Auf dem Hauptfriedhof in Dortmund-Brackel erstrahlt die große Trauerhalle nach Restaurierung in neuem Glanz

Die große Trauerhalle des Hauptfriedhofes in Dortmund-Brackel erstrahlt  in neuem Glanz und kann wieder für Trauerfeiern genutzt werden. Die Decke wurde von der Künstlerin Anja Quaschinski gestaltet. Fotos: Angelika Steger

Von Angelika Steger

Fünf Jahre hat es gedauert, nun ist sie wieder für Beerdigungen nutzbar: die große Trauerhalle am Hauptfriedhof in Dortmund-Brackel. Vor Beginn aller Restaurierungsarbeiten musste eine Befundaufnahme der historischen Wandgestaltung gemacht werden (von Februar bis Mai 2015). Im September 2016 kam noch eine neue Lichtplanung dazu. Die gelbliche Gussantikverglasung wurde durch blaues Glas ersetzt, ebenso ziert nun eine neue Decke die große Trauerhalle.

Künstlerin gestaltete Decke als „leichte blaue, wolkige Bewegung“

„Leichte blaue, wolkige Bewegung“ nennt die Künstlerin ihr Werk, das etwas Positives in den Raum bringen soll.

Dies ist eine neue Besonderheit, die alle Redner, darunter Ralf Dallmann, der Leiter der Friedhöfe Dortmund, als sehr gelungen betrachten. Seiner Meinung nach füge sich das neue Deckengemälde gut ein. Die Malerin und Glasbildnerin Anja Quaschinski hatte den künstlerischen Wettbewerb für die Lichtgestaltung gewonnen.

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Statt  einer Decke, die einen Sternenkranz auf drei verschieden schattierten Kreisen, die am Bildrand von Wolken umringt werden,  (so ist es auf historischen Fotos zu sehen), wählte die Düsseldorfer Künstlerin Quaschinski  nur Blautöne ohne bestimmte Formen oder 3D-ähnliche Perspektiven. Sie bezeichnet das Gemälde als „leichte blaue, wolkige Bewegung“, die etwas Positives in den Raum bringen solle, in der eine traurige Situation vorherrsche.

Tatsächlich erinnert die neue Decke an den Himmel an einem sonnigen Tag, nur ein leichter, wirbelförmiger Wolkenstreif ist zu erkennen. „In Kirchenräumen versuche ich immer, etwas reinzubringen, was das Herz öffnet, etwas Positives auslöst.“ Weil sie so oft in sakralen Räumen arbeite stellt sich die Frage, ob ihr Gott oder die Kirche bedeutend für ihre Arbeit sei. Zwar ist Anja Quaschinski Mitglied in der Katholischen Kirche, aber der Glaube sei für ihre Kunst nicht so wichtig.

Werke von Anja Quaschinski sind bereits 2005 in Dortmund entstanden

„Nur zwei Wochen Zeit für den Entwurf zu haben, das war schon knapp“, sagt Quaschinski im Interview. „Ich arbeite oft in sakralen Räumen, das ist für mich immer eine Auseinandersetzung mit dem Raum. Außerdem lese ich darüber, über eine innere Stimme muss es dann kommen, das Gefühl, das ich dann verspüre, wird dann in meine Kunst übertragen.“

Eingang zur Großen Taruerhalle.

Es ist nicht die erste Arbeit von Anja Quaschinski in Dortmund: 2011 gestaltete sie die Fenster des Gemeindezentrums in Dortmund-Wellinghofen und 2015/16 die Wand- und Deckenmalerei in der Katholischen Pfarrkirche St. Immaculata in Dortmund-Scharnhorst. 2005 entstand eine Seccomalerei und Fenstergestaltung in der Pfarrkirche St. Getrudis in der Nordstadt.

Bei Projektbeginn im November 2014 konnte man vom alten Deckengemälde, wie es auf den historischen Aufnahmen (auf einer Schautafel zu sehen) zu sehen ist, nichts finden. Eine neue Ornamentik sollte entwickelt werden, ein neues Farbkonzept geschaffen werden.

