Dortmund bekommt, worauf viele Menschen lange gewartet haben: Eine massive Investition in Bus und Bahn. Nach erfolgreichem Verkauf des Essener Energiekonzers STEAG wurden knapp 600 Millionen Euro in die Kassen der Dortmunder Stadtwerke gespült. In den letzten Monaten verhandelten dann der Vorstand der DSW21 gemeinsam mit dem Oberbürgermeister und den Fraktionsspitzen von SPD, Grünen und CDU über die Investition der Erlöse – mit einem klaren Ergebnis.
„CityTaktPlus“ bringt 5-Minuten-Takt auf hoch frequentierten Strecken
Lange war der 36-prozentige Anteil der Stadtwerke an dem Energiekonzern STEAG Grünen und Linken im Rat ein Dorn im Auge. Durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine stieg die Nachfrage nach fossilen Energieträgern wieder, sodass auch der Essener Konzern deutlich bessere Bilanzen vorweisen konnte. Schließlich einigte man sich mit den anderen kommunalen Anteilseignern auf einen Verkauf als Ganzes (wir berichteten). Dadurch ist der Weg frei für massive Investitionen in den Dortmunder ÖPNV.
Fraktionsübergreifend habe man sich auf drei Ziele verständigt: „Die Stärkung von DSW21, ein starkes Dortmund und spürbare Verbesserungen des ÖPNV-Angebots.“ Insbesondere letzteres sei der ausdrückliche Wunsch der Politik gewesen.
Der „CityTaktPlus“ soll ab Sommer 2025 Fahrgäste der U41 zwischen Fredenbaum und Hörde sowie auf der U47 und U49 zwischen City und Hafen im Fünf-Minuten-Takt an ihr Ziel bringen. Zwischen Markgrafenstraße und Hauptbahnhof sollen die Stadtbahnen im Zwei-Minuten-Takt unterwegs sein.
Die anderen U-Bahn-Linien fahren, mit Ausnahme der U43 zwischen Dorstfeld und Wickede, weiterhin alle zehn Minuten. Auch hier sind zukünftig noch Taktverdichtungen denkbar.
„DoNight“: Neue NachtExpress-Linien sollen ab 21. August fahren
Unter der Bezeichnung „DoNight“ wollen die Stadtwerke den Nachtverkehr ausbauen. So sollen die Linien U41, U42, U43, U44, U45 und U46 täglich zwischen 0 und 1 Uhr ausgeweitet werden. Die aktuell in dieser Zeit angebotenen NachtExpress-Busse fallen dann weg. Um den Anschluss an die Stadtbahn zu gewährleisten, werden die Buslinien 416, 427, 440, 445, 447, 448 und 450 angepasst und verlängert. Durch den Einsatz von Bahnen anstatt Bussen soll zudem die Barrierefreiheit weitgehend gewährleistet werden. Bereits in diesem Jahr, genauer gesagt zum Fahrplanwechsel am 21. August, soll „DoNight“ an den Start gehen.
Ebenso wie der „CityTaktPlus“ soll im Sommer 2025 mit der „InnovationsLinie 400“ eine neue Ringbus-Linie auf Dortmunds Straßen zu sehen sein. Diese „sorgt zukünftig nicht nur für Querverbindungen zwischen den Stadtbahnlinien, sondern auch für die Anknüpfung zu weiteren Mobilitätsangeboten wie Bus und S-Bahn, aber auch Fernverkehr und Mobilstationen“, erklärt die DSW.
Die neue 400-Linie stelle so im 10-Minuten-Takt eine direkte Verbindung zwischen dem Kreuz- und Unionviertel, dem Hauptbahnhof bzw. der City und dem Borsigviertel sowie dem Nordmarkt her. Die bisherigen Linien 452, 453, 455 und 456 werden angepasst.
OB: „Modernisierung der Technik und Fahrzeuge ist notwendig und Ausbau des Angebots richtig“
Es wird eine Rundum-Modernisierung des DSW-Konzerns. Neben dem Ausbau der Angebote wird auch der Betriebshof in Castrop neu gebaut. Die beiden Betriebshöfe in Dortmund werden erweitert, um den wachsenden Bedarfen gerecht zu werden. Hinzu kommen Gleisbaumaßnahmen, der Austausch von Fahrleitungsmasten, die Erneuerung sanitärer Anlagen für Beschäftigte, die Umsetzung von Brandschutzkonzepten und die Modernisierung der Haltestelle Stadtgarten – allesamt kleinere Maßnahmen, die aber dennoch für die Verkehrsinfrastruktur essenziell wichtig sind.
