Von Susanne Schulte
Es sind turbulente Zeiten im Gastronomie- und Lebensmittelgewerbe. Doch Torsten Gebehart, der neue Gewerkschaftssekretär der NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) kennt es nicht anders. Als er zur Gewerkschaft kam, als Student, der in der Schienengastronomie jobbte, war es nicht anders. Er organisierte damals „den spannendsten und ungewöhnlichsten Streik zumindest in der NGG“ mit, wie er sagte. Die Mitarbeiter*innen in den Autoreisezügen und den Schlafwagen wehrten sich gegen die Kettenarbeitsverträge, forderten unbefristete Arbeitsverträge, gründeten einen Betriebsrat und kämpften für einen Tarifvertrag. Die Arbeitsniederlegungen erfolgten europaweit. „Der eine stieg am Brenner aus dem Zug und hielt ein Banner hoch, der andere mitten in Italien.“
Seinen Vorgänger Manfred Sträter kennt Gebehart schon 20 Jahre: „Er hat uns das Wissen gegeben“
Damals, so erzählt der 50-Jährige, habe er Manfred Sträter kennengelernt, seinen Vorgänger im jetzigen Amt, der zum 31. März in Rente ging. „So bin ich zur NGG gekommen. Und Manfred hat uns das Wissen gegeben.“ ___STEADY_PAYWALL___
Das Wissen, wie die Wirtschaft theoretisch funktioniert, holte er sich weiterhin im BWL-Studium. Nachdem er die Diplomprüfungen bestanden hatte, bewarb sich Torsten Gebehart als Gewerkschaftssekretär bei der NGG – und wurde angestellt.
Welche Themen in den einzelnen Branchen anstanden, wo es hakte, hatte er bereits als ehrenamtliches Vorstandsmitglied regelmäßig gehört.
Nach einem Jahr Arbeit in Köln wechselte er wieder nach Dortmund, wo er aufgewachsen ist, dann nach Oberhausen und Düsseldorf. Jetzt ist er wieder in Dortmund. „Das ist meine Stadt.“
„Wir versuchen, das Feuer zu löschen und das Alte zu bewahren“
Kurzarbeit, drohende Betriebsschließung, Umgehung von Tarifverträgen – die Arbeit in diesen Tagen ist wenig erfreulich. „Bei den Hotels und Gaststätten herrscht Weltuntergangsstimmung, die Lebensmittelbranche brummt, brummt, brummt.“ Das Flaschenbier verkaufe sich ganz gut, der Fassbiermarkt sei zum Erliegen gekommen. „Wir versuchen, Feuer zu löschen, das Alte zu bewahren und zu überlegen, wie die Welt anschließend aussehen wird.“
Die Gewerkschaft hofft, sich im November zur großen Jubilarehrung wieder versammeln zu dürfen
Anschließend – wann das sein wird, weiß heute niemand. Hoffentlich nicht allzu fern. Denn am 28. März musste schon die Delegiertenversammlung, die eigentlich eine Mitgliederversammlung ist, ausfallen.
Die zweite große Veranstaltung ist jedes Jahr die Jubilarehrung am zweiten November-Wochenende. Dass man sich dann unbeschwert treffen kann, hoffen alle, nicht nur die NGG. Auch die traditionelle Preisverleihung steht noch an.
Den Vorleser sollte schon Ende März Willi Hoffmeister erhalten. Die Ehrung ist nun ebenfalls auf den November verschoben worden. Eine Veranstaltung, zu der alle sehr, sehr gerne gehen würden, auch wenn sie, wie immer, für einen Samstag geplant ist.
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