Raum für Rad- und Fußverkehr, qualitativ wertigen Aufenthalt und Begrünung geschaffen wird – und es wird konkreter. Jetzt werden erstmals vier Planentwürfe für die Neugestaltung und vor allem Neuverteilung des Verkehrsraums vorgelegt. Wie auch immer die Lösung aussehen mag – sicher ist: sie wird zulasten des Autos gehen.
Vier Varianten für Umgestaltung zugunsten von Rad- und Fußverkehr sowie Aufenthaltsqualität im Gespräch
Im Bereich des Schwanen- und Ostwalls muss dazu mit dem Bau des Radwalls, den der Rat am 8. Oktober dieses Jahres beschlossen hat, innerhalb der nächsten zwei Jahre das Angebot für den Rad- und Fußverkehr verbessert werden. ___STEADY_PAYWALL___
Dieses kurzfristig zu schaffende Angebot wird bis zum vollständigen Umbau des gesamten Wallrings, der erst in einigen Jahren erfolgen kann, dringend benötigt. Für die Umgestaltung des gesamten Wallrings ist eine Verkehrsuntersuchung im Rahmen des Förderprojektes Emissionsfreie Innenstadt der erste Schritt hin zu einem Umbau im Sinne einer Verkehrswende und damit zur Reduzierung von CO2-Emissionen im Verkehr.
Ziel der Verkehrsuntersuchung ist, die Vor- und Nachteile durch Umverteilung der Verkehrsflächen zugunsten von Radverkehr, Fußverkehr, Aufenthalt und Begrünung zu ermitteln. Da mit einer Umgestaltung die Flächen für den fließenden Kfz-Verkehr reduziert werden müssen, werden deren verkehrliche Auswirkungen und damit verbundene Verlagerungen auf das umliegende Verkehrsnetz untersucht.
Die vier Planfälle: jeweils unterschiedliche Vorteile und Auswirkungsgrade auf den KFZ-Verkehr
Die zu untersuchenden Planfälle sowie Bewertungskriterien und erste Ergebnisse der Bewertung sollen mit dem begleitenden Arbeitskreis zum Masterplan Mobilität 2030 im Januar 2021 und in einer Dialogveranstaltung mit der Bürgerschaft voraussichtlich am 28. Januar 2021 diskutiert werden. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund:
- Sind die Planfälle ausreichend – oder sollten weitere Varianten untersucht werden? Und wenn ja, welche?
- Können die Planfälle miteinander kombiniert werden?
- Welche zusätzlichen Bewertungskriterien könnten herangezogen werden?
Die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung fließen in die weitere Untersuchung ein.
Diskussionsgrundlage sind die folgenden vier Planfälle, welche die beauftragte Ingenieurgesellschaft Brilon Bondzio Weiser in Abstimmung mit der Verwaltung entwickelt und deren verkehrliche Auswirkungen sie untersucht hat:
Planfall 1
Umweltspur zwischen Westentor und Bornstraße durch Entfall des äußeren Fahrstreifens
Im ersten Planfall wird unterstellt, dass auf dem Königswall und Burgwall zwischen Westentor und Bornstraße eine Umweltspur (für Bus- und Radverkehr) durch Entfall des äußeren Fahrstreifens eingerichtet wird.
Diese Variante ist bestandsorientiert, bietet einen geringen Eingriff in die Fahrspuren. Die Verlagerungen des Kfz-Verkehrs auf das umliegende Straßennetz sind gering.
Planfall 2:
Einbahnstraßenregelung gegen den Uhrzeigersinn auf dem Wallring
Der Planfall 2 sieht eine Einbahnstraßenregelung gegen den Uhrzeigersinn auf dem Wallring vor: Durch Umnutzung der inneren Richtungsfahrspuren wird Platz für die Einrichtung von Fußgänger- und Radverkehrsanlagen gewonnen. Einen verkehrlichen Vorteil bietet der Wegfall der Linksabbiegemöglichkeiten der auf den Wall zuführenden Straßen.
Die verkehrlichen Wirkungen sind nicht nur auf dem Wallring, sondern im gesamten umliegenden Hauptstraßennetz erheblich.
Planfall 3:
Wegfall von mindestens einem Fahrstreifen in beide Richtungen
Der Planfall 3 schafft durch den Wegfall mindestens eines Fahrstreifens je Fahrtrichtung Platz für Fußgänger- und Radverkehrsanlagen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Radfahrstreifen, nicht um eine Umweltspur.
Die Verlagerung verschiedener Verkehre durch einen Fahrstreifenentfall auf das umliegende Straßennetz wird von den Planer*innen als verhältnismäßig moderat eingeschätzt.