Oberbürgermeister Thomas Westphal freut sich über das Maßnahmenpaket: „Die Modernisierung der Technik und der Fahrzeuge ist notwendig und der Ausbau des Angebots richtig. Insbesondere für die Innenstadt und den Nachtverkehr, wo der Bedarf ohne Zweifel schon länger da ist. So zahlt sich unser Engagement am Ende für die Menschen aus. Da kommt es dann an und darauf kommt es auch an.“
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Carla Neumann-Lieven betont, die Stadtwerke „zukunftsfest“ machen zu wollen: „Dies bedeutet auch, dass die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DSW21 verbessert und die eigene Betriebsinfrastruktur modernisiert wird. Damit bleibt DSW21 ein attraktiver Arbeitgeber und wird Taktgeber für die Verkehrswende.“
„Schütt-aus-hol-zurück“-Verfahren sichert kommunalen Haushalt
Die Sprecher:innen der Grünen Ratsfraktion Katrin Lögerin und Christoph Neumann erklären: „Entscheidend war für uns, dass der Erlös aus dem STEAG-Verkauf auch für die in Dortmund lebenden Menschen spürbare Veränderungen bringt. […] Mit der Ringbuslinie, die auch dem oberirdischen öffentlichen Nahverkehr Vorrang einräumt, wird das direkt sichtbar. Mit den weiteren Bausteinen der Taktverdichtung und dem erweiterten Nachtexpress ist das Paket ein entscheidender erster Schritt in Richtung Verkehrswende.“
„Es war die Dortmunder Lokalpolitik, die das STEAG-Engagement seinerzeit beschlossen, auch in schwierigen Zeiten zu STEAG gestanden und letztlich den Verkauf zum richtigen Zeitpunkt mit einem maximalen Verkaufserlös auf den Weg gebracht hat“, so CDU-Fraktionschef Dr. Jendrik Suck.
„Unter der Überschrift des »Primats der Politik« freuen wir uns sehr, dass es als ein starkes Signal politischer Führung gemeinsam mit den Ratsfraktion von SPD und Bündnis90/Die Grünen gelungen ist, einvernehmlich einen Maßnahmenkatalog zur Verwendung des STEAG-Verkaufserlöses zu erarbeiten“, so Suck.
Auch die städtischen Kassen profitieren vom STEAG-Verkauf. Durch einen „Taschenspielertrick“ können die Erlöse der hundertprozentigen Stadttochter DSW21 für die Haushaltssicherung verwendet werden: „In den Jahren 2024 bis 2027 mit Ausschüttungen in Höhe von insgesamt 500 Mio. € nach dem »Schütt-aus-hol-zurück«-Verfahren dafür, dass der Haushalt zustimmungsfähig ist. Dortmund läuft nicht Gefahr, in die Haushaltssicherung zu rutschen. Der Rat bleibt entscheidungs- und handlungsfähig“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. (Weitergehende Infos über das Verfahren unterhalb dieses Artikels)
DSW-Chefin Heim: „Wir spüren bei DSW21 in vielerlei Hinsicht eine Aufbruch-Stimmung“
Darüber hinaus werden die Stadtwerke mit dem größten Investitionsprogramm ihrer Geschichte rund 500 Millionen Euro in die Modernisierung der betrieblichen Infrastruktur und der Fahrzeugflotte investieren. Weitere 100 Millionen Euro kommen der DEW21 zugute, wovon 60 Millionen Euro vom Mutterkonzern DSW getragen werden. Damit übernehme man Verantwortung für den kommunalen Energieversorger, der durch die Umsetzung der Energie- und Wärmewende für das Ziel Klimaneutralität eine zentrale Rolle spiele.
„Wir spüren bei DSW21 in vielerlei Hinsicht eine Aufbruch-Stimmung. Mit dem Start der ersten 30 E-Busse und unserer ersten neuen Stadtbahnwagen haben wir sie im ÖPNV in den vergangenen Monaten bereits sichtbar gemacht“, sagt Heike Heim, Vorstandsvorsitzende von DSW21.