Baudezernent Arnulf Rybicki, Chef der Dortmunder Baustellen, sieht aber das nicht mehr vorhandene Gemälde von Clemens Kaufmann aus dem Jahr 1924 nicht als Verlust. Allerdings konnte die geplante Wiedereröffnung noch vor dem Evangelischen Kirchentag im Juni nicht eingehalten werden, wie es zunächst angekündigt worden war. Die geplanten Kosten von 500.000 Euro könnten auch nach den noch erfolgenden Abschlussrechnungen eingehalten werden, so Uli Heynen von der Friedhofsverwaltung Dortmund.

Konkrete Maßnahmen der Restaurierung sehr umfangreich und in Abstimmung mit Denkmalbehörde

Alle Trauerhallen, die große wie die kleinen Hallen, stehen zum Teil unter Denkmalschutz. Deshalb musste es eine intensive Abstimmung mit den Denkmalbehörden geben, ein Szene- und Beleuchtungskonzept wurde erstellt. Der nachträgliche Anbau der Orgelwand und die alte Akustikdecke wurden abgebrochen.

Der Eingang zu allen Trauerhallen, am Flurende betritt man die große Trauerhalle.

Die Holzfensterrahmen der Schutzverglasung wurden saniert und eine Ersatzverglasung eingefügt. Am vorhandenen Glasmosaik wurden Aufbauarbeiten gemacht. Die Beleuchtung wurde nach dem neuen Lichtkonzept gestaltet.

Der Hauptfriedhof besteht seit dem Jahr 1912. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war die Stadt Dortmund einem großen Wandel unterzogen, durch Eingemeindungen und Zuzug wuchs die EinwohnerInnenzahl von 66.000 auf 240.000. Von 1811 bis 1897 bestanden unter anderem der Westentotenhof und der Nordfriedhof, die aber bald nicht mehr als Bestattungsorte ausreichten.

Es wurde zunehmend schwieriger, die Versorgung aufrecht zu erhalten. „Der Friedhof wird in dieser Zeit zur kommunalen Aufgabe“, erläuterte Ralf Dallmann als Leiter der Friedhöfe anlässlich der Wiedereröffnung der großen Trauerhalle. Mit dem Magistratsratbeschluss zur Anlage des Zentralfriedhofs 1912 wird auch der kommunalen Aufgabe Rechnung getragen, Grünflächen als Erholungsgebiet für die Bevölkerung zu schaffen. Die schwere Erwerbsarbeit dieser Zeit machte dies nötig. Mit dem Beschluss von 1912 wurden gleichzeitig die bestehenden Friedhöfe bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr wiederbelegt, um noch mehr Grünflächen zur Erholung zu schaffen.

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Weitere Informationen:

Reader Comments

  1. Denkmalbehörde Dortmund (Pressemitteilung)

    Denkmal des Monats Oktober 2019:
    Blauer Himmel am Gottesacker – die große Trauerhalle des Hauptfriedhofs

    Spannung bis zum Schluss! Wie würde die blaue Farbe wirken? Nach aufwendiger Restaurierung kann die große Trauerhalle des Hauptfriedhofs ab Oktober wieder ihre Funktion erfüllen. Einige alte Glasscherben spielten dabei eine wichtige Rolle. Doch nicht nur sie allein waren Anlass für die Denkmalbehörde Dortmund, das Gebäude als Denkmal des Monats Oktober 2019 vorzustellen.
    Die imposante Trauerhalle bildet das Kernstück der Gebäudegruppe des Hauptfriedhofs. Vom ehemaligen Haupteingang an der Bundesstraße 1 mit seinen massiven rechteckigen Pfeilern unter einem schweren, flachen Bogen aus Natursteinen führt eine schnurgerade Allee darauf zu. Noch heute ist der Dortmunder Hauptfriedhof die größte Grünanlage der Stadt und einer der größten Friedhöfe Deutschlands. Bekannte Persönlichkeiten, u. a. der Architekt Will Schwarz, Oberbürgermeister Dietrich Keuning, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Willi Daume und die Archivarin Luise von Winterfeld sind hier bestattet.

