Wenn Fern Mehring zum Pinsel greift oder auf den Auslöser drückt, macht er das ganz oder gar nicht. Der Luxemburger, der in Derne lebt und arbeitet, kann auch die Finger vom künstlerischen Arbeiten lassen, wenn es ihm gerade so gefällt. Nach einer zehnjährigen Schaffenspause stieg er 2015 wieder ins Geschäft ein – ausschließlich mit der Malerei.
Die kreativen Jahre, die hinter im liegen, sind abwechslungsreich
Seit 2018 waren seine Bilder erneut in Ausstellungen zu sehen. Er hoffte, seine Arbeiten nun häufig zeigen zu können. Doch die Pandemie und die Schutzvorschriften hielten die Öffentlichkeit außen vor.
So nahm er noch an den Gruppenausstellungen 2020 in der Kunsthalle am Phönixsee teil und im Atelierhaus Lünen, war im vergangenen Jahr Gastkünstler in den offenen Ateliers in Kamen und konnte seine Bilder in der Sparkassen Galerie in Kamen zeigen.
Dann war wieder Schluss mit der Präsentation. Fern Mehring wünscht sich sehr, dass dieses Jahr mehr Ausstellungen möglich sind. Er sei mit seinen 75 Jahren ja in dem Alter, sagt er, wo mehr kreative Jahre hinter ihm lägen als vor ihm liegen würden.
„Das Talent habe ich von meiner Mutter geerbt“
Die kreativen Jahre, die hinter im liegen, sind abwechslungsreich. Mit 15 Jahren fing er an zu malen. „Das Talent habe ich von meiner Mutter geerbt“, sagt Mehring. Er wurde Mitglied in Hobby-Künstler:innen-Gruppen, malte mit Aquarellfarben vor allem florale Muster und Stadtansichten. „Was man so malt, wenn man anfängt.“
Sein Vorbild war der französische Maler Bernard Buffet. Doch auch wenn die Mutter eine künstlerische Ader hatte, der Sohn sollte einen Beruf lernen. So ging Fern Mehring auf die Techniker-Schule als Vorbereitung auf eine Architekten-Ausbildung.
Er arbeitete als Bauzeichner und studierte einige Zeit an der Academie royale des Beaux Arts de Bruxelles Malerei. 1969 fand er Geschmack an der Fotografie und wechselte das künstlerische Fach und das Land.
Er bewarb sich 1972 an der Folkwangschule in Essen für ein Studium zum Fotodesigner und Fotojournalisten, wurde angenommen und arbeitete nach Abschluss 15 Jahre lang mit der Kamera als wichtigstem Gerät. Seine Fotos waren zu sehen im Spiegel und in Konkret, in Zeit und Stern und in Publikationen der Bundeswehr.
„Mein roter Faden waren Schriftstellerportraits“
Am liebsten machte Fern Mehring Bilder von Menschen. „Mein roter Faden waren Schriftstellerportraits.“ Günther Grass und Uta Danella, Max von der Grün und Wolf Biermann – um nur einige zu nennen – nahm er während PEN-Kongressen, Zusammenkünften des Autor:innen-Verbandes, auf. Einige dieser Fotos hängen in seinem Arbeitszimmer.
1991 legte er die Kamera ins Regal, um sie nie wieder rauszunehmen, kümmerte sich um Haus und Familie – auch das sehr kreativ – und nahm erst zehn Jahre später für eine kurze Zeit den Pinsel wieder in die Hand.
Nach der bereits erwähnten Schaffenspause ist er sehr produktiv geworden. Vor allem Gärten und die Natur hat er im Blick, und das, was der Mensch mit ihnen veranstaltet. Die Bücher von Ulf Soltau über „Gärten des Grauens“, mit Kieseln und Ziegeln ausgelegte Flächen, sprechen ihm aus dem Herzen.
Wenn Mehring unterwegs ist, hat er ein Skizzenbuch dabei und zeichnet die aus Steinen gelegten Muster. In seinem Atelierzimmer malt er sie dann und stellt ihnen gegenüber, wie schön Büsche, Bäume und Blumen stattdessen aussähen. Ganze Schubladen sind voll mit diesen Bilderpaaren, die, so hofft Mehring, so bald wie möglich ausgestellt werden können.
Künstler:innen müssten sich in Zeiten wie diesen mehr zusammentun
Da geht es ihm wie seinen vielen Kolleg:innen im Dortmunder Nordosten. Man kennt sich, aber gemeinsame Aktionen wie die der Offenen Ateliers in der Nordstadt und im Dortmunder Westen wie im Unionviertel gab es noch nicht.
Dafür sei das Gebiet nordöstlich des Hellwegs viel zu groß, die Entfernungen von Atelier zu Atelier zu weit, um sie zu Fuß zu erreichen, meint Mehring.
Aber in der Sorge, dass auch in 2022 kaum große Ausstellungen geplant werden, will er sich bekümmern, mit den Künstler:innen andere Ideen zu entwickeln. Dass das was werden kann, ist klar: Denn kreativ ist Fern Mehring ja immer gewesen.
Auch über Preise müsse man mal reden. Regelrecht verramschen würden viele Künstler:innen ihre Werke. Er hält es da eher mit Karl Valentin, dessen Feststellung über seinem Schreibtisch hängt: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“
Reaktionen
„Gärten des Grauens“ (PM)
Die Schottergärten haben definitiv die Kunst erreicht. Der Dortmunder Künstler Fern MEHRING thematisiert die „Gärten des Grauens“ in seiner aktuellen Ausstellung (4.9.-2.10.22) im Atelierhaus in Lünen.
Mehring greift generell in seiner Arbeit unser Verhältnis zur MUTTER NATUR auf, welche uns Leben schenkt und erhält, die wir jedoch oft weder ehren noch lieben, sondern – zu unserem vermeintlichen Nutzen – berauben und zerstören.
Mit seinen Bildern möchte er Anstoß geben MUTTER NATUR wieder mit ursprünglicher, staunender Bewunderung zu begegnen, offen zu sein für ihren Reichtum, aber auch für ihre Gefährdung und uns vielleicht an unseren Auftrag erinnern, die Schöpfung zu bewahren.
KLO-GALERIE – Die kleinste Galerie Dortmunds (PM)
Die KLO-Galerie in Dortmund zeigt ab dem 24. November 2024 kleine Kunstwerke von Fern Mehring. Die Vernissage findet am 24. November 2024 von 11:00 bis 15:00 Uhr in der Altenderner Straße 168b, 44329 Dortmund, statt. Die Ausstellung läuft ab diesem Datum auf unbestimmte Zeit. Interessierte können die Werke nach telefonischer Vereinbarung unter 0171 8302685 besichtigen.