„Die Erlöse aus dem Verkauf der STEAG-Anteile stellen angesichts der großen Herausforderungen, vor denen wir im Unternehmen und im Konzern stehen, letztlich zwar nur einen kleinen Beitrag dar. Sie verleihen uns aber finanziell Spielraum und noch mehr Stabilität“, so Heim.
Auch im Namen ihrer Vorstandskollegen bedankt sich Heike Heim bei OB Thomas Westphal sowie bei den Fraktionen von SPD, Grünen und CDU „für die sehr vertrauensvollen und konstruktiven Gespräche. Sie waren geprägt von hohem Verantwortungsbewusstsein für die wichtigen Entwicklungen in unserer Stadt und haben zu einem sehr guten Ergebnis geführt.“
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Dortmund auf dem Weg zur Verkehrswende: Dialogveranstaltung sammelt Wünsche an Bus und Bahn (PM)
Was macht den öffentlichen Personennahverkehr in Dortmund aus? Welche Wünsche und Bedürfnisse haben Dortmunder*innen an den Nahverkehr? Wo müssen Busse und Bahnen noch besser werden?
Darum geht es bei der Dialogveranstaltung zum Masterplan Mobilität – Teilkonzept ÖPNV am Montag, 10. Juni, ab 17:30 Uhr in der Bezirksverwaltungsstelle Hörde, Hörder Bahnhofstraße 16. Interessierte Dortmunder*innen können sich dort informieren und haben das Wort.
„Die Bedürfnisse und Wünsche der Dortmunder*innen sind grundlegend für die Zukunftsentwicklung des öffentlichen Nahverkehrs. Verbesserungen kann es nur mit den Dortmunder*innen zusammen geben“, lädt Stefan Szuggat, Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen, zur Diskussion ein.
Ein Planungsteam aus dem Stadtplanungs- und Bauordnungsamt sowie den beratenden Verkehrsplanungsbüros informiert über die Zukunftsstrategie für den ÖPNV. Im Anschluss diskutieren die Planer*innen an Marktständen zu verschiedenen Themen mit den Dortmunder*innen. Dabei geht es um den Ausbau des Angebots, um die Anbindung der Nachbarstädte und um die Verknüpfung von Bussen und Bahnen mit weiteren Verkehrsmitteln, etwa über Mobilstationen.
Die Öffentlichkeitsveranstaltung in der Bezirksverwaltungsstelle Hörde ist ein wichtiger Bestandteil und seit Jahren gelebte Praxis, um die Stadtgesellschaft am Masterplan Mobilität 2030 zu beteiligen. Dieser ist Grundlage für die Verkehrswende in Dortmund. Dafür ist ein gut ausgebautes ÖPNV-Angebot eine wichtige Voraussetzung. Im Teilkonzept ÖPNV für Dortmund und die Region soll eine Zukunftsstrategie für Busse und Bahnen in Dortmund entwickelt werden.
Vorbereitungen für die neue Buslinie 400 kommen voran: Neue Verkehrsführung für alle auf dem Königswall (PM)
In diesem Jahr soll die neue, innovative Buslinie 400 starten. Damit sie auf dem Königswall möglichst freie Fahrt hat, muss der Verkehr hier neu geordnet werden. Der Vorschlag: eine Busspur auf einem Teil des Außenrings und ein Radfahrstreifen mit Freigabe für den Linienverkehr auf einem Teil des Innenrings.
Die Buslinie 400 verbindet künftig Kreuzviertel, Unionviertel, Hauptbahnhof/City, Borsigviertel/Nordmarkt und Hörde, und sie bindet die Bereiche Münsterstraße, Nordmarkt, Borsigplatz, Kaiserviertel und Saarlandstraße vorwiegend im 10-Minuten-Takt besser an die Stadtbahn-Linien und den Hauptbahnhof an. So schafft sie für die ÖPNV-Nutzer*innen zahlreiche neue Verknüpfungen.
