Vor 50 Jahren wurde die neue BVB-Heimstätte eröffnet

Der Bau des Westfalenstadions in Dortmund war eine historische kommunalpolitische Großtat

1974 waren die Bauarbeiten am Westfalenstadion an der Strobelallee beendet. Foto: Archiv Kolbe

Ein Gastbeitrag von Gerd Kolbe

Erich Rüttel konnte es nicht glauben. Er war regelrecht konsterniert. Soeben hatte er hochgradig entsetzt das Radio ausgemacht. Die sonore Stimme von Kurt Brumme, dem Sportchef des WDR, hatte ihn wissen lassen, dass der BVB – sein BVB – soeben sein Bundesligaspiel beim FC Bayern München mit 1:11 verloren hatte. Welch große Blamage. Borussia stand jetzt auf dem 15. Platz der Tabelle und die Gefahr abzusteigen, war greifbar nahe. Bloß gut, dass dieses Spiel nicht vor dem Ratsbeschluss über den Bau des Westfalenstadions am 4. Oktober stattgefunden hatte. Die Abstimmung wäre mit Sicherheit negativ beeinflusst worden und hätte nicht ein Votum von 40:13 Stimmen für den Stadionneubau gezeitigt.

Projekt Westfalenstadion als Wagnis in kommunalpolitisch turbulenten Zeiten

Mittlerweile war Dortmund ja zwar als Reservestadt für eine eventuell ausfallende Austragungsstadt für die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft vorgesehen, die Verträge mit der FIFA aber noch keineswegs unter Dach und Fach. Und dann zur Ratsabstimmung zusätzlich ein BVB, der voraussichtlich den Weg in die 2. Liga antreten musste als Damoklesschwert im Hintergrund? Das hätte ein Fiasko geben können. ___STEADY_PAYWALL___

Ein Modell des Westfalenstadions aus dem Jahr 1968. Foto: Archiv Kolbe

Aus guten Gründen hatten sich die Ratsfraktionen unisono entschieden, jeglichen Fraktionszwang aufzuheben und zum ersten Mal in der Geschichte des Rates der Stadt in namentlicher Abstimmung zu votieren. Das war fast so etwas wie der berühmte Hammelsprung im Bundestag.

Auf der einen Seite stand eine WM-Stadt im Wartestand und ein sportlich ohnehin angeschlagener BVB. Auf der anderen Seite türmten sich kommunalpolitisch relevante Probleme in der Sozial- und Jugendarbeit, im Schul- und Krankenhauswesen, im Bau und der Erhaltung anderer Sporteinrichtungen und so weiter, und so fort. Wer also gegen den Stadionbau war, konnte dafür gute Gründe einbringen.

„Rote Erde“ entsprach nicht den Anforderungen der Bundesliga und der Europapokalspiele

Er, Erich Rüttel, hatte seit seiner Berufung in das Amt des Sportdezernenten als Nachfolger des legendären Fritz Kauermann all seine Kraft aufgewendet, um das Stadion trotz aller Probleme realisieren zu können. Der 4. Oktober 1971, ein Montag, war für den Baubeschluss das letzte mögliche Datum, um unmittelbar anschließend die vorbereitete Baugenehmigung ausstellen, unverzüglich mit den Bauarbeiten beginnen und pünktlich am 1. April 1974 fertig werden zu können.

Erich Rüttel war lange Jahre Sportdezernent in Dortmund.
Erich Rüttel war lange Jahre Sportdezernent in Dortmund. Archivbild: Alexander Völkel

Bis kurz vor Beginn der Ratssitzung hatten er, Hermann Heinemann und andere noch Seelenmassage für den Stadionbau bei vielen Kolleginnen und Kollegen aus den Ratsfraktionen der SPD, der CDU und der FDP vorgenommen, um ein positives Klima pro Baubeschluss zu erzeugen. Bei den Freidemokraten war alle Liebesmüh vergeblich.

