Von Thomas Engel
Das bekannte Löwendenkmal im Westpark ist Dortmunds ältestes Kunstwerk im öffentlichen Raum: Die Bronzeskulptur aus dem Jahr 1869 von Melchior Anton zur Strassen stand zunächst am Königswall, später am Westentor und seit 1952 im Westpark. Sie erinnert an zehn gefallene Soldaten aus Dortmund, die bei der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 ums Leben kamen. Jetzt wurde das Denkmal, das seit der letzten großen Restaurierung 2012 wieder allerhand ungewollte Farbe abbekommen hat, gereinigt und bearbeitet.
Konservierung jetzt, statt umfangreiche Restaurierung in einigen Jahren
Roger Birtwhistle von der niederländischen Firma Binder Art (Haarlem) ist ein wenig ratlos. Allerhand Schmierereien waren zuvor noch auf der Skulptur wie dem Granitsockel des Löwendenkmals im Dortmunder Westpark in der Nähe des Eingangs zur Lange Straße zu sehen. Jetzt sieht es schon viel besser aus, aber alle Farbspuren ließen sich von dem denkmalgeschützten Kunstwerk leider nicht mehr beseitigen. Zu tief hatte sich im Laufe der Zeit die Farbe in den Stein hineingefressen.
Es seien nun die notwendigen Arbeiten an dem Denkmal mit Bedacht, aber frühzeitig vorgenommen worden, erklärt Dr. Rosemarie E. Pahlke von der Stabsstelle Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Dortmund. Um zu vermeiden, in einigen Jahren zu umfangreicheren (und natürlich viel kostspieligeren) Restaurierungsarbeiten greifen zu müssen.
So wie noch 1982 – da war‘s mit einfachem Aufarbeiten nicht getan: Seinerzeit musste das Denkmal vollständig demontiert werden. Der mehrere Tonnen schwere und aus fünf Teilen bestehende Sockel landete zeitweilig in einer Steinmetzwerkstatt. Um den aus Bronze gegossenen Löwen kümmerte sich der damalige Leiter der Restauration, Diplom-Restaurator Martin Kaufmann, in seiner Werkstatt höchstpersönlich. Lediglich die Bodenplatte verblieb während der aufwendigen Arbeiten im Westpark.
Übersicht: Eine kleine Geschichte des/der schlafenden Löwen in Dortmund
Der Mann, dem wir die Skultpur verdanken, Melchior Anton zur Strassen, war ein Schüler des Bildhauers Christian Daniel Rauch. Er hatte für das Dortmunder Denkmal eine Replik der Löwenskulptur seines Lehrers anfertigen lassen. Das Original ist auf dem Hochgrab des Generals Gerhard Johann David von Scharnhorst auf dem Berliner Invalidenfriedhof zu finden.
Beide Bronzeskulpturen zeigen einen ruhenden Löwen mit einem auf seiner Pranke abgelegten Kopf. Der sarkophagförmige Sockel entstand nach den Entwürfen der Architekten Hugo Steinbach und Paul Lutter aus rötlichem Granit.
Löwendenkmäler als Kriegerdenkmäler sind bereits in der Antike zu finden und erfreuten sich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, vor allem um die Reichsgründung herum, äußerster Beliebtheit. Und mit der Reichsgründung steht auch der Anlass für die Errichtung des Denkmals in einem gewissen Zusammenhang.
Wechselnde Standorte für den schlafenden Löwen: Seit 1952 ist seine Heimat der Westpark
Es erinnert nämlich an jene zehn Dortmunder, die in der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 ums Leben kamen. Durch den kriegsentscheidenden Sieg in dieser Schlacht bei dem heutigen tschechischen Dorf Sadowa konnte Bismarck seinerzeit die sog. kleindeutsche Lösung durchsetzen. Preußen wurde unangefochtene Führungsmacht in Deutschland und damit war ein wichtiger Schritt in Richtung der späteren Deutschen Reichsgründung von 1871 getan.
Bereits im November 1866 wurde am Königswall der Grundstein für das Denkmal gelegt, doch aus finanziellen Gründen geriet das Vorhaben ins Stocken. Anfang 1869 fiel die Entscheidung, das Denkmal ausführen zu lassen, so dass im Oktober 1869 die Einweihung erfolgen konnte. Mit dem Neubau des Hauptbahnhofs wurde das Denkmal 1914 ans heutige Westentor versetzt. Den Krieg überstand das Löwendenkmal nahezu unbeschadet und seit 1952 steht es eben – im Westpark.
Apropos Westpark: Dieser Tage lohnt es sich allemal, bei schönem Wetter dort einen herbstlichen Spaziergang zu machen. Hier einige weitere Impressionen vom Tag der Restauration.
Reader Comments
Klaus Winter
Eine Besonderheit dieses Denkmals ist, dass die Löwenfigur eben nicht aus Bronze gegossen wurde, sondern aus Eisen. Im Stadtarchiv Dortmund gibt es eine zeitgenössische Akte zu diesem Denkmal, aus der hervorgeht, dass der Löwe Rost angesetzt hatte – Bronze rostet nicht! In der Literatur ist allerdings immer wieder von dem bronzenen Löwen die Rede – einmal falsch, immer falsch!