Planfall 4:
Unterbrechung des Wallrings für den KFZ-Verkehr am Hauptbahnhof
Die städtebauliche Wirkung durch die Schaffung eines neuen Platzraums vor dem Hauptbahnhof war leitend für die Auswahl dieses Planfalls. Er sieht eine Unterbrechung für den Kfz-Verkehr zwischen Bahnhofstraße und Freistuhl vor. Dort dürfen nur noch Busse und Taxen verkehren. Ergänzt wird dies um Umweltspuren in den zuführenden Wallabschnitten ab Westentor und Bornstraße.
Dieser Planfall hat seine Stärken v.a. durch den Gewinn von Platz- und Verkehrsfläche zwischen Hauptbahnhof, Fußballmuseum und Bibliothek. Die Verlagerung von Kfz-Verkehren betrifft v.a. die nördliche Ausweichroute (Grüne Straße / Steinstraße).
Virtuelle Dialogwerkstatt für den 28. Januar kommenden Jahres geplant
Eine Dialogwerkstatt zur Verkehrsuntersuchung Wallring bereitet das Projektteam Emissionsfreie Innenstadt derzeit für Donnerstag, den 28. Januar 2021, 18 Uhr, aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus als digitales Veranstaltungsformat vor. Zu der Veranstaltung werden die beteiligten Akteure mit weiteren Informationen über die Beteiligungsmöglichkeiten rechtzeitig einladen.
Die Verkehrsuntersuchung für den Wallring ist eine von 16 Maßnahmen des EU-Förderprojektes Emissionsfreie Innenstadt. Die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen unterstützen das Förderprojekt Emissionsfreie Innenstadt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Reader Comments
Stephan Schulte-Ebbert
„Qualitativ wertiger Aufenthalt“? Da hat wohl mit Recht kein Autor seinen Namen druntergeschrieben.
Weiterhin alles Gute für das Praktikum im Autohaus!
w gurke
Häää?
Bürger*innen können sich nun digital am Masterplan Mobilität beteiligen – Videos für Themenschwerpunkte (PM)
Bürger*innen können sich nun digital am Masterplan Mobilität beteiligen – Videos für Themenschwerpunkte
Der Masterplan Mobilität 2030 setzt auf ein neues digitales Format der Beteiligung, da aufgrund der Corona-Pandemie kein Dialog mit vielen Menschen in einem Raum stattfinden kann. Die Stadt hat kurzfristig umgeplant und veranstaltet nun vom 23. bis zum 27. November eine Digitale Mobilitätswoche, in der sechs kurze Videos die Strategien zu den sechs Schwerpunkt-Themen Fußverkehr, Barrierefreiheit, Radverkehr, Verkehrssicherheit, Parken und Öffentlicher Raum vorgestellt werden.
Dortmunder*innen sollen Bewertung abgeben
Weil die Stadt nicht nur informieren, sondern wieder mit ihren Bürger*innen in den Dialog treten will, hat die Digitale Mobilitätswoche ein interaktives Element: Die Dortmunder*innen werden gebeten ihre Bewertung abzugeben. Zu jedem der sechs Themen gibt es Aussagen, die mit Hilfe eines „Schiebereglers“ auf einer Skala bewertet werden können. Ein Beispiel für eine der Aussagen ist: „Dem Fußverkehr in Dortmund muss mehr Platz eingeräumt werden – das bedeutet an vielen Stellen breitere Gehwege und eine neue Aufteilung des Straßenraums“. Die wählbaren Stufen zur Bewertung sind unter anderem „sollte abgeschwächt formuliert werden“ und „sollte noch mutiger formuliert werden“.
Insgesamt tragen diese Strategien zur geordneten Verkehrswende in Dortmund bei, fundiert und gemeinsam mit den Menschen entwickelt. Das beides ist auch für Oberbürgermeister Thomas Westphal enorm wichtig.
Ergebnisse fließen in Planung ein
Wegen der aufwändigen Funktion zur Bewertung der sechs Themen, finden Sie auf der Internetseite http://www.masterplanmobilitaet.dortmund.de einen Link zu den Videos. Die Videos öffnen sich dann auf einer weiteren Internetseite und dort sind auch die Aussagen eingebettet, die bewertet werden können. Die Videos sind jeweils etwa 2-3 Minuten lang. Die Ergebnisse der Abstimmung fließen wie üblich in die weiteren Planungen ein, deshalb bittet die Stadt ihre Bürger*innen, sich möglichst bereits während der Digitalen Mobilitätswoche an der Bewertung zu beteiligen.
