Öffentliche Plätze und Räume tragen maßgeblich zur Identität einer Stadt bei, sind Ausdruck ihrer Urbanität und schaffen Aufenthaltsqualitäten. Nach einem vorgeschalteten Bürgerdialog im Juli 2019, hat Ende des letzten Jahres das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt der Stadt Dortmund das Stadtplanungs- und Architekturbüro „farwick+grote“ mit der Erstellung des „Masterplan Plätze“ beauftragt. Für die prägenden Platz- und Stadträume der City soll das Büro mit dem Instrument eines Gestaltungshandbuchs städtebaulich-gestalterische Leitlinien entwickeln. Ziel ist eine Aufwertung des öffentlichen Raums unter Berücksichtigung stadträumlicher, gestalterisch-ästhetischer, sozialer, funktionaler sowie ökologischer Aspekte.
Gründliche Bestandsaufnahme im Vorfeld des Prozesses
Das Büro farwick+grote hat dazu in der ersten Jahreshälfte 2022 intensiv die Dortmunder Innenstadt zu verschiedenen Fragestellungen untersucht – darunter zum Beispiel was macht die Stadt Dortmund im Kontext und in ihren Plätzen ausmacht, welche Identität die Dortmunder City hat, welche Materialität/Farbigkeit charakteristisch und für den Stadtraum prägend ist oder was Plätze und Stadträume für die City bedeuten.
Unter diesen Gesichtspunkten hat das Büro mehrere fotodokumentarische Ortsbegehungen unternommen. Zusätzlich gab es eine umfangreiche Analyse von historischen Karten, aktuellen Planungen und Gutachten. Im Anschluss wurden die charakteristischen, identitätsstiftenden architektonischen und städtebaulichen Merkmale herausgearbeitet.
In den nun darauf aufbauenden Arbeitsschritten sollen Kategorien von Stadträumen erarbeitet und mit Blick auf die Fragen „Was sollte Plätze/Stadträume auszeichnen?“ sowie „Wie können diese zukunftsfähig und nachhaltiger gestaltet werden?“ übergeordnete Ziele definiert werden.
Die Ziele sollen abschließend in Gestaltungsleitlinien für räumlich definierte Bereich münden, die langfristig zu einem Stadtbild mit eigenständiger Identität und zu einem zusammenhängenden Erscheinungsbild der City führen.
Einbeziehung der Öffentlichkeit sowie verschiedener Innenstadt-Akteur:innen
Jetzt geht es darum den „Masterplan Plätze“ in einem begleitenden Partizipationsprozess unter Einbeziehung der Öffentlichkeit sowie verschiedener in der Innenstadt tätiger Akteur:innen konkreter zu fassen und auf eine breite Basis zu stellen.
Den Auftakt dazu bildet eine Informationsveranstaltung, die am Mittwoch, 17. August um 17:30 Uhr (Einlass ab 17 Uhr) im Westfälischen Industrieklub, Markt 6-8, in Dortmund stattfinden wird.
Nach einleitenden Worten durch Stadtrat Ludger Wilde wird das Büro „farwick+grote“ Ergebnisse der umfangreichen Bestandsanalyse sowie einen ersten Blick in eine mögliche Zukunft der City vorstellen.
Anschließend werden Experten*innen aus Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Handel und Verwaltung über Chancen und Visionen zur Gestaltung der Dortmunder City zunächst auf dem Podium diskutieren, bevor dann interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben, in einer offenen Diskussionsrunde ihre Ideen und persönlichen Anregungen einzubringen. Abschließend gibt das Büro einen kurzen Ausblick auf das weitere Verfahren.
Um eine verbindliche Anmeldung bis zum 12. August 2022 wird gebeten – auf dortmund.de/plaetze oder telefonisch unter 02561-4296284. Die Teilnehmer:innenzahl ist begrenzt.
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Masterplan für eine attraktive City Innenstadt-Plätze auf dem Prüfstand (PM Stadt Dortmund)
Zu einer attraktiven City gehören schön gestaltete Plätze und Straßenzüge. Der Masterplan Plätze soll künftig für ein harmonisches Stadtbild sorgen und die Aufenthaltsqualität in der City steigern, indem er architektonische und städtebauliche Leitlinien definiert. Die Stadtspitze hat einen Entwurf nun zur politischen Beratung weitergeleitet. Der Rat entscheidet im Dezember darüber.
