Gelauncht wurde das innovative Tool im BVB-Medienzentrum

Antisemitismus im Sport: RIAS und Zusammen1 von Makkabi Deutschland führen Meldebutton ein

Im BVB-Medienzentrum wurde der neue Meldebutton vorgestellt. Foto: Paulina Bermúdez

Sichtbarkeit schaffen und Sensibilisieren: Der Bundesverband der RIAS-Meldestellen und das Projekt Zusammen1 von MAKKABI Deutschland stellten am 30. Oktober 2023 im BVB-Medienzentrum im Westfalenstadion den neuen Meldebutton zur Dokumentation von antisemitischen Vorfällen vor. Die anwesenden Akteur:innen machten im Zuge der Pressekonferenz auf die Dringlichkeit der Prävention und korrekten Intervention bei Antisemitismus aufmerksam. 

Jeder Sportverein – ob groß oder klein – kann den Meldebutton auf seiner Website integrieren

Die enorme Zunahme antisemitischer Vorfälle seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober auf israelische Zivilist:innen zeigt: Antisemitismus ist weit verbreitet und prägt den Alltag von Jüd:innen – auch im Sport. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren im Sport antisemitische Schmierereien, Beleidigungen und Angriffe von RIAS-Meldestellen dokumentiert. Ein Beispiel: Bei einem Jugendspiel von TuS Makkabi Berlin kommt es durch Gegenspieler und Fans zu antisemitischen Äußerungen und Vernichtungsfantasien gegen den jüdischen Sportverein.

Teilnehmende Kinder und Trainer des Fußballcamps
Auch im Sport kommt es zu antisemitischen Vorfällen. Foto: Emma Neumann für Nordstadtblogger.de

Eine Studie von Zusammen1 zeigt: Meldestrukturen sind häufig nicht bekannt. Dadurch bleiben antisemitische Vorfälle im Dunkeln, gerade im Sport. Betroffenen kann deshalb kaum geholfen werden. Der Meldebutton Sport ermöglicht es Vereinen und Verbänden sowie Fanorganisationen, die Meldefunktion niedrigschwellig auf allen Webseiten einzubinden.

Die anonymen Meldungen werden automatisch und sicher an RIAS zur Bearbeitung weitergeleitet. Betroffene werden auf Wunsch von Zusammen1 bei der Aufarbeitung von antisemitischen Vorfällen im organisierten Sport unterstützt. ___STEADY_PAYWALL___

Sportvereine und -Verbände können durch die Einbindung auf ihren Webseiten einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung von Antisemitismus machen. Dabei können sie das Tool individuell anpassen – beispielsweise eine Nachricht hinzufügen oder das Design den Vereinsfarben anpassen.

Der BVB: Prominenter Gastgeber und Befürworter des innovativen Meldebuttons

Ein BVB-Schal mit dem Motiv „Gemeinsam gegen Antisemitismus“.
Ein BVB-Schal mit dem Motiv „Gemeinsam gegen Antisemitismus“. (Archivbild) Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer begrüßte und machte seine Bestürzung über die jüngsten Ereignisse deutlich: „Es erschreckt mich natürlich was in den letzten Tagen und Wochen unseren jüdischen Mitbürgern widerfährt. (…) In unserem Land – mit der Vorgeschichte – macht mich das sprachlos.“

Dabei wies er darauf hin, dass der Termin der Pressekonferenz schon lange feststand, nun aber mehr Dringlichkeit habe denn je: „Unser Mitgefühl gilt allen Opfern im Nahen Osten, aber was Jüdinnen und Juden gerade widerfährt ist unsäglich. (…) Es kann nicht sein, dass jüdische Mitbürger Angst haben müssen in diesem Land auf die Straße zu gehen oder gar Sport zu treiben.“

Anschließend wurde eine Videobotschaft von Maram Stern, dem geschäftsführenden Vizepräsidenten des Jüdischen Weltkongresses, abgespielt. „Sport verbindet Menschen, Sport ist plural“, sagte er. Doch um diese Eigenschaften beizubehalten, benötige es angesichts der aktuellen Ereignisse Bausteine, um