Der Rat der Stadt hatte die Linie im Juni 2024 beschlossen. Gleichzeitig sollte die Verwaltung prüfen, ob eigene Busspuren umsetzbar sind. Dabei sollte aber auch ein älterer Ratsbeschluss zum Radwall beachtet werden. Er besagt, dass Fahrspuren des Autoverkehrs zu Radwegen ummarkiert werden sollen, um bis zum späteren Umbau des Walls für bessere Bedingungen für Fahrradfahrer zu sorgen.
Drei Varianten für die Linie 400
Für die Buslinie 400 wurden verschiedene Markierungslösungen auf dem Königswall geprüft:
Variante A „Busspur“: Einrichtung einer Busspur im Innenring von Schmiedingstraße bis Hansastraße sowie einer Busspur im Außenring vom Knoten Burgtor bis zur Einmündung Taxivorfahrt Hauptbahnhof.
Variante B „Radfahrstreifen mit Freigabe für den Linienverkehr“: Einrichtung eines Radfahrstreifens mit Freigabe für den Linienverkehr im Innenring zwischen Schmiedingstraße und Freistuhl sowie im Außenring von Burgtor bis Bahnhofstraße.
Die Mobilitätsplanung im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt und das Tiefbauamt kommen nach Abwägung aller Vor- und Nachteile als Ideallösung zu einer Variante, die beide Vorschläge miteinander kombiniert. Zusammen mit den anderen Vorschlägen wird sie im Februar als „Vorzugsvariante“ dem Rat zur Entscheidung vorgelegt.
Die favorisierte Variante:
Einen Radfahrstreifen mit Freigabe für den Linienverkehr (wie in Variante B) auf dem Außenring des Königswalls sieht die Verwaltung aus unterschiedlichen Gründen als kritisch an: Die Bushaltestellen auf der Höhe der Taxen sind in „Sägezahnaufstellung“ angeordnet, dabei sehr stark ausgelastet und haben dadurch ein hohes Gefährdungspotential für Radfahrende. Busse fahren häufig ein und aus, gleichzeitig wären Radfahrende dort nicht gut sichtbar. Eine Busspur ist demnach auf dem Außenring die vorerst bessere Wahl.
Im Innenring wird dagegen der Radfahrstreifen mit Freigabe für den Linienverkehr (wie in Variante A) sowohl für den Rad- als auch für den Linienverkehr als die vorteilhaftere Lösung gesehen. Denn sowohl vor dem Deutschen Fußballmuseum als auch vor der Stadt- und Landesbibliothek gibt es nur einen schmalen Radweg, der mangels Gehweg zudem häufig von Fußgänger*innen benutzt wird. Eine Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn würde also auch dem Fußverkehr nützen.
Die nächsten Schritte
Wenn der Rat darüber entschieden hat, soll die gewählte Lösung möglichst schnell umgesetzt werden, damit Linie 400 in diesem Jahr an den Start gehen kann.
Zu weiteren Maßnahmen für die Innenstadtlinie arbeitet die Stadt an gesonderten Vorschlägen.
Der genaue Starttermin für die Linie 400 steht noch nicht fest. Sobald alle Grundlagen geschaffen sind, werden die Stadt Dortmund und DSW21 gemeinsam mit der Politik einen Termin finden und ihn rechtzeitig bekannt geben.
Die Varianten zur Verkehrsführung auf dem Königswall sind ein Vorgriff der Planungen für den Radwall und dienen zunächst nur der Beschleunigung des Linienbusverkehrs. Der Radverkehr soll später profitieren, wenn die Markierungslösungen zur Fortsetzung des Radwalls konkreter werden. Im Zuge dessen wird die neue Verkehrsführung am Königswall noch einmal unter die Lupe genommen. Erste Erfahrungen mit der Busspur und dem Radfahrstreifen können dann einfließen. Gerade die Busspur auf dem Außenring wird jetzt noch nicht für die notwendige Wegequalität im Radverkehr sorgen.
Für die Planung zur Markierung von sicheren Radfahrstreifen als Fortsetzung des Radwalls wird zurzeit das Vergabeverfahrungen vorbereitet. Ein Ingenieurbüro soll im zweiten Quartal 2025 das Konzept und die Ausführungsplanung angehen. Wenn alles gut läuft, könnte der Rat Ende 2025 über die Umsetzung der Radwallplanung entscheiden.