In diesem Jahr hatten die Weihnachtsmarkt-Betreiber Pech: Wind und Regen trübten den Dortmunder Himmel und die Besucherlaune der Gäste. Trotz des stärksten Niederschlages seit Jahren sind die Veranstalter zufrieden mit der Bilanz. Für die Zukunft wollen sie das Gesamterlebnis gemeinsam mit den Partnern ausbauen und das Konzept der Weihnachtsstadt mit Leben füllen.
Vor allem die Essens- und Ausschankstände waren stark besucht
Inflation, Energiekrise, Zukunftssorgen: Im Jahr 2023 gab allen Grund zu Pessimismus im Vorfeld der Weihnachtsmärkte. Und so mag das Urteil der Schausteller und Markthändler überraschen: „Ohne den Regen an besuchsstarken Tagen hätten wir neue Tagesrekorde erreicht“, resümiert Patrick Arens, Vorsitzender des Schaustellervereins Rote Erde den Verlauf der Dortmunder Weihnachtsstadt 2023.
„Vor allem die Essens- und Ausschankstände waren stark besucht, doch auch der Handel wurde gut angenommen. Somit knüpfen wir an das letzte Jahr an.“ Mit 165 Litern pro Quadratmeter in NRW war der Niederschlag im Dezember fast doppelt so hoch wie 2022, leider auch an wichtigen Wochenendtagen. Trotzdem kamen die Besucher:innen.
Auch an den Veranstaltungstagen nach Weihnachten, die den Weihnachtsmarktzeitraum seit 2014 um fünf Tage verlängern, kamen wieder überdurchschnittlich viele Gäste. Die für viele freien Tage laden dann ein, die Märkte zu besuchen – ungeachtet des Regens. „Der Großteil der Teilnehmer war sehr zufrieden“, zieht Arens ein tröstliches Fazit.
Gästezahl wie im Vorjahr – trotz kürzerer Dauer
Die Anzahl der Besucher:innen über die gesamte Dauer schätzt Arens auf über zwei Millionen – und damit trotz der kürzeren Veranstaltungsdauer wieder auf dem Niveau des starken Vorjahrs. Das liegt vor allem an der Rückkehr internationaler Gäste nach Dortmund: „Der internationale Reiseverkehr hat sich weiter erholt“, schätzt Rudi Isken die Lage ein.
Er betreibt den zweistöckigen Glühweinstand „Rudis Hütte“ an der Reinoldikirche. „Die organisierten Reisen per Bus haben zwar nicht wieder das Niveau von Vor-Corona erreicht, aber wieder merklich angezogen. Wir hören verschiedenste Sprachen an den Verkaufstheken“, so Isken.
Gäste aus Benelux, England, Spanien, Frankreich, Polen, den USA und sogar Kasachstan seien extra angereist, betont Verena Winkelhaus, Geschäftsführerin der Dortmunder Bezirksstelle des Markthandel- und Schaustellerbands Westfalen. Die größte ausländische Gruppe waren wie üblich die Gäste aus den Niederlanden, die im Vergleich zum Vorjahr wieder häufiger den Weg nach Dortmund gefunden haben.
Die Weihnachtsstadt sieht sich selbstbewusst im Wettbewerb
Und das, obwohl andere Weihnachtsmärkte für die Nachbarn aus dem Westen eigentlich näher lägen. Doch viele Besucher:innen steuern statt Düsseldorf oder Essen gezielt Dortmund an. Arens begründet das mit Alleinstellungsmerkmalen des Dortmunder Weihnachtsmarktes, der als einer der größten und ältesten Europas gilt.
„Der große Weihnachtsbaum hat eine große Strahlkraft auf internationale Besucher“, verteidigt er das zuweilen kritisierte Dortmunder Weihnachtswahrzeichen, der mit 45 Metern als größter der Welt gilt. „Aber mit fast 300 Ständen in der Stadt bieten wir auch mehr als viele Mitbewerber.“
Dabei mache der Handel immer noch einen großen Teil in Dortmund aus. Zudem sei mit dem Phantastischen Lichter-Mittelalterweihnachtsmarkt eine attraktive Ergänzung in der Stadt. Die Weihnachtszeit bringt viele Auswärtige in die Stadt und Region.
