Von Gerd Wüsthoff
Mit „Ein Experiment, ein Versuch, Unterhaltung, Spaß, ein Spiel“ wird das neue Stück auf spartanischer Bühne von Rolf Dennemann beschrieben. Das neue Stück von Dennemann wird nicht ganz so positiv anarchisch, oder chaotisch sein wie seine letzte Inszenierung „Juckpulver“. „Auf einer Bühne geht es zivilisierter zu“, erklärt Dennemann. Paranoia, Verschwörungstheorien häufen sich, Risse gehen durch die Gesellschaften und Familien.
„Glauben, Wissen, Lüge und Wahrheit, Wahnsinn und Verschwörung“
Drei Schauspieler „versuchen“ sich daran „Gestörte“ zu spielen, wobei sie selbst so „ungestört“ als möglich erscheinen wollen. „Wer ist eigentlich bekloppt?“ steht über allem in dieser neuen Theaterproduktion. Das Stück versucht die Problematik „Glauben, Wissen, Lüge und Wahrheit, Wahnsinn und Verschwörung“ aufzubrechen.
Die Protagonisten, in einem fiktiven Raum versammelt, stellen Menschen und Gruppen dar, die „psychische Macken“ aufweisen, so normal als möglich erscheinen wollen – hier fällt einem „Total Normal“ von Gerald Polt ein – die am Rande der Gesellschaft anders agieren als üblich (normal?) oder angesagt.
Letztendlich zeigt sich aber, wie wenig es bedarf, Unwissen als Wissen zu verkaufen (der Braunauer Anstreicher erklärte einst, dass man die Menschen nur Glauben machen muss, denn Wissen erneuere sich zu schnell …). Oder wie schnell Schwachsinn als der neue Weg angesehen wird. Oder wie schnell die gezielte Lüge erfolgreich als politisches Mittel akzeptiert wird – „Die Mutter aller Probleme …“.
Der Einzelne fühlt sich in der globalisierten Massen-medialisierten Welt verloren
„Der Titel unseres neuen Stückes“, erklärt Beate Conze, „ist ein Zitat aus dem Schauspiel ,März, ein Künstlerleben‘ von Heinar Kipphardt, dessen Schauspiel in einer Psychiatrie spielt.“
Der Mensch war in seinen Anfängen nur in kleinen Gruppen unterwegs, und traf sich nur in größeren Gruppen zu Feiern wie in Stonehenge oder Göbekli Tepe. Soziologisch ist der Mensch immer noch auf kleine Gruppen und Dorfgemeinschaften ausgerichtet und ist daher leicht von seiner, der jetzt globalisierten und vernetzten, Welt überfordert und verloren.
„… der Einzelne war früher Teil eines konkreten Ganzen, geborgen in der Gemeinschaft und in tradierten Werten mit klaren Grenzen. In unserem Jahrhundert finden sich Menschen zunehmend herausgeworfen aus diesem Rahmen, auf sich selbst zurückgeworfen, narzisstisch, fragmentiert, isoliert, desillusioniert, süchtig danach, das Loch der inneren Leere, das Vakuum zu stopfen.“ (Aus: „Einmal durch die Hölle und dann weiter“, Doris Müller-Weith)
Wir sehen das heute an den Selbstinszenierungen auf Instagram, Snapchat, und ähnlichem, auf Facebook und in anderen Social Media Plattformen. Dort werden sozial verstrahlte Meinungen als „Nachrichten“ gepostet, ge-liked, geteilt und unkritisch weiterverteilt. Damit entstehen Meinungen und werden Verschwörungstheorien verbreitet, die jeglicher realen Grundlage entbehren. Wobei Verschwörungstheorien allgemein eher von Menschen geäußert werden, die mit komplizierten Tatsachen Probleme haben.
Die Artsenico Haupt-Akteure für „Stille in feindseligen Intervallen“
- Rolf Dennemann
Ein freischaffender Regisseur, Autor, Festivalleiter und Schauspieler ist Gründungsmitglied von Artsenico e.V. und dessen geschäftsführender Vorstand. Zuletzt sorgte er für Furore mit seinem `Volkstheaterstück´ „Juckpulver“.
- Beate Conze
Projektleiterin bei Artsenico e.V. ist feie Theaterpädagogin, Diplom soziologische Pädagogin und HPP. Daneben bietet Conze interkulturelle Tanz- und Theaterprojekte mit und für Gruppen an.
- Matthias Hecht – Er
Freier Schauspieler und Objekttheaterspieler, arbeitet seit Jahren in den verschiedensten nationalen und internationalen Projekten mit der Künstlervereinigung Artsenico e.V. zusammen.
- Elisabeth Pless – Sie
Pless ist Mitglied der Bühne für Menschenrechte aus Berlin, arbeitet immer wieder auch mit Artsenico zusammen. Für das Kindertheaterstück „Sommerwirrwarr“ lieferte sie den Text und führte Regie.
- Jürgen Dilling – Volk
Ein Amateur-Schauspieler mit reichlich Erfahrungen bei Artsenico-Projekten, der im aktuellen Stück als Allegorie das „Volk“ repräsentiert. „Jürgen Dilling bewegt sich als das `Volk´ zwischen Wut, Sorge und Gleichmut,“ erläutert Dennemann.
Weitere Information:
- Ort: Theater im Depot, Immermannstraße 29, Dortmund/Nordstadt
- Premiere: Freitag, 28. September 2018, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen am:
- Samstag 29. September 2018, 20 Uhr
- Samstag, 20. Oktober 2018, 20 Uhr
Eintritt:
- Vorverkauf 14 Euro, ermäßigt 8 Euro
- Abendkasse 16 Euro, ermäßigt 10 Euro
Tickets gibt es unter ticket@theaterimdepot.de oder 0231 / 9822336 (AB)