„Welcome to Aleppo“ steht auf einem Bild auf einer provisorischen Leinwand in der Dunkelheit auf dem Platz an der Katharinentreppe. Man sieht pulsierendes Leben auf der Straße, schöne historische Gebäude im strahlenden Sonnenglanz. Wie aus einem Touristenprospekt. Kurz kommt einem der Gedanke, ob man dort vielleicht mal einem Urlaub verbringen könnte.
Der Film zeigt das Syrien von einst, dem Krieg und die Flucht
Die nächsten Einstellungen zeigen das dort heute niemand mehr willkommen ist. Explosionen, zerstörte Gebäude, Tod und Vernichtung sind zu sehen.
Viele der anwesenden syrischen Flüchtlinge schauen mit Entsetzen auf die Leinwand, halten die Hand vor den Mund um die eigene Trauer zu unterdrücken und nicht allzu öffentlich werden zulassen. Eigene Erlebnisse und die Gedanken, an die in der Hölle von Aleppo zurückgebliebenen Angehörigen, sorgen für diese Reaktionen.
Auf Bitten der Flüchtlinge hat der Dortmunder Journalist Marcus Arndt einen 15-minütigen Film zusammengeschnitten. Das Material aus You-Tube-Videos, Aufnahmen aus syrischen Fernsehsendern und dem arabischen Nachrichtenkanal Al Jazeera haben die Protestcamper selber zusammengetragen.
Protest-Camper danken „allen Menschen für ihre liebevolle Unterstützung und ihre Solidarität“
„Wir zeigen hier Bilder aus Syrien wie es einmal war, vom Krieg und der Flucht“, erzählt Bani Al Mhanid, der Sprecher der Gruppe. „Wir wollen mit den Bildern noch einmal die Notwendigkeit einer schnellen Bearbeitung unserer Anträge unterstreichen.“
Zu sehen sind aber auch Bilder der Solidarität der Dortmunder Bevölkerung, so etwa vom Einsatz der Dortmunder Feuerwehr, die den Syrer an den besonders heißen Tagen dieses Jahres Abkühlung brachte.
„Wir danken allen Menschen für ihre liebevolle Unterstützung und ihre Solidarität“, sind diese Bilder untertitelt. Am Ende verteilen die Flüchtlinge Schokoriegel an die Besucher der bedrückenden Film-Vorführung. „Thank you for coming“, sagt einer der Camper.
Seit gut einem Monat campieren die syrischen Flüchtlinge nun auf dem Platz an der Katharinentreppe und protestieren für eine schnellere Bearbeitung ihrer Anträge auf Asyl. Jeder Tag vergeht in der Hoffnung keine traurigen Nachrichten über den Verlust von Familienangehörigen zu bekommen.
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