Rüttel hatte kurz nach Eröffnung der Sitzung durch Oberbürgermeister Heinrich Sondermann das Wort ergriffen und nochmals eine flammende Werberede gehalten. Darin waren natürlich alle wichtigen Daten, Fakten und Zahlen der bisherigen „Stadiongeschichte“ enthalten gewesen: Bereits im April 1965 diskutierte der Sportausschuss den Bau einer neuen Fußballarena, da die altehrwürdige Kampfbahn „Rote Erde“ den modernen Anforderungen der Bundesliga und der Europapokalspiele nicht mehr entsprach.

Olympiastadt Montreal: Eine Reise nach Kanada eröffnet neue Perspektiven

Holztribünen auf der Ost- und der Südseite des Stadions waren alles andere als attraktiv und auch sicherheitstechnisch nicht zu akzeptieren. Die Verwaltung wurde beauftragt, eine erste Kostenschätzung zu erarbeiten, die sich zunächst auf 25 Millionen DM belief.

Eine der Bauphasen des Stadions aus dem Jahr 1971. Foto: Archiv Kolbe

Fast zeitgleich legte Sportdezernent Fritz Kauermann dem DFB eine Bewerbung Dortmunds als WM-Stadt für den Fall vor, dass Deutschland die WM 1974 überhaupt ausrichten sollte. Der Zuschlag dafür war noch gar nicht erteilt.

Im Herbst 1969 hatte Rüttel dann als Nachfolger von Fritz Kauermann das Ressort „Sport“ übernommen und legte dem Rat im Februar 1970 eine neue Kostenschätzung vor: 50 Millionen standen jetzt im Raum. Der Rat sagte lakonisch: „Zu teuer.“ Rüttel bekam den Tipp, dass man für die Olympischen Spiele 1976 in Montreal ein sehr kostengünstiges Stadion in Palettenbauweise errichten wolle. Also reiste der umtriebige Sportdezernent über den großen Teich nach Kanada, um sich dort schlau zu machen.

Das Ergebnis: Ein solches Stadion würde wahrscheinlich nur knapp 30 Mio. DM erfordern. Das war finanziell dem Rat gut zu verklickern. Die Sache hatte nur einen Haken: Diese Bauweise würde lediglich 54.000 Besucher:innen Platz ermöglichen. Die FIFA forderte aber eine Kapazität von 60.000 Plätzen. Eigentlich unsinnig, aber ein K.O.-Kriterium. Dortmund war raus aus dem WM-Geschäft.

Silberstreif am Horizont: Erich Rüttels Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Erich Rüttel und der Dortmunder Bundestagsabgeordnete Hans Urbaniak gingen nun auf Tournee, tingelten in Bonn von Ministerium zu Ministerium und sprachen mit vielen Entscheidern des OK beim DFB in Frankfurt. Der für die Bundes-Finanzen zuständige Superminister Karl Schiller mit Wahlkreis in Dortmund sagte Geldspritzen auch für den Fall zu, dass Dortmund keine WM-Stadt werden sollte.

Richtfest für das Westfalenstadion 1973. Foto: Archiv Kolbe

Und der DFB war es leid, permanent mit Erich Rüttel konfrontiert zu werden und konzidierte, dass Dortmund für den unwahrscheinlichen Fall, dass eine westdeutsche Host City aus dem Bewerbungsverfahren ausscheiden sollte, auf eine „Reserveliste“ als Ersatzstadt kommen würde.

Rüttel hatte übrigens aus dem NRW-Innenministerium läuten hören, dass Köln finanzielle Schwierigkeiten hätte und vielleicht die Bewerbung zurücknehmen müsse. Ein Silberstreif am Horizont für die westfälische Reservestadt mit dem zu kleinen Stadion.

In der Tat gab Köln kurz danach auf. Aber Dortmund bekam noch keinen Zuschlag, sondern blieb in der ominösen WM-Warteschleife. Der 4. Oktober 1971 mit der in den Reinoldi-Gaststätten anberaumten finalen Ratssitzung rückte näher. Eugen Schackmann, der Leiter des Informations- und Presseamtes, hatte die Reinoldi-Gaststätten empfohlen, weil sich zig Pressevertreter:innen angemeldet hatten, um die Sitzung und den Beschluss mitzuerleben.

