Die Verlegung der neuen Fernwärme-Leitungen von DEW21 in der City hat schon so manches aus früheren Zeiten zutage gefördert und lässt bei Stadtarchäologen die Augen glänzen. Zuletzt war das in der zweiten Juli-Woche der Fall, als bei den Arbeiten am Westentor ein Stück Stadtmauer zum Vorschein kam.
Natursteinmauer auf einer Länge von zwei Metern gefunden
Die Arbeiten an dieser Stelle des Walls dienen dazu, dass die Fernwärmeleitung die Fahrbahn des Walls in Richtung Dortmunder U queren kann. Deshalb ist der Fund an dieser Stelle auch nur so breit wie es für die Verlegung der Leitungen erforderlich ist.
Gefunden wurde eine Natursteinmauer auf einer Länge von 2 Metern mit einer Breite von 1,40 Meter und einer Höhe von etwa 90 Zentimeter. Das Team von LQ Archäologie, das die gesamten Arbeiten an der Fernwärme in der City begleitet, hat sie dokumentiert.
Damit entsprechen die Relikte dem vom Ost- und Schwanenwall bekannten Aufbau der mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Dortmunder Stadtbefestigung: ein zweischaliges Mauerwerk mit stadtauswärts gelegener Sichtseite.
Bei der Sichtseite wurden seinerzeit große Sandsteinquader eingesetzt, während die Innenschale aus kleineren Bruchsteinen besteht. Gehalten werden die Steine durch einen Kalk-Sand-Mörtel. Leider ist die Stadtmauer an dieser Stelle nicht so gut erhalten wie am Ost- und am Schwanenwall. Aufgrund früherer Bautätigkeiten hatte dieser Mauerteil bereits erkennbar gelitten.
Vermutlich weitere Teile des Westenrondells gefunden
Westlich des gefundenen Mauerabschnitts wurde auf einer Breite von 2,50 Metern der südliche Teil eines massiven Standsteinfundaments mit rechteckigem Grundriss freigelegt. Dabei handelt es sich um die Rudimente mächtiger Pfeilervorlagen, die zur Stabilisierung von hoch aufragendem Mauerwerk installiert worden waren. Teilweise war das Mauerwerk bereits durch moderne Versorgungsleitungen beträchtlich zerstört worden.
Bereits 2019 konnte nur wenige Meter entfernt eine ähnliche Konstruktion dokumentiert werden. Die Verschneidung der Mauerbefunde mit historischen Karten belegte damals, dass die Mauern zu den sogenannten Strebpfeilern des Westenrondells zuzurechnen sind.
Das gilt auch bei den nun gefundenen rechteckigen. Die Archäologen sind sich daher sicher, dass sie auch bei den jüngsten Funden einen Teil des Westenrondells gefunden haben.
Das Westenrondell war eine halbrunde Kanonenplattform, die vermutlich im späten 16. Jahrhundert nachträglich an die Hauptmauer des mittelalterlichen Befestigungswerks angebaut worden war. Sowohl die Stützmauer des Rondells, wie auch die Stadtmauer musste aus statischen Gründen mit Pfeilervorlagen ausgestattet werden. Bei den jüngsten Funden und denen von 2019 handelt es sich um Pfeiler, die die Hauptmauer stabilisieren mussten.
Es kommen immer nur Teile der Anlage zum Vorschein
Die genaue Ausdehnung ist trotz vieler neuer Erkenntnisse noch nicht bekannt, weil immer nur der Teil zum Vorschein kommt, der aufgrund der Bauarbeiten und der benötigten Trassenbreite für die Fernwärme offengelegt wird. Dennoch war bereits vor Beginn der Baumaßnahme klar, dass mit den Bodeneingriffen auch zahlreiche und spannende Zeugnisse der mittelalterlichen Stadtbefestigung freigelegt werden würden.
Für die Dokumentation der Funde mussten die Bauarbeiten an mehreren Tagen für jeweils einige Stunden unterbrochen werden. Nach der Dokumentation wurde ein großer Teil der Steine entnommen. Sie haben Platz gemacht für die Leitungen der Fernwärme, der Rest verbleibt an Ort und Stelle im Boden.
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