Von Gerd Wüsthoff
Das Haus an der Ecke Treibstraße/Sunderweg war über Jahre immer wieder Ziel von Schmierereien und Graffiti-Sprayern. Hier am Eingang zur westlichen Nordstadt und dem Hafen, konnte man weit sichtbar die „Botschaften“ sehen. Nur ansehnlich war die Sache nicht. Wild, krass bunt oder weniger, schmierig und heruntergekommen wirkte das Haus durch die wilden Besprühungen. In einer konzertierten Aktion von Stadt, EigentümerInnen, BewohnerInnen, Hausverwaltung und dem Quartiersmanagement konnte aus dem „Schandfleck“ ein einladendes Schmuckstück gestaltet werden, das geradezu in das Quartier zu weiteren Entdeckungen einlädt.
Nicht nur Graffiti und Street Art sind Element für willkommene Nachahmer
Die kreative, künstlerische neue Fassadengestaltung mit deutlichem Bezug zum Hafenquartier und dem Hafen haben die über 100 Quadratmeter große Doppelfassade des 1953 erstellten Hauses zu einem Blickfang gemacht.
„Es hat begeisterte Hupkonzerte gegeben“, erklärte Ulrike Matzanke, Vertreterin der Eigentümergemeinschaft. „Die Zusammenarbeit mit Mietern, Hausverwaltung, Eigentümern, dem Quartiersmanagement, Die Urbanisten e.V. und der Stadt Dortmund war phantastisch reibungslos“, sagt Oliver Mark, der künstlerische Kopf hinter der Fassadenkunst.
Mit Investitionen der Eigentümergemeinschaft, Zuschüssen der Stadt Dortmund, des Malerbetriebes Figge + Risch und den kreativen Ideen der HausbewohnerInnen und der beteiligten Auszubildenden wurde das Haus ein „blaues Wunder“ und präsentiert Graffiti und Street Art-Elemente. „Für ,Nachahmer‘ haben wir noch einen vollen Topf, um Zuschüsse zu verteilen“, betont Uta Wittig-Flick vom Amt für Wohnen und Stadterneuerung der Stadt Dortmund. 25 derartige Projekte konnten bislang in der Nordstadt realisiert werden. Demjenigen, der mit offenen Augen durch die Nordstadt geht, fallen diese Häuser sofort auf.
Ein Gemeinschaftsprojekt, auf das alle Beteiligten mit Recht stolz sein können
„Das Programm beschränkt sich nicht auf die Fassadengestaltung, sondern bezieht die Innenhofneugestaltung mit ein“, betont Alexander Sbosny vom Quartiersmanagement. Diese Maßnahmen tragen zur Urbanität, Vielfältigkeit und dem Lebenswert in der bunten Stadt Dortmund bei.
„Für dieses Haus, und seinen Standort, fanden wir das Thema Hafen und Wasser allgemein mehr als passend“, erläutert Mark und verweist weiter auf die Begeisterung der beteiligten Auszubildenden. „Die Jungs waren und sind richtig Stolz auf ihre Arbeit hier.“ Stolz können die Auszubildenden der Außerbetrieblichen Ausbildungsstätten der Handwerkskammer Dortmund in Huckarde tatsächlich sein.
Die Fassadengestaltung erweitert ihr Bewerbungsportfolio positiv, wie es zudem eine mehr als willkommene Gelegenheit für sie war, außerhalb des Lehrbetriebes, vorwiegend in Hallen, quasi am lebenden Objekt nicht nur zu arbeiten, sondern kreativ zu gestalten. Die Ausbildungsstätte in Huckarde ist eine eigenständige Tochter GmbH der Handwerkskammer Dortmund mit einer 30-jährigen erfolgreichen Tradition. „Wir bilden und betreuen hier Junge Menschen mit vielfältigen Problemen“, erklärt Pierre Danielczyk, Malermeister und Ausbilder.
Entwicklung des Gebäudes vom hässlichen Entlein zum blauen Schwan
„Als Nischenbetrieb kümmern wir uns um unsere Auszubildenden. Sowohl bei privaten, sozialen und anderen Problemen. Das geht nur, wenn wir auch ein Vertrauensverhältnis herstellen können. Erkennen wir dabei antidemokratische Tendenzen, werden wir mit einem `Schulungsprogramm´ tätig, damit diese Jugendlichen nicht abgleiten.“
Mark betonte bei der offiziellen Präsentation der Fassade, wie bereichernd seine Zusammenarbeit mit den Auszubildenden war und wie wertvoll die Kooperation mit der ausführenden Malerfirma Figge + Risch. Aus dem hässlichen Entlein wurde am Ende ein blauer Schwan. „Zudem bietet eine künstlerische Fassadengestaltung häufig einen Schutz vor illegalen Graffitis und Schmierereien“, ergänzt Wittig-Flick.
Denn auch eine weitaus simplere, nicht künstlerische Fassadengestaltung stand kurz zur Diskussion. „Diese Lösung ist am Ende ein besserer und preiswerterer Schutz als eine teure anti-Graffiti Grundierung“, erläutert Matzanke. Oliver Bossmann, Nico Priebe, Nico Nesterowicz, Mateusz Turalski, Sarah Neuenfeldt, Alexander Skoecz, Leon Budny und Daniel Maifeld waren die beteiligten Auszubildenden aus dem 1. Lehrjahr zum Bauten und Objektbeschichter der Außerbetrieblichen Ausbildungsstätten der Handwerkskammer.
Weitere Informationen zu den Zuschüssen aus dem Hof- und Fassadenprogramm:
- Quartiersmanagement Nordstadt
Immobilienteam (Alexander Sbosny, Till Redenz, Anne Behlau) - Mallinckrodtstraße 56
- Telefon: 0231 / 222 7373
- Mobil: 0151 / 581 89 362
- E-Mail: immobilien@nordstadt-qm.de
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