Stadtrat beschließt den Bau am 4.Oktober 1971 – 34 Blindgänger mussten entschärft werden

Im Vorfeld gab es dann noch eine Strafanzeige gegen die Stadt wegen der höchst unzureichenden Verhältnisse auf der Südtribüne der Roten Erde, aber auch den schriftlichen Protest von Besucher:innen des Schwimmstadions Volkspark, die befürchteten, dass ein kleiner Teil des Luftbades für das Stadion in Anspruch genommen werden müsste.

Plakat zur Eröffnung am 2. April 1974. Foto: Archiv Kolbe

Als Antwort darauf überreichten mehrere Tausend BVB-Fans der Stadt eine Petition, das Stadion auf jeden Fall zu bauen, auch wenn Dortmund keine WM-Stadt werden sollte.

Und dann war er da, der ominöse 4. Oktober 1971 und alles ging gut. Der BVB hatte zum Glück zu diesem Zeitpunkt noch nicht die klatschende Niederlage beim FC Bayern München einstecken müssen. Wenige Tage nach dem Ratsbeschluss nahm dann eine ausführende Arbeitsgemeinschaft ihre Tätigkeit mit dem ersten Baggerhub und einleitenden Geländearbeiten auf.

Dabei wurde festgestellt, dass 34 Bomben-Blindgänger im Stadionboden lagen und entschärft werden mussten und wegen vorhandener Bergschäden die Gründungsarbeiten schwieriger werden könnten. Alle Probleme wurden zeitgerecht gemeistert.

Elisabeth Potschwadtke aus Mengede erzielte das allererste Tor im Westfalenstadion

All diese Gedanken gingen Erich Rüttel am 27. November 1971 durch den Kopf. Günter Hammer, der Chefredakteur einer großen Dortmunder Tageszeitung und Mitglied im BVB-Wirtschaftsrat hatte ihm mittlerweile das Ergebnis eines von seiner Zeitung durchgeführten Namens-Wettbewerbs mitgeteilt.

Erstes Spiel der Damen am 1. April 1974. Foto: Archiv Kolbe

Die übergroße Mehrheit sprach sich mit Blick auf die Westfalenhalle und den Westfalenpark für die Bezeichnung „Westfalenstadion“ aus. Rüttel hatte vor, dem Ältestenrat der Stadt diesen Namensvorschlag auch zu unterbreiten. Von nun an lief alles wie am Schnürchen.

Im Februar 1972 bekam Dortmund endgültig den Zuschlag für vier WM-Spiele, der Schöneberger Sängerknabe Detlef Lange zog für Dortmund mit drei Spielen der holländischen Nationalmannschaft das große Los, das Richtfest wurde ein großer Erfolg, Helmut Schön lobte die neue Arena mit den werbeträchtigen Worten: „Dieses Stadion wird auf der Welt nur durch das Azteken-Stadion in Mexico-City übertroffen“, und die inoffizielle Eröffnung am 1. April 1974 konnte kommen.

Dafür hatte sich Erich Rüttel etwas besonderes ausgedacht, wovon er sich als Hausherr des Westfalenstadions auch nicht abbringen ließ: Das erste Spiel sollten die Damenmannschaften aus Mengede und Waltrop austragen. Und erst danach waren die Herren des BVB und des FC Schalke an der Reihe. Und so kam es, dass am 2. April 1974 um 18.18 Uhr Elisabeth Potschwadtke aus Mengede das Stadion-historisch wichtige allererste Tor erzielte und damit für immer in den Stadion-Annalen verankert ist.

WM-Arena 1974 erwies sich als unglaublicher Publikumsmagnet

Eröffnungsspiel Dortmund gegen Schalke. Foto: Archiv Kolbe

Mit dem Stadionbau nutzte die Stadt eine einmalige Chance. Die gesamte Anlage kostete nur 32,4 Millionen DM. Davon hatte die Stadt lediglich sechs Millionen zu tragen.