    Krieg und Inflation als Hemmschuhe

    Geschaffen haben die Gebäudegruppe die Dortmunder Architekten Heinrich Strunck & Josef Wentzler zusammen mit Stadtbaurat Hans Strobel. Bereits 1912 hatte der Magistrat der Stadt Dortmund beschlossen, einen neuen Hauptfriedhof im Osten der Stadt anzulegen. Die Industrialisierung hatte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts für einen starken Bevölkerungszuwachs gesorgt. Es wurde nicht nur mehr Wohnraum für die Lebenden benötigt. Auch die im Stadtgebiet liegenden Friedhöfe (West-, Südwest-, Osten- und Nordfriedhof) waren inzwischen zu klein. Unterbrochen wurden die Planungen 1914 durch den Ersten Weltkrieg. Und auch die nach einem Wettbewerb 1919 ausgeschriebenen Arbeiten gerieten durch die Inflation noch einmal ins Stocken. Schließlich konnte die große Trauerhalle 1924 vollendet werden.

    Triste Stimmung

    Wer das Gebäude in den letzten Jahren betrat, den beeindruckte weniger die Architektur, als vielmehr der triste Anblick im Innern. Der Anstrich in gebrochenem Grau-Weiß war durch Kerzenruß und Schmutz verunreinigt und wirkte dadurch noch fahler. Eine Reinigung der 20 Meter hohen Wände war aufwendig und lange nicht vorgenommen worden. Selbst der letzte Anstrich von 1990 hatte sich schon auf die unteren zwei Drittel der Wände beschränkt. Auch die in den 1960er Jahren unter die Decke gehängten Akustikplatten sowie eine Glasfasertapete im oberen Bereich der Wände trugen nicht zur Verschönerung bei. Gelbfarbige Fenstergläser tauchten zudem alles in ein senfgelbes Licht.

    Zahlreiche Farbschichten aus 70 Jahren

    Wasserflecken an den Wänden gaben schließlich den Ausschlag für eine Sanierung der Trauerhalle. Von historischen Fotos wusste man, wie die Trauerhalle innen ursprünglich ausgesehen hatte. Zu erkennen war, dass außer dem noch heute vorhandenen Glasmosaik an der Stirnwand eine Reihe von Gemälden an den Seiten auf das Thema Werden – Bestehen – Vergehen Bezug nahmen. Ein Deckengemälde des Malers Clemens Kaufmann zeigte einen großen Stern in einer Wolkenformation. Allerdings handelte es sich bei den Aufnahmen aus den 1920er Jahren um Schwarz-Weiß-Fotos, die keine Aussagen zur ursprünglichen Farbigkeit zuließen. Eine Untersuchung der Diplom-Restauratorin Heike Wehner zeigte, dass es seit 1924 zum Teil fünf Neuanstriche gegeben hatte. Bei einigen dieser „Erneuerungen“ war man aber so gründlich vorgegangen, dass nicht mehr genügend Farbreste vom Erstanstrich zu finden waren.

    „Oh, wie schön!“

    Die historischen Fotos in Kombination mit den Farbuntersuchungen reichten somit nicht aus, um eine völlig authentische Wiederherstellung der ursprünglichen Innenraumgestaltung zu erzielen. Die Vielzahl der Informationen gab den Fachleuten aber die Legitimation, eine Neuinterpretation der Gestaltung vorzunehmen, die nahe am Original ist. Einige, in Fensternischen gefundene, türkisblaue Glasscherben gaben den Hinweis auf die Farbigkeit der ursprünglichen Verglasung, wobei das bläuliche Licht sowohl an das nicht mehr existierende alte Deckengemälde erinnert, als auch die aus verschiedenen Blautönen bestehende Himmelslandschaft der Düsseldorfer Künstlerin Anja Quaschinski in ihrer Wirkung unterstützt.

    Besucher der Trauerhalle bleiben oft am Eingang überrascht stehen: „Oh, wie schön“ – diesen Ausruf hören die Verantwortlichen des Friedhofs immer wieder und dieser neue Blick „in den blauen Himmel“ kann für Trauergäste nun etwas Tröstendes haben, ganz im Gegensatz zu dem alten Zustand.

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