Höhere Beteiligung bedeutet höhere Aussagekraft
„Wir entwickeln die zukünftige Mobilität in Dortmund mit den Bürger*innen“, stellt Stadtrat Ludger Wilde fest. Die Pandemie habe die Stadtverwaltung vor die große Aufgabe gestellt, die Beteiligung zu digitalisieren, statt den gewohnten persönlichen Austausch zu pflegen. Für den Masterplan Mobilität ist es das erste Mal komplett digital und so bittet der Planungsdezernent Ludger Wilde die Bürger*innen um rege Beteiligung an der Digitalen Mobilitätswoche: „Je mehr Menschen mitmachten, desto aussagekräftiger die Ergebnisse.“
Digitale Abschlussrunde am 8. Dezember
Die Digitale Mobilitätswoche endet mit einem Abschlussgespräch mit Stadtrat Ludger Wilde und den Verantwortlichen des Masterplans Mobilität, in dem unter anderem die Rückmeldungen der Bürgerschaft reflektiert werden. Dieses wird am 08.12. auf derselben Internetseite veröffentlicht.
Die sechs Themen werden etwa Mitte 2021 soweit bearbeitet worden sein, dass der Rat einen Beschluss dazu fassen kann.
Autofreier Wall beim „FestiWALL“ am 12. Juni 2022 – Projekt „Emissionsfreie Innenstadt“ läuft länger (PM)
Der Durchführungszeitraum des EU-Förderprojektes Emissionsfreie Innenstadt wird um sechs Monate verlängert von ursprünglich 30. April 2022 auf 31. Oktober 2022. Denn coronabedingt mussten beispielsweise Befragungen, Workshops und Dialogveranstaltungen verschoben sowie einzelne Maßnahmen an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden. Deshalb hat die Bezirksregierung Arnsberg der Verlängerung des Projektzeitraums zugestimmt. Umgesetzt und abgerechnet sein müssen die 16 Maßnahmen des EU-Förderprojektes Emissionsfreie Innenstadt nun bis zum 31. Oktober 2022.
„Trotz coronabedingter Umplanungen sind wir mit zahlreichen Maßnahmen im Zeitplan“, bilanziert Projektleiter Andreas Meißner: Im Klinikviertel laden noch bis 24. Oktober 2021 temporäre Stadtterrassen auf sechs Parkplätzen der Humboldtstraße zum Treffen ein und machen den Beteiligungsprozess am Parkraumkonzept sichtbar. Mehr als 200 neue Fahrradbügel bieten Fahrrädern bereits zusätzliche komfortable Abstellmöglichkeiten in der City. Schüler*innen von sieben Grundschulen nutzen bereits Pläne für sichere Schulwege, die sie im Rahmen des schulischen Mobilitätsmanagements mit entwickelt haben. Zahlreiche Umsteiger nutzen die neue P+R-Anlage in Kley oder die auf der Projektwebsite umsteigern.de und auf Brückenbannern kommunizierten P+R-Anlagen. Der Diskussionsprozess zur Umorganisation des Wallrings ist mit großer Beteiligung der Dortmunder*innen angestoßen. Und auch die Bauarbeiten am Radwall schreiten sichtbar voran.
FestiWall: Sommerliche Tafel auf dem autofreien Wallring
Coronabedingt verschoben werden musste die für Herbst 2021 geplante Großveranstaltung auf dem Wallring mit Sperrungen für den motorisierten Verkehr: Am 12. Juni 2022 lädt die Stadt Dortmund nun zum FestiWall ein: zum (zeitweise) autofreien Sonntag auf dem Wallring. Die Veranstaltung ist angelehnt an das Stillleben Ruhrschnellweg auf der A40 im Kulturhauptstadtjahr 2010 und weitergeführt in kleinerer Dimension im jährlich stattfindenden Still-Leben Borsigplatz.
Geplant ist, überwiegend die Fläche im Bereich des Radwalls vom Schwanen- bis zum Ostwall zu bespielen. Beim FestiWall mit Inszenierungen und Bestuhlungen in diesem Teilbereich werden zahlreiche Maßnahmen und Ergebnisse des Projektes Emissionsfreie Innenstadt präsentiert. Wie beim Stillleben A40 in 2010 soll die Fahrbahn der einen Richtung als Mobilitätsspur für Fahrradfahrer u.ä. und in der anderen Richtung als Aufenthaltsfläche genutzt werden.
Es ist beabsichtigt, das FestiWall, den autofreien Sonntag auf dem Wall, möglichst vielen Interessierten mit klimafreundlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen. Deshalb soll es am Veranstaltungstag ein kostenloses ÖPNV-Angebot im Netz der DSW21 auf dem Dortmunder Stadtgebiet geben.
Emissionsfreie Innenstadt
Die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen unterstützen das Förderprojekt Emissionsfreie Innenstadt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.