Die aktuelle Ausstellung im Dortmunder schauraum: comic + cartoon führt zurück in die Geburtsjahre des modernen Comics, in das New York des Jahres 1897: „125 Jahre Katzenjammer Kids – Der älteste und längste Comic der Geschichte“ ist vom 19. November bis 10. April 2023 zu sehen. Eröffnet wird die Katzenjammer-Schau am heutigen Freitag (18. November) um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Die rebellischen Erben von Max und Moritz
Erzählt wird die Geschichte der Familie Dirks aus Heide in Holstein, die 1882 beschloss, mit ihren sieben Kindern nach Amerika auszuwandern, weil sie sich dort ein besseres Leben erhofften. Vater Johannes Dirks fand Arbeit in der Eisenbahnwagon-Fabrik von George Pullman in Chicago. Es ist die Zeit, als die Deutschen noch „Wirtschaftsflüchtlinge“ waren – allerdings erfüllte sich der „Amerikanische Traum“ nur für wenige. Die Dirks‘ gehörten allerdings dazu.
Zwei ihrer Söhne, Rudolph und Gus Dirks, ließen früh zeichnerisches Talent erkennen. Als erstes ging Rudolph nach New York, um sein Glück zu versuchen. Zwei Jahre später folgt ihm sein jüngerer Bruder Gus. Mit etwas Glück bekam Rudolph einen Fuß in die Tür einer der größten Zeitungen New Yorks, dem „NYJournal“ von William Randolph Hearst.
Im Dezember 1897 begann dort mit „The Katzenjammer Kids“ sein kometenhafter Aufstieg zu einem gefeierten Comic-Pionier: Verleger Hearst wünschte sich von dem 20-Jährigen explizit etwas wie „Wilhelm Busch“, und so wurden Dirks‘ Protagonisten, die Zwillinge Hans und Fritz, zu rebellisch-anarchistischen Erben von Max und Moritz. Dabei sprechen sie ein deutsch-englisches Kauderwelsch, das der Diktion der Einwanderer entsprach und zu einer wesentlichen Quelle des besonderen Charmes und Humors des Strips geriet.
Die Ausstellung zeigt eine Welt im Umbruch
Gus Dirks‘ Talent war noch größer als das seines älteren Bruders, und er konnte sich seine Auftraggeber in New York aussuchen. Allerdings währte seine Karriere nur drei kurze Jahre. 1902 nahm sich Gus Dirks mit 21 Jahren das Leben.
Die Geschichte der Brüder Dirks um 1900 ist auch die Geschichte einer kapitalistischen Welt im Umbruch: Die Massenmedien entstehen, die ersten Anzeichen einer „Freizeit-Gesellschaft“ sind zu erkennen, und in der Technik herrscht die Aufbruchsstimmung eines „Anything goes“: Automobile verdrängen die Kutsche, und in abgedunkelten Räumen flimmern die ersten Filme über die Leinwand.
Da die Katzenjammer Kids noch heute – insbesondere in den skandinavischen Ländern – veröffentlicht werden, sind sie nicht nur der älteste, sondern mit 125 Jahren Lebensdauer auch der langlebigste Comic der Welt. Die von Dr. Alexander Braun kuratierte Ausstellung zeigt Originalzeichnungen, originale Zeitungsseiten, sowie seltene Dokumente aus der Zeit und aus den Archivalien der Familie Dirks. Vieles ist zum ersten Mal öffentlich zu sehen.
Katzenjammer-Monographie erschienen – Führungen geplant
Zur Ausstellung erscheint im avant-verlag, Berlin Mitte Dezember die erste umfangreiche Monographie zu Leben und Werk der Brüder Dirks. Präsentiert wird das Buch in einem Kuratoren-Gespräch am Sonntag, 11. Dezember, 18 Uhr.
Führungen durch die Ausstellung gibt es an jedem ersten Donnerstag im Monat um 18 Uhr sowie an jedem Sonntag um 13 Uhr.
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Katzenjammer-Comics, Kunst und Spaß im Mittelalter: Sonntagsführungen in den städtischen Museen (PM)
Am Sonntag, 20. November bieten die städtischen Museen folgende Führungen und Aktionen:
Im Dortmunder U zeigen derzeit 127 Künstler*innen aus ganz NRW „Klare Kante“. Die gleichnamige Ausstellung des Bundesverbands Bildender Künstler*innen versammelt zeitgenössische Positionen in Malerei, Grafik, Zeichnung, Fotografie, Bildhauerei, Videos, Keramik und Objektkunst. Eine Führung startet um 14 Uhr. Eintritt und Führung sind kostenlos. dortmunder-u.de/klare-kante
„Body & Soul. Denken, Fühlen, Zähneputzen“: Unter diesem Titel präsentiert sich die Sammlung des Museum Ostwall im Dortmunder U. Um 15 Uhr gibt es eine 90-minütige öffentliche Führung durch die Ausstellung. Treffpunkt ist der Eingang auf Ebene 5. Der Eintritt und die Führung sind frei. dortmund.de/mo
„Goldschatz, Giftschrank und Gemälde“: Unter diesem Titel startet um 13 Uhr eine einstündige Zeitreise durch die Sammlung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Die Führung kostet 3 Euro/Person, der Eintritt ist frei. dortmund.de/mkk
Unter dem Titel „Katzenjammer. 125 Jahre Katzenjammer Kids“ erzählt der schauraum: comic + cartoon mit vielen Originalen die Geschichte des ältesten und längsten Comics und seines deutschen Zeichners Rudolph Dirks, der Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika sein Glück suchte. Um 13 Uhr beginnt eine einstündige Führung durch die Ausstellung. Führung 3 Euro, Eintritt frei. dortmund.de/comic
Im Kindermuseum Adlerturm ist von 11 bis 18 Uhr der Turm-Scout vor Ort und gibt großen und kleinen Besucher*innen Tipps beim Rundgang, beantwortet Fragen rund ums Mittelalter und hilft beim Anlegen einer Rüstung. dortmund.de/adlerturm
Im Hoesch-Museum geht es ab 14 Uhr in einer Führung um die Anfänge der Eisen- und Stahlindustrie seit 1840, das Leben und Arbeiten der „Hoeschianer“ und den Strukturwandel. Originale Werkzeuge, authentische Objekte und interaktive Stationen lassen Vergangenheit und Gegenwart lebendig werden. Die Führung kostet 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. dortmund.de/hoeschmuseum
Eine Führung um 15 Uhr durch das Brauerei-Museum (Steigerstr. 16) vermittelt in 90 Minuten Eindrücke von der Blütezeit der Bierstadt Dortmund seit den 1950er Jahren und erläutert den Prozess des Brauens. (Führung 4,50 Euro pro Person, Eintritt frei) dortmund.de/brauereimuseum
„Dortmund und der Holocaust“ ist Titel eines Stadtrundgangs, den die Gedenkstätte Steinwache zwischen 14.30 und 16 Uhr anbietet. Die Tour führt zu unterschiedlichen Orten in der City, die einen Bezug zur antisemitischen Verfolgung in den 1930er Jahren sowie zum Holocaust haben. Dabei wird deutlich, dass dieser „vor unser aller Haustür“ begann. Treffpunkt: Hof der Steinwache, Info und Anmeldung: (0231) 50-22156. dortmund.de/steinwache
Afterwork-Führung durch die Katzenjammer-Ausstellung im Comic-Schauraum (PM)
Unter dem Titel „Katzenjammer. 125 Jahre Katzenjammer Kids“ erzählt der schauraum: comic + cartoon (Max-von-der-Grün-Platz 7) mit vielen Originalen die Geschichte des ältesten und längsten Comics und seines deutschen Zeichners Rudolph Dirks, der Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika sein Glück suchte. Eine einstündige Feierabend-Führung durch die Ausstellung gibt es am Donnerstag, 1. Dezember, 18 Uhr. Die Führung kostet 3 Euro, der Eintritt ist frei.
