Von Susanne Schulte
Nach gut zweieinhalb Jahren sind vier Männer sehr zufrieden: Moshadagh Ahmed Abdullahi, weil er seit Oktober in der Ausbildung ist; Mirko Pelzer, weil er einen Auszubildenden zum Altenpfleger in der Evinger AWO-Seniorenwohnstätte einstellen konnte; Dieter Labenz und Oliver Schröer – beide nach Feierabend in der Arbeiterwohlfahrt aktiv – weil die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt in dem Verband so gut klappt. Alles, was die vier sich vorgenommen hatten, haben sie erreicht. Vor allem Moshdagh Ahmed Abdullahi.
Abdullahi arbeitete in Afghanistan als Rettungssanitäter
Der 30-Jährige kam mit seiner Frau und den beiden Kindern aus Afghanistan nach Derne, bezog eine Wohnung in der Hoesch-Siedlung an der Straße Hafer-Vöhde, stellte sich bei den Nachbar:innen vor und begeisterte mit dieser Geste das Ehepaar Labenz.
Man kam sich näher, unterhielt sich, so gut es ging, half sich gegenseitig. Weil im Jobcenter niemand glaubte, Abdullahi würde eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf meistern, wie es sein Wunsch war und er auch in Afghanistan schon als Rettungssanitäter gearbeitet hatte, nahm Labenz die Sache in die Hand.
Er nutze die nächste Gelegenheit und sprach während eines AWO-Sommerfests mit dem Vorsitzenden seines Ortsvereins, Oliver Schröer, und mit Mirko Pelzer, dem Leiter des Bereichs Senior:innen bei der AWO. Das Ergebnis der Unterredung:
Moshdagh Ahmed Abdullahi macht erst ein Praktikum in einer Tagespflegeeinrichtung, in der ambulanten Pflege und der Seniorenwohnstätte, startet anschließend ein Bundesfreiwilligenjahr und beginnt dann, wenn er Deutsch beherrscht, eine Ausbildung zum Alten- und Krankenpfleger bei der AWO. So war es geplant, so ist es gelaufen.
Für den einen ist es ein Lottogewinn, für den anderen der beste Nachbar überhaupt
Abdullahi spricht mittlerweile fließend Deutsch. „Ich bin zufrieden mit der Arbeit“, sagt er. Und zufrieden sind auch Mirko Pelzer und der stellvertretende Pflegedienstleiter Tim Lauterbach. Nicht nur, dass man sich zur Zeit in Pflegeeinrichtungen über jede Hilfe freut, aber gerade dieser Auszubildende stelle viele Fragen zum Beruf und zum Ablauf des Alltags im Heim und sei wissbegierig, was das Fachliche angehe.
Im Januar beginnt der Blockunterricht für den künftigen Pfleger. Nach zwei Jahren dann muss er sich entscheiden, ob er seinen Schwerpunkt auf die Alten- oder die Krankenpflege legt oder Generalist wird. Letzteres ist die umfangreichere Ausbildung, aber das, was Abdullahi anstrebt. Weil er noch lernt, muss er nur insgesamt eine Woche lang im Jahr Nachtdienste machen. Auch Sonn- und Feiertage sind im ersten Ausbildungsjahr immer freie Tage.
Labenz und Abdullahis sind immer noch Nachbarn. Zwischenzeitlich ist Dieter Labenz Frau gestorben, aber die Nachbarin hilft ihm nun bei Handarbeiten, die er selbst nicht erledigen kann. Und er hilft dem Nachbarssohn bei den Hausaufgaben, jeden Abend eine gute halbe Stunde. „Wir üben Diktate zu schreiben und ich erkläre ihm Wörter.“ Der Junge geht in die Grundschule, die ältere Tochter auf die Gesamtschule in Scharnhorst. Dieter Labenz sagt über die Familie: „Das ist für mich wie ein Lottogewinn“, und hört von Moshdagh Ahmed Abdullahi: „Solange Dieter Labenz in Derne wohnt, bleiben wir da.“