Von Leonie Krzistetzko
„Es ist wichtig zu zeigen, wie Integration funktionieren kann. Für die Beteiligten dieses Projekts war Integration nie ein Thema, da sie stets gefördert worden sind“, sagte Dr. Viktoria Waltz. Als Mitglied des Vereins internationaler Freundschaften (ViF) in Dortmund, stellte sie die Wanderausstellung „Glückauf in Deutschland“ vor.
Ausstellung „Glückauf in Deutschland“ entstammt dem Projekt „Spurensuche“
Diese wurde in der Berswordthalle am Dortmunder Stadthaus eröffnet. Die Ausstellung ist im Rahmen des Projektes „Spurensuche“ des Vifs entstanden.
Hierbei wurden seit 2013 biografische Aufzeichnungen gesammelt und zahlreiche Interviews mit der Generation der Arbeitsmigration ab 1964 geführt.
Am Anfang des Jahres entstand die Idee einer eigenen Ausstellung. „Glückauf in Deutschland“ erzählt die Geschichten von neun dieser damals Minderjährigen.
Jede/r Beteiligte hat hierfür eine Tafel gestellt bekommen, die seine Geschichte erzählt. Diese Tafeln wurden durch die NRW-Stiftung gesponsert.
Raum für Erfahrungen der Generation der Arbeitsmigration ab 1964
Die neun Tafeln sind jeweils mit einem Interview, dokumentarischen Bildern aus fünf Jahrzehnten, und szenischen Fotografien von Cornelia Suhan bestückt.
„ Mir war es wichtig, dass sie Fotoinszenierungen zwar mehr oder weniger autobiographisch sind, die aber auch ein wenig Spannung aufkommen lassen. Dementsprechend habe ich einige Szenerien überspitzt dargestellt.“, so Suhan.
Ihr sei während des Projekts aufgefallen, dass das Aufarbeiten der eigenen Geschichte bei den Beteiligten großen Stolz hervorrufe. „Es ist wichtig ihnen Raum für ihre Geschichte zu geben“.
Die meisten der Beteiligten kamen aus Gegenden ohne Perspektiven und wünschten sich gute Zukunftschancen in Deutschland. Da der Bergbau qualifizierten Nachwuchs suchte, war die Arbeitsmigration für beide Parteien eine Win-Win Situation.
Projekt „Spurensuche“ führt Menschen zusammen
Das Ziel der Ausstellung sei es, dass sich die Senioren ihrer Identität vergewissern, da sie alle mit vielen Kulturen aufgewachsen seien. Zudem sei die Geschichte der Arbeitsmigration ab 1964 ein Beispiel dafür, dass Zusammenleben funktionieren könne, so Frau Dr. Waltz.
Neben der eigenen Identität werde auch eine gruppenbezogene Identität gefunden. Schließlich haben alle Beteiligten ähnliches erlebt.
„Wir waren 76 minderjährige Jugendliche aus der Türkei, die auf drei Gruppen verteilt wurden. Manche von ihnen habe ich über Jahre nicht gesehen. Durch den ViF haben wir wieder zusammengefunden“, sagte Hasan Demircis, einer der Porträtierten.
Ausstellung bietet Einblick in den Alltag von Pestalozzi-Familien
Die damals Minderjährigen kamen in Pestalozzi-Familien unter. Die Mütter dieser Familien mussten meistens für zehn Familienmitglieder sorgen, waren aber nur über ihren Mann versichert. So wurden diese stark vom Bergbau ausgenutzt.
Stellvertretend für die Arbeit der Pestalozzi-Mütter gab es bei der Eröffnung geschmierte Brote, wie sie den Bergarbeitern immer mit zur Arbeit gegeben wurden.
„Nur ein Deutschkurs und ein Dach über dem Kopf reichen nicht für eine gelungene Generation. Es muss eine Förderung stattfinden. Das ist vor allem jetzt sehr wichtig, wenn man sich die Flüchtlingsthematik ansieht“, so Dr. Viktoria Waltz.
Arbeitsmigration ab 1964 als Beispiel für gelungene Integration
„Glückauf in Deutschland“ wird noch bis zum 22.Oktober in der Berswordthalle zu sehen sein. Hier wird es viele Möglichkeiten geben, mit den Beteiligten zu sprechen.
Für eine Spende von 10 Euro ist auch das dazugehörige und gleichnamige Buch zu der Ausstellung von ViF zu erwerben.
„Danach sind wir schon für die Recklinghäuser Tagung im Dezember gebucht. Wir hoffen, dass unsere Ausstellung an vielen Orten gezeigt werden kann“, so Dr. Viktoria Waltz.
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