dortmund.de/schauraum
Die Katzenjammer Kids und ihre Zeit: Jubiläumstalk zum 125. Geburtstag des ältesten Comics der Welt (PM)
Vor 125 Jahren, am 12. Dezember 1897, erschien die erste Folge der „Katzenjammer Kids“ – jenes Erfolgscomics, mit dem der deutsche Auswanderer Rudolph Dirks in den USA berühmt wurde und der in einigen Ländern bis heute erscheint. Derzeit erzählt die Ausstellung „Katzenjammer“ im schauraum: comic + cartoon von der Erfolgsstory des ersten modernen Comics. Am Sonntag, 11. Dezember, 18 Uhr unterhalten sich Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäftsführender Direktor der Kulturbetriebe) und Dr. Alexander Braun, Kurator der Ausstellung, im Ausstellungsraum über die Welt um 1900 und den frühen Comic im Spannungsfeld der Moderne (Max-von-der-Grün-Platz 7). Außerdem wird an diesem Abend das umfangreiche Begleitbuch zur Ausstellung vorgestellt, das im avant-Verlag Berlin erschienen ist. Der Eintritt ist frei.
Katzenjammer in 3D: Comic-Schauraum weitet Angebot an virtuellen Rundgängen aus (PM)
Der schauraum: comic + cartoon kann auch vom heimischen Sofa aus besucht werden: Dank des schauraum-Sponsors einundzwanzig steht die aktuelle Ausstellung „Katzenjammer“ unter dortmund.de/comic auch als virtueller Rundgang in 3D zur Verfügung. Mit Smartphone, Tablet oder Computer kann man einen Rundgang durch den Raum unternehmen und die ausgestellten Objekte einzeln betrachten. Auch vergangene Ausstellungen sind virtuell noch begehbar – neben der Will Eisner-Retrospektive auch „Horror im Comic“. dortmund.de/comic
Die Anfänge des Comics als Massenmedium: Vortrag von Prof. Christina Meyer im Studio B (PM)
Das „Yellow Kid“ und die Anfänge des Massenmediums Comics – darum geht es in einem Vortrag, den Prof. Dr. Christina Meyer am Donnerstag, 23. Februar, 18 Uhr im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek (Max-von-der-Grün-Platz 1-3) hält. Der Eintritt ist frei.
Christina Meyer ist Gastdozentin am Institut für Anglistik und Amerikanistik der TU Braunschweig. Zu ihren Forschungsgebieten gehören Populärkultur, visuelle Kultur, Zeitschriftenforschung, Comicforschung, Modernität, Serialität, Transmedialität, Kinderliteratur und Trauma.
Für die Veranstaltung kooperieren schauraum: comic + cartoon und das Institut für Zeitungsforschung.
„Katzenjammer Kauderwelsch“: Filmabend im Kino im U (PM)
„Katzenjammer Kauderwelsch“ heißt ein Dokumentarfilm von Martina Fluck und Tim Eckhorst über die Geschichte des ältesten Comics der Welt, der „Katzenjammer Kids“. Am Donnerstag, 23. März, 19 Uhr ist der 85-minütige Film im Kino im Dortmunder U zu sehen. Im Anschluss gibt es ein Gespräch mit Tim Eckhorst. Der Eintritt ist frei.
Erzählt wird die Geschichte von zwei Brüdern aus Heide/Holstein, die als Kinder mit ihrer Familie in die USA auswandern. Ende des 19. Jahrhunderts versuchen sie in New York ihr Glück als Zeichner – ein steiniger Weg, der sie zu Pionieren des neuen Mediums Comic aufsteigen lässt. Zeitungscomics sind in den New Yorker Tageszeitungen damals äußerst populär und gelten als erstes farbiges Bild-Massenmedium, das auch die ärmeren Bevölkerungsschichten erreicht. Die Comics begeistern zudem die zahlreichen Einwanderer, die nur gebrochen Englisch sprechen.
Mit dem anarchischen Cartoon „The Katzenjammer Kids“ wird Rudolph Dirks berühmt. Rudolphs jüngerer Bruder Gus gilt mit seiner Reihe „Latest News from Bugville“ als ein Pionier der Tiercomics. Sein Selbstmord mit 21 Jahren setzt der steilen Karriere ein Ende. Seine Figuren schreiben dennoch Comic-Geschichte und sind Wegbereiter vieler Klassiker.
Regisseurin Martina Fluck begibt sich mit dem Zeichner Tim Eckhorst, der seit 10 Jahren das Leben der Dirks Brüder erforscht, auf Spurensuche in Deutschland und den USA. Sie reisen nach New York und in den Küstenort Ogunquit, in dem Rudolph Dirks eine Künstlerkolonie maßgeblich mitprägte.