Der „Rest“ kam vom Bund, vom Land und aus der Glücksspirale. Und mit diesem Stadion konnte dann auch der BVB, der in der Tat 1972 abgestiegen war, finanziell wieder gesunden.

Denn die WM-Arena erwies sich als unglaublicher Zuschauer:innenmagnet und bildete die Grundlage dafür, dass Borussia Dortmund seine 1974 festgestellten 3,1 Millionen DM Schulden nicht nur abtragen konnte, sondern bereits im Dezember 1975 ein Finanz-Plus von 185.000 DM ausweisen konnte. Dank also an die Stadt Dortmund für ihren mutigen und richtungsweisenden Beschluss vom 4. Oktober 1971.


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  1. 50 Jahre schönstes Stadion der Welt: Brinkhoff’s BVB-Edition 2024 feiert den schwarzgelben Tempel (PM)

    Am 2. April 1974 als erstes reines Fußballstadion Deutschlands eröffnet, feiert die mittlerweile größte Spielstätte Deutschlands ihr 50-Jähriges. Mit der neuen Brinkhoff’s BVB-Edition 2024 erzählt das Bier aus dem Revier jetzt 20 emotionale Geschichten rund um den Dortmunder Fußballtempel.

    Selbst die englische Times hat die Heimat des BVB in einer ihrer berüchtigten Ranglisten zur Nummer 1 unter den Top-Arenen gekürt. Das Stadion sei ein Klassiker, heißt es in der Begründung: Gewaltige Ränge, die die Geräusche mit einer ohrenbetäubenden Intensität auf den Rasen zurückwerfen. Dieser Platz wurde für den Fußball und für die Fans erbaut.“

    „Oder, einfacher gesagt: Das schönste Stadion der Welt“, schwärmt Andreas Thielemann, Marketing Manager von Champion Partner Brinkhoff’s. „Das zeigen wir auf Sonderetiketten: 20 verschiedene Motive haben wir aufgelegt, die wir für kurze Zeit auf die Drittelliterflaschen unserer No.1 bringen. Und nur in schwarzgelben Fan-Kartons mit dem BVB-Partnerlogo, die jeweils 12 Stück enthalten.“

    Die Geschichte hinter jedem Motiv verbirgt sich auf der jeweiligen Rückseite der abziehbaren Bauchetiketten. Eine einzigartige Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert legendärer Sportgeschichte zum Entdecken und Erfahren, zum Staunen und Sammeln. 

    Perfekt, um den Endspurt der Bundesliga-Saison zu genießen. Andreas Thielemann: „Und die Fußball-Europameisterschaft: Sechs Spiele werden bei uns in Dortmund ausgetragen, darunter ein Halbfinale. Vorausgesetzt, die Fans im Revier haben sich ausreichend Vorrat gesichert.“ Anpfiff für die Brinkhoff’s BVB-Edition 2024 wird nach Ostern sein: Dann geht sie in regionalen Getränkemärkten in den offiziellen Verkauf. Zudem ist die Sonder-Edition im Brinkhoff’s Online-Shop (Shop.brinkhoffs.de) für BVB-Fans in ganz Deutschland erhältlich.

    Brinkhoff’s No.1 ist das Bier mit dem besonderen Charakter des Ruhrgebiets und der Menschen, die hier leben. Menschen, die wissen, wo sie hingehören und offen und ehrlich ihre Meinung sagen. Kurz: Die sind so echt, wie ein frisches Brinkhoff’s No.1, gebraut nach der Rezeptur von Fritz Brinkhoff. Als Sohn einer Mälzer Familie im Herzen des Ruhrgebiets geboren, wurde ihm die Liebe zum Bier mit in die Wiege gelegt. Als Braumeister zeigte er später Pioniergeist: Er gilt als einer der Schöpfer des hellen Dortmunder Biertyps, auf dessen Grundlage er seine „Nummer eins“ kreierte. Brinkhoff’s No.1. Ein Bier wie sein Revier. Auch als Brinkhoff’s Alk.0,0 frei und Brinkhoff’s Radler naturtrüb. http://www.brinkhoffs.de

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