Carsten Cramer eröffnete die Veranstaltung. Foto: Paulina Bermúdez

Antisemitismus zu bekämpfen – wie den neuen Meldebutton. Dieser schaffe die nötige Sicherheit für Betroffene, sich zu äußern, denn nur so könne gegen die Täter:innen vorgegangen werden. Abschließend sagte er: „Ich hoffe, dass das erklärte ,Nie wieder‘ nach der Shoa keine leeren Worte, sondern ein ernsthaftes Versprechen war.“

Auch Dr. Phillip Klein äußerte sich via Videobotschaft. Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus beschrieb den Meldebutton als nachhaltige Struktur zur Bekämpfung des Antisemitismus.

Auch er wies darauf hin, dass antisemitische Vorfälle im Sport nur selten gemeldet werden und begrüßte den Meldebutton als niedrigschwelliges, anonymisiertes Angebot. „Mit dem BVB hat das Projekt einen starken Gastgeber. Das Interesse der Prominenz zeigt, wie wichtig es ist, denn dieser Kampf ist ein gesellschaftlicher – ein gesamtgesellschaftlicher“, sagte er abschließend.

Akteur:innen verdeutlichten auf der Pressekonferenz die Notwendigkeit des Meldebuttons

Luis Engelhardt leitet das Projekt „Zusammen1″. Foto: Paulina Bermúdez

Zu Beginn kam Luis Engelhardt, der Projektleiter von Zusammen1, zu Wort. Er erklärte, Antisemitismus sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass dadurch in allen Facetten in jedem Lebensbereich – auch im Sport – wiederzufinden sei.

Problematisch sei, dass vielen Menschen das Wissen fehle, was wiederum ein Erkennen und anschließendes Eingreifen behindere.

„Antisemitismus ist mehr als nur ein Hakenkreuz und mehr als eine antisemitische Diskriminierung. Traditionslinien müssen erkannt werden, die Frage ,Was hat Antisemitismus mit meinem Verein zu tun und wie kann ich damit umgehen?‘ muss gestellt werden.“ Über 27 Millionen Menschen in Deutschland seien Mitglieder in Sportvereinen, daher müsse dort mit verschiedenen Methoden angesetzt werden, um Multiplikator:innen zu gewinnen, erklärte Engelhardt.

Benjamin Steinitz von RIAS lieferte Einblicke in die aktuelle Lebenssituation von Jüd:innen. Foto: Paulina Bermúdez

Benjamin Steinitz, der Geschäftsführer des Bundesverbands RIAS, erläuterte, weshalb eine zivilgesellschaftliche Dokumentation von Antisemitismus wichtig ist: Zwischen den Zahlen der Polizei und unabhängigen Meldestellen zu antisemitischen Vorfällen besteht eine immense Diskrepanz. Diese sei darauf zurückzuführen, dass Strafverfolgungsbehörden andere Maßstäbe hätten, um Vorfälle als antisemitisch einzustufen.

Umso wichtiger sei deshalb der Meldebutton, der anonymisiert und niedrigschwellig von jedem Smartphone aus zu bedienen ist. „Für Jüdinnen und Juden in Deutschland gibt es ein vor und nach dem 7. Oktober“, stellte Steinitz fest. Allein in Dortmund seien seitdem sechs vermeintliche Wohnhäuser von Jüd:innen mit einem Davidstern markiert worden. Jüd:innen wägten derzeit ab, zwischen Sicherheit und Sichtbarkeit, daher müsse „in diesen Zeiten der Sport klare Kante gegen Antisemitismus zeigen“, so Steinitz.

Sabena Donath hofft auf objektivere Zahlen zu Antisemitismus im Sport. Foto: Paulina Bermúdez

„Wir waren in den letzten Jahren damit beschäftigt, andere Gesellschaftsgruppen über das jüdische Leben und das Selbstempfinden von Jüdinnen und Juden zu informieren“, erklärte Sabena Donath, Direktorin der Jüