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Politik nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe erlebbar machen: Das war das Ziel des Bürgerdialogs „Labor Ankommen“ im Gemeindehaus St. Joseph stattfand. Bürger:innen der Nordstadt konnten sich mit Bundestagskandidat:innen direkt austauschen und ihre Anliegen einbringen.
Interaktive Diskussion statt klassischer Podiumsdiskussion
Statt einer Frontalveranstaltung setzte das Format auf Interaktion. Die Politiker:innen – darunter Michael Depenbrock (CDU), Hannah Rosenbaum und Martina Wilken (Grüne), Sonja Lemke (Linke) sowie Volkan Baran (Mitglied des Landtages für die SPD, in Vertretung für Sabina Poschmann) – mussten sich im Raum je nach ihrer Position zu bestimmten Thesen bewegen.
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Themen wie Mindestlohn, Bürgergeld-Sanktionen oder Sonderabgaben für Wohlhabende wurden so sichtbar verortet. Durch diese Dynamik blieben die Diskussionen lebendig, und auch das Publikum konnte sich jederzeit einbringen. ___STEADY_PAYWALL___
Um Sprachhürden abzubauen, setzten die Organisator:innen auf ein Team von Sprachmittler:innen, die in Türkisch, Arabisch, Portugiesisch und Englisch übersetzten.
„Alle sollen sich eingebunden fühlen“, betonte Nora Oertel-Ribeiro von der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung An der Ruhr (KEFB). „Wir wollen Politik anders erlebbar machen.“ Ziel sei es, den Wahlkampf in die Nordstadt zu bringen und die Perspektiven der Bewohner:innen in den Bundestag mitzunehmen.
Persönliche Erfahrungen im Mittelpunkt
Das Publikum konnte jederzeit eine Frage an die Politiker:innen stellen und sich einschalten. Wenn eine Person nicht gut Deutsch sprechen konnte, wurde sie von einem Helfenden übersetzt, sodass sie ihre größten Sorgen und Ängste im Alltag artikulieren konnten.
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Eine syrische Frau berichtete, dass ihre Kinder aufgrund von Fluchttraumata und Sicherheitsängsten nicht mehr zur Schule gingen. Viele Menschen schilderten Diskriminierungserfahrungen im Alltag.
Während Sonja Lemke (Linke) das Asylrecht verteidigte und SPD sowie Grüne ihr beipflichteten, betonte Michael Depenbrock (CDU), dass Deutschland auch auf Rückführungen setzen müsse, wenn sich die Lage stabilisiere.
Die Zuschauer:innen verfolgten gespannt den Schlagabtausch der Parteivertreter:innen, die ganz oft auch die konkreten Nöte der Nordstädter:innen addressierten.
Teil einer größeren Kampagne und nachhaltige Wirkung gewünscht
Der Bürgerdialog war in die Kampagne „WIR SAGEN ZUSAMMEN:HALT!“ des Erzbistums Paderborn eingebettet. Im Rahmen des „Heiligen Jahres“ wurden zwölf Hoffnungsorte präsentiert, in Dortmund mit dem Fokus auf „Hoffnung für Geflüchtete und Migrant:innen“.
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Das „Labor Ankommen“ ist eine langfristige Initiative, die politische Partizipation und Integration fördert. Oertel-Ribeiro und ihr Team sehen die Veranstaltung als Modell für eine neue politische Kultur.
„Wir wollten den Wahlkampf dahin bringen, wo er sonst oft nicht stattfindet“, betont sie. Ob sich das Format verstetigt, bleibt offen – doch mehr Innovation in das gängige Podiumsdiskussions-Format zu bringen, hat sich in jedem Fall bewährt.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Reaktionen
Quiring
Stellt sich die Frage, warum wir als Partei Volt nicht ebenfalls eingeladen wurden? Auch unsere Partei hat einen Direktwahlkandidaten für Dortmund I, Wahlkreisbezirk 141. Systematisch werden wir von einem Großteil der Presse ignoriert. Wir haben ein sehr gut ausgearbeitetes Programm und bieten dort Lösungen an, wo andere Parteien Allgemeinplätze von sich geben. Wir sind pragmatisch und evidenzbasiert und haben unser Programm auf best practice ausgerichtet, d.h. was funktioniert in anderen europäischen Ländern gut und was lässt sich auf unser Land übertragen. Wenn man allerdings immer nur den Fokus auf die anderen Parteien richtet, wird unser Programm keine Beachtung finden. Ich denke, wir haben es verdient, dass unser Programm mehr Reichweite erhält. Wenn man etwas neues will, muss man auch neues wählen.