Veranstalter Patrick Arens: „Die Menschen wollen raus.“
Die Händler an der bahnhofsnahen Katharinenstraße haben zudem einen hohen Zulauf von Bahnreisenden festgestellt, der wohl auf das Deutschlandticket zurückzuführen sei. Die weihnachtliche Beleuchtung mit Skulpturen der „Dortmunder Zeitreise“, die mit einem großen Tor an der Katharinenstraße beginnt, sei erneut auf große Beliebtheit gestoßen.
Das ermutigt Patrick Arens und die Veranstalter, das Weihnachtsgefühl in der Innenstadt nach dem selbstgeschaffenenen Vorbild weiterzuentwickeln: „Gemeinsam mit Cityring und der Stadt wollen wir ein besseres weihnachtliches Stadtbild etablieren.“ Dies gelte vor allem für zentrale Besucherwege wie dem Westen- und Ostenhellweg.
„Der Eingangsbereich Katharinentor ist doch richtig schön hell geworden!“ Den gesamte Strombedarf der Weihnachtsstadt deckt dabei 100 Prozent nachhaltig produzierter Ökostrom von DEW21. Der lokale Stromversorger trägt dabei die Preisdifferenz zum Normalstrom. Die Weiterentwicklung der Weihnachtsstimmung, ob mit Strom oder ohne, sei aber ein Vorhaben, das man nur gemeinsam mit öffentlichen und privaten Partnern angehen könne.
Mit der Auszeichnung der zehn schönsten Schaufenster der City wurde in diesem Jahr ein erster gemeinsamer Anfang gemacht. In anderen Bereichen klappt die Zusammenarbeit mit wichtigen Stakeholdern seit Jahren. „Bei unseren zentralen Partnern wie der EDG, der Polizei, dem Ordnungsamt und der Stadt möchte ich mich herzlich bedanken“, betont Arens.
Kinder- und Familienprogramm mit starker Nachfrage
Verglichen mit letztem Jahr gab es 2023 nur kleine Änderungen am Aufbau und Programm. Im östlichen Bereich der Kampstraße vor dem Basecamp, einem Gebiet mit perspektivischem Wachstumspotential, fanden Hütten wie der Ganesh Nepal-Handel einen neuen Standort.
Wieder auf dem Hansaplatz befand sich das Weihnachtsdorf in Verbindung mit dem Theaterzelt, das etwas an Größe zulegte. Hier bündeln die Veranstalter zwei wichtige Elemente des Familienprogramms in direkter Nähe zum großen Baum, vor dem auch kleinere Veranstaltungen wie die Chorkonzerte stattfinden.
Die wichtigste Erkenntnis für die Veranstalter: Die Besucher:innen nehmen besondere Angebote gerne an. Das Kinder- und Familienprogramm mit SALASAS Koffer der Magie (vom „Zaubershow-Künstler des Jahres“, Sascha Lange)
wie auch das Kaspertheater, Konzerte und Kinderkarusselle seien sehr gut angekommen und motivieren, mit neuen Angeboten darauf aufzubauen.
Das Organisationsteam freut sich schon auf die Fortsetzung in 2024
Dass die Besucher:innenzahlen trotz des vielen Regens gestimmt haben, beflügelt den Gestaltungswillen des Veranstaltungsteams. „Die Menschen wollen vor die Tür und sie freuen sich, dass ihnen die Stadt etwas bietet“, stellt Arens fest. „Die Lust am Rausgehen war letztlich größer als das schlechte Wetter.“
Der Weihnachtsmarkt bleibt ein beliebtes Ausflugsziel auswärtiger Gäste und etablierter Treffpunkt der Dortmunder:innen am Jahresende. Die Dortmunder Weihnachtsstadt startet in jedem Jahr am Donnerstag vor Totensonntag. Im Jahr 2024 beginnt sie somit am 21. November.
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