Klaus Winter hat seine „Geschichte(n)“ zu einem Band verarbeitet

Der Historische Verein widmet den „Nordstadt-Spaziergängen“ eine eigene „Heimat Dortmund“

Die beliebte Nordstadtblogger-Serie „Nordstadt-Geschichte(n)“ von Klaus Winter ist die Grundlage für die neue Ausgabe „Heimat Dortmund“. Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Obwohl er in Aplerbeck wohnt und sich dort sehr intensiv mit der Geschichte des Stadtteils auf der Internetseite aplerbeck-damals.de beschäftigt hat, ist Klaus Winter auch ein profunder Kenner der Nordstadt-Geschichte. Seit mehr als acht Jahren lässt er die Leser:innen von nordstadtblogger.de daran teilhaben. Fast 100 Beiträge sind allein in seiner Serie „Nordstadt-Geschichte(n)“ erschienen und auch zu zahlreichen anderen Orten und vor allem zur jüdischen Geschichte Dortmunds hat er viele Artikel geschrieben und Dank seines reichhaltigen Bildarchivs illustriert. Nun ist – unmittelbar vor Weihnachten – eine besondere Publikation erschienen: Die neue Ausgabe „Heimat Dortmund“. Und Klaus Winter widmet sie erneut der Nordstadt.

„Nordstadtspaziergänge“ ist ein umfangreiches Heft mit über 100 Seiten

Der Titel der neuesten Ausgabe der Veröffentlichung des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark lautet „Nordstadtspaziergänge“. Statt wie sonst auf 48, stellt sie auf 108 (!) Seiten interessante Geschichten, Fakten und Quartiere allein aus der Nordstadt vor, die von der Kaiserzeit bis zum 2. Weltkrieg reichen. 

Aus südöstlicher Richtung auf den Bahnhof. Im Hintergrund rechts die Paulus-Kirche (Sammlung Klaus Winter)
Blick aus südöstlicher Richtung auf den Bahnhof. Im Hintergrund rechts die Paulus-Kirche . Bild: Sammlung Klaus Winter

„Im Prinzip bin ich die entstandenen Geschichten für den Blog durchgegangen und habe versucht, sie zu ordnen”, berichtet der engagierte Heimatforscher. Eine thematische Sortierung bot sich für ihn nicht an: „Thematisch war das unglücklich, weil ungleichgewichtig”, sagt er mit Blick auf die vielen Themen. Eine komplette Übersicht der Nordstadt-Geschichte wollte er ohnehin nicht abliefern. 

Winter hat bewusst die großen Themen Hafen, Westfalenhütte und Kirchen weitgehend ausgeklammert. „Dazu gibt es bereits Literatur“, verweist er auf seine umfangreiche Buchsammlung. Stattdessen widmete er sich beispielsweise der Gastronomie, den kleinen Unternehmen und besonderen Gegebenheiten: „Ich wollte die kleineren Geschichten am Rande zur Geltung und in Erinnerung bringen”, erklärt er. 

Als zentrale Achse findet sich die Münsterstraße wieder

Auch wenn er bei weitem nicht alle seiner fast 100 Beiträge aus der beliebten Nordstadtblogger-Serie übernommen hat, konnte er aus dem Vollen schöpfen. Als „roten Faden“ hat sich Winter für das Format „Nordstadt-Spaziergänge” entschieden, das der Publikation dann auch den Titel gab.

Zentrale Achse ist die Münsterstraße: „Das bot sich an – sie war zentral und es gibt viel zu sehen”, so Winter. Anschließend hat der Heimatforscher die anderen Geschichten und Quartiere räumlich verknüpft, ohne aber explizit die Geschichte der Quartiere zu beschreiben.

Blick durch die Münsterstraße nach Norden um 1905. Das zweite Haus von rechts - mit heraushängender Fahne - ist das Haus Münsterstr. 17/19. Hier war die Feuerkugel eingerichtet. (Slg. Klaus Winter)
Blick durch die Münsterstraße nach Norden um 1905. Das zweite Haus von rechts – mit heraushängender Fahne – ist das Haus Münsterstraße 17/19. Hier war die Gastronomie „Feuerkugel“ eingerichtet. Bild: Sammlung Klaus Winter

Ein wichtiges Thema war die Gastronomie: „Da gab es in der Nordstadt sehr viel – früher gab es Gastronomie an jeder Ecke und da war richtig was los. Heute musst du danach regelrecht suchen”, bedauert der bekennende Freund der Nordstadt. Allerdings war das in der gesamten Stadt so. 

„Der Süden hatte die „Kronenburg“ als großes Ausflugslokal, an der Rheinischen Straße war das „Walhalla“ zentral. „Und in der City gab es Gastronomie in jedem zweiten Haus”, erinnert Winter. „Aber nicht so kompakt wie am Steinplatz. Der Steinplatz galt lange Zeit als Herz der Stadt.”

„Die Entdeckung der Mikwe war ein Volltreffer”

Befragt nach seinen Lieblingsgeschichten, fallen ihm gleich mehrere Themen ein. „Ich fand die Depot-Geschichte ziemlich gelungen”, verweist er auf die drei Teile, die er anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Depot e.V. gemacht hat. Natürlich stehen bei ihm die historische Straßenbahn-Zentralwerkstatt und ihre mittlerweile abgerissenen Depots an der Immermannstraße im Mittelpunkt. Dazu gibt es auch ein Video (Link am Ende des Textes).