Für den Masterplan Plätze hat das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt die City in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungs- und Architektur-Büro farwickgrotepartner unter die Lupe genommen – von markanten Stadträumen wie dem Alten Markt oder dem Hansaplatz bis zu kleineren wie etwa dem Platz von Hiroshima, vom Muster der Pflastersteine bis zur Platzierung und Gestaltung von Leuchten, Bänken oder Bäumen. Auch die Straßenzüge als wichtige Verbindungen und Sichtachsen zwischen den Plätzen wurden mit betrachtet.
Analyse im Detail und vielfältige Beteiligung
Die Leitlinien und Gestaltungsprinzipien sind seit 2019 in vielen Diskussionen mit Bürger*innen, mit der Politik und in der Stadtverwaltung entwickelt und immer wieder nachgeschärft worden. Der Masterplan berücksichtigt auch die Herausforderungen der Zukunft wie die Anpassung an den Klimawandel. Ergebnisse, Vorschläge und Erkenntnisse aus anderen Prozessen flossen mit ein, etwa das Konzept der neun City-Quartiere oder das Durchgrünungskonzept.
Derzeit wirken manche Plätze unruhig, stellenweise überladen, nicht aufgeräumt und nicht aus einem Guss, so die Analyse. Außerdem soll die City grüner werden. Der Masterplan Plätze schlägt folgende Grundsätze und Leitlinien vor:
Beispiele aus den Grundsätzen und Leitlinien
* Bei der Gestaltung von Platzflächen soll aus der Perspektive der Fußgänger*innen gedacht und geplant werden.
* Als Blaupause für die Weiterentwicklung der City dient ein mittelalterlicher Stadtgrundriss, in dem z.B. die Kirchen die wichtigsten Orientierungspunkte bilden. Auch die Umrisse des Alten Markts sind nahezu original erhalten.
* Für die Innenstadt werden Raumtypen definiert und Raumhierarchien entwickelt: Boulevards und Wallpromenade versus Straßen u. Gassen; Hauptplätze versus Kirchhöfe versus Stadtplätze. Die Unterschiede zwischen diesen Plätzen und Straßen sollen stärker gestalterisch betont werden.
* Bei Plätzen sollen die Gebäude als Raumkanten stärker mitberücksichtigt werden (keine Gebäuderückseiten in Platzlage), insbesondere Eck-Gebäuden kommt eine hohe Bedeutung zu.
* Dachflächen, die man als Fußgänger*in sehen kann, sollen harmonisch gestaltet werden.
Straßen und Gassen sollen eine Pflasterung mit Naturwerkstein in unterschiedlichen Mustern erhalten.
* Künftig sollen konsequenter die in den 1990er-Jahren extra für Dortmund kreierten Leuchten verwendet werden, darunter die „Saturn-Leuchte“, bei der eine Glasscheibe die Lichtkugel umgibt wie die Ringe den Saturn.
* Bei Neugestaltungen sollen Kunstobjekte gezielt eingebunden werden.
* Wasserflächen in der City sollen das Klima verbessern und die Aufenthaltsqualität steigern.
* Die City soll grüner und die Grünflächen untereinander vernetzt werden.
Handbuch für die Zukunft der Plätze
Die Analyse bestätigt Dortmund eine gute Ausgangslage und viele ungenutzte Potentiale. Oft genügt schon die Kombination mehrerer kleiner Eingriffe für eine verbesserte Wirkung. Der Masterplan ist allerdings kein Fahrplan für die komplette Umgestaltung der City, sondern kommt immer dann zum Tragen, wenn Veränderungen anstehen, die sich gestalterisch auf den öffentlichen Raum auswirken.
Wenn der Rat den Leitlinien zustimmt, sollen Verwaltung und private Akteur*innen sie künftig beherzigen. Um dies dauerhaft zu sichern, braucht es eine Beratungs- und Koordinierungsstelle. Das Verantwortungsbewusstsein für den öffentlichen Raum soll so bei allen Beteiligten kontinuierlich steigen. Diese wichtige Aufgabe kann ein Team aus vorhandenen Mitarbeiter*innen im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt übernehmen.
Vorschlag für erste Priorisierungen
Der Vorschlag an die Politik listet auch auf, wo und wie gestartet werden könnte. Dazu gehört der ohnehin vorgesehene Wettbewerb zur Gestaltung des Wallrings. Auch die Hansastraße könnte als wichtige Verbindungsachse in der City deutlicher herausgearbeitet werden. Derzeit bestehen der nördliche und der südliche Teil aus komplett unterschiedlich gestalteten Zonen. Auch das Umfeld der Reinoldikirche, die Katharinentreppe oder eine Platzbildung am Straßenzug Rosental (Ecke Sonnenscheingasse) könnte in den Fokus genommen werden. Nach und nach soll in der City ein System von Straßen und Gassen entstehen, das die Platzräume miteinander verbindet und dabei den Leitlinien des Masterplans entspricht.
Informationen zum Masterplan Plätze bündelt die Stadt Dortmund online unter dortmund.de/plaetze.
Hintergrund: „Dortmund zieht an – Aufbruch City“
Die Dortmunder City ist ein Magnet für die Dortmunder*innen und das Umland. Damit das so bleibt, arbeiten die Stadt Dortmund und ihre Partner*innen gemeinsam an dem Ziel, sie zu stärken. Unter der Überschrift „Dortmund zieht an – Aufbruch City“ hat die City-Entwicklung derzeit besondere Priorität. Dabei ist der Stadt die Beteiligung der Bürger*innen wichtig. Zur gemeinsam erarbeiteten Strategie gehören Kultur- und Freizeit-Events ebenso wie Sonderreinigungen oder die Aufstockung des Service- und Präsenzdienstes des Ordnungsamts (dortmund.de/cityentwicklung). Allein von der Stadt Dortmund bringen sich 17 Ämter und Abteilungen in das gemeinsame Stärkungsprojekt für die City ein.
Über die Entwicklungen in der City berichtet die Stadt regelmäßig in einem Infoheft oder online: http://www.aufbruchcitydortmund.de.
“Masterplan Plätze” für Kehrtwende der City-Gestaltung liegt nun vor (PM Grüne in der BV Innenstadt-West)
Die Bezirksvertretung Innenstadt-West hat sich bei ihrer Sitzung am 22. November mit dem “Masterplan Plätze” beschäftigt. Dieser soll der Verwaltung als informelle Grundlage für sämtliche weiteren städteplanerischen und gestalterischen Maßnahmen in der Innenstadt dienen und mit ihr eine erweiterte Gestaltungssatzung für Teilbereiche der City aufgestellt werden. Das ausgearbeitete Papier des Architekten- und Stadtplanerbüros farwickgrote partner wurde zwar empfohlen, jedoch mit kritischen Anmerkungen der GRÜNEN Fraktion gegenüber der Verwaltung.
Ziel des “Masterplan Plätze” ist es, bei den Plätzen, Stadträumen und Gebäuden eine harmonische Beziehung zueinander und ein gestalterisches Miteinander abzubilden und mit Maßnahmen einheitlicher Gestaltungselemente z.B. der Stadtmöblierung, Materialien, Farbwahl und Umgestaltungen der Wallpromenade und Stadtplätzen durch städteräumliche Verbesserungen, Begrünung, Vernetzung und Durchlässigkeit aufzuwerten. Das zukunftsweisende Bild für die Innenstadt zeigt u.a. auf: Nachbegrünungen, wassersensible Stadtgestaltung, helle Oberflächenfärbigkeit des Bodenbelages, in die Gestaltung des Stadtraumes eingebundene Radwege – die Ideen und Vorschläge klingen malerisch, sind jedoch erstmal unkonkrete Appelle.
Fraktionssprecher Benjamin Hartmann kritisiert, dass Dortmund die “Stadt der Masterpläne” sei, u.a. auch zu Mobilität, Wissenschaft, Kreatives Dortmund, Dortmund bauen, Kommunale Sicherheit und Sport gäbe es entsprechende Masterpläne. In der Theorie und in den teuer bezahlten Analysen und Auswertungen klinge alles zukunftsweisend, jedoch hapere es oft an der Umsetzung und so laufen die Vorschläge Gefahr, nur in Schubläden zu landen.
“So auch hier: die Stadt schlug vor, den Durchgang zum Platz von Amiens zu sperren, da es sich um einen unsicheren und unattraktiven Platz handle. Der Masterplan Plätze sieht jedoch eine Umgestaltung und Durchgängigkeit für diesen Platz vor – das genaue Gegenteil also”, erklärt Hartmann. “Der Masterplan sieht ebenso die Schaffung definierter Stadteingänge vor, so auch an den Katharinentreppen. Der Vorschlag der Wirtschaftsförderung, dort überdimensionierte Betonblöcke mit Nashörnern aufzustellen, ist nicht nur viel zu teuer, sondern auch eine Planung ohne Hand und Fuß”, bemängelt er weiter. “Hier wäre die Verwaltung gut beraten, den Masterplan Plätze nach Ratsbeschluss gut zu studieren und für echte Aufwertungen umzusetzen”, schließt Hartmann ab.