In der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord gibt es eine Änderung. Seit 1. Juli ist Cornelia Wimmer neue Vorsitzende der vierköpfigen Fraktion „Die Linke & Piraten“. Bezirksvertreter Cüneyt Karadas, der dieses Amt bislang übernommen hatte, konzentriert sich künftig mehr auf seine Position als stellvertretender Bezirksbürgermeister.
Fraktion erreichte 19,4 Prozent – zweigrößte Fraktion in der Nordstadt
Bei der Kommunalwahl im Mai 2014 hatten Linke & Piraten in der Nordstadt insgesamt 19,6 Prozent der abgegebenen Wählerstimmen geholt. Damit stellen die Linken & Piraten – nach der SPD – die zweitgrößte Fraktion in der Nordstadt.
Die Ratsfrau und sozialpolitische Sprecherin Fatma Karacakurtoglu und der Pirat David Grade machen dabei das Quartett um Cornelia Wimmer und Cüneyt Karadas komplett.
Die neue Fraktionsvorsitzende Cornelia Wimmer, Jahrgang 1952, ist Lehrerin für Kunst und Französisch und war mit diesen Fächern an mehreren Gesamtschulen tätig, auch in der Nordstadt. Doch die Nordstadt liegt ihr auch politisch und privat am Herzen, wie sie in nachfolgendem Interview erläutert.
Frau Wimmer, wie sehen Sie die Nordstadt?
Cornelia Wimmer: „Der Norden ist ein zwar sehr junger, dynamischer und spannender Stadtteil. Aber hier läuft doch vieles wenig optimal: Viele Menschen kommen nicht, wie man so sagt, in der Mitte der Gesellschaft an, sondern bleiben, schlimmstenfalls lebenslänglich, an deren Rand:
Bildungskarrieren junger Menschen oder Zugewanderter enden vorzeitig, Berufseinstiege sind schwierig oder bleiben aus, liegengebliebene Potenziale allerorten. Durch alle Altersstufen gibt es überproportional viel Arbeitslosigkeit, Armut und deshalb oft auch Schwierigkeiten, den Alltag zu bestehen.
Der Stadtteil könnte attraktiv sein, ist es streckenweise auch: Einzelhandel und Gastronomie haben meist den Migrationshintergrund ihrer Betreiber und sorgen für ein lebendigeres Straßenbild als man das in den wohlhabenderen südlichen Stadtteilen findet. Aber es gibt auch unerfreuliche oder vernachlässigte Orte, manchmal ganz einfach aufgrund fehlender Mittel.“
Was sollte in der Nordstadt geschehen?
Cornelia Wimmer: „Ziel – wenn auch ein derzeit fernes – muss es sein, dass sich der Stadtteil sozial durchmischt. Dazu bedarf es der Aufwertung des Wohnumfeldes, Verkehrsberuhigung, Schaffung von Spielstraßen, Lärmminderung, so dass Familien mit Kindern hier gut leben können. Ein stadtteilweites WLAN und die Schaffung einer guten Verkehrsanbindung an die Universität würden zunächst Studenten motivieren, hier zu leben.“
Wie sehen Sie das schulische Angebot in der Nordstadt?
Cornelia Wimmer: „Viel hängt vom Gelingen eines guten Schul- und Bildungsangebotes ab. Der Norden braucht noch weitere Kitas und eine zweite Gesamtschule mit gegenüber dem Standardangebot deutlich verbesserten Ressourcen, so dass die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer sowie der sozialpädagogischen Fachkräfte überhaupt erfolgreich sein kann. Unverzichtbar ist eine voll ausgebaute Oberstufe.
Da die Bevölkerung des Norden, anders als die der Gesamtstadt, wächst, kommt gerade aus diesem Stadtteil ein großer Teil derjenigen, die mittelfristig einen großen Teil von Dortmunds Bürgerschaft ausmachen werden – ein Grund für die Stadt, sich großzügig und engagiert eben diesem Stadtteil zuzuwenden. Was hier gut läuft, wird man als Gesamtstadt im guten Sinne merken, was man hier schief gehen lässt, allerdings auch.
Als Lehrerin für Kunst und Französisch interessiert mich Kunst und Gestaltung „an sich“, aber auch als angewandte Praxis: Wie sieht es hier aus? Mögen wir unsere Straße? Mag man auf diesem Platz sitzen? Ist die Schule „irgendwie schön“ oder ein Ort, den man schleunigst verlassen möchte, weil er sich unfreundlich anfühlt?“
Sie sind seit 2011 Mitglied der Partei DIE LINKE. Wie sieht linke Politik in der Nordstadt aus?
Cornelia Wimmer: „Linke Politik machen heißt für mich, Schritte tun in Richtung auf einen Stadtteil, dessen Bewohner mit ihrem Leben zufrieden sind, wo sie auskömmlich und ordentlich wohnen und leben können, in dem die nachbarschaftlichen Beziehungen friedlich und in Ordnung sind. Einen Stadtteil, mit dem wir einverstanden sind.“