Das Leohaus an der Westerbleichstraße, um 1930 (Slg. Klaus Winter)
Das Leohaus an der Westerbleichstraße, um 1930 Bild: Sammlung Klaus Winter

„Das Leohaus hat auch Spaß gemacht”, blickt er auf die Recherche zu kirchlichen Gebäuden zurück. Es ist nicht das einzige Kirchengebäude, das es in die Ausgabe geschafft hat – auch die Christuskirche ist dabei, denn als Kirche der Baptisten ist sie vergleichsweise wenigen Menschen bekannt.

Front des im Hof stehenden Badehauses (Stadtarchiv Dortmund)
Front des im Hof stehenden Badehauses (Stadtarchiv Dortmund) Klaus Winter | Nordstadtblogger

Die Recherchen zur Villa Wiskott haben ihm ebenfalls viel Freude gemacht und „die Entdeckung der Mikwe war ein Volltreffer”, verweist er auf seine Geschichte über das frühere rituelle jüdische Badehaus an der Münsterstraße, an das sich fast niemand mehr erinnern konnte.

Allerdings gab es auch immer wieder Enttäuschungen und Rückschläge, wenn sich Geschichten über Jahre nicht schreiben lassen, weil die Quellenlage zu dünn ist oder – für eine Publikation noch schwieriger – sich nicht bebildern lassen.

Im Zweifelsfall muss er sich dann auch mal mit Bauzeichnungen oder Fotos vom heutigen Zustand bzw. der aktuellen Lage behelfen. So war das beim ehemaligen Fernmeldeamt an der Schützenstraße und der Antoniuskirche. Sie haben es nicht in die „Heimat Dortmund“ geschafft.

Häufig ist das fehlende Bildmaterial ein Hemmnis für eine Geschichte

„Früher konnte ich mit dem Finger über einen Stadtplan gehen und bin dabei auf Gebäude, Kirchen und Firmen gestoßen, aus denen sich eine Geschichte machen ließ. Das ist ausgereizt. Jetzt sind es mehr oder weniger Zufallsfunde und ich muss hoffen, dass ich zu dem Text dann auch das Bildmaterial bekomme. Das ist ein echtes Problem“, erklärt Klaus Winter. 

Denn auch in seinem sehr umfangreichen Postkarten-Archiv – er hat weit mehr als 8000 Motive aus Dortmund – sind die Themen sehr unterschiedlich stark vertreten. „Vom Steinplatz und der Münsterstraße gibt es jede Menge Ansichten und vom Fredenbaum natürlich. Da gibt es Bilder ohne Ende. Auch von Hoesch und vom Hafen“, berichtet er.

Gebirgskulisse am Steinplatz: Der Saal des Alpenrestaurants Zillertal, 1906 Bild: Sammlung Klaus Winter

Anderes Bildmaterial ist aber bei weitem nicht so üppig. „Von der Christuskirche habe ich genau ein historische Bild. Da hat die Gemeinde mir weiterhelfen können“, so der Heimatforscher. „Wenn mir etwas fehlte, habe ich auch auf Architekturzeichnungen zurückgegriffen.” Das war beim Obdachlosenasyl so, von dem es kein einziges altes Foto gab oder auch bei den Eisenbahnbrücken an der Gronau- und Schützenstraße. 

„Letztendlich habe ich nur eine Zeichnung – aber sie ersetzt nicht das eigentliche Foto. Ich hoffe, dass es aber in der Gesamtschau trotzdem wirkt. Ich hätte lieber viele historische Fotos gehabt”, bedauert Winter. Mitunter konnte bzw. musste er sich mit aktuellen Bildern behelfen, was aber den Leser:innen das Wiedererkennen und die Orientierung durchaus auch mal erleichtert.

Der Heimatforscher hat noch viele Motivwünsche….

Eine Erinnerung an die VEW – Vereinigte Eletrizitätswerke – an der Uhlandstraße. Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Winter würde sich freuen, wenn sich Menschen mit historischen Bildern aus der Nordstadt bei ihm melden. Dann würde er vielleicht „noch die ein oder andere“ Nordstadt-Geschichte machen können. Aktuell sucht er beispielsweise historische Bilder vom Telegrafenamt an der Schützenstraße sowie den Bauten der Elektrizitätswerke in der Nordstadt. 

Zum Beispiel vom „Bachpalast“ an der Bachstraße oder den Bauten der VEW an der Uhlandstraße. „Dann könnte man die vielleicht zu einem Text zusammenstellen. Ich müsste dazu noch weiter recherchieren”, so Winter. Wenn es nach ihm geht – das wird schnell deutlich – könnte die beliebte Nordstadtblogger-Serie also noch um den einen oder anderen Text ergänzt werden.


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

Unterstütze uns auf Steady


Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark:
Heimat Dortmund 2/2024: Nordstadtspaziergänge

Auflage 1. Auflage
Umfang 108 Seiten mit farbigen Abbildungen
Einband kartoniert
Erscheinungstermin 16.12.2024
Bestell-Nr 26056
ISBN 978-3-402-26056-2
Preis 7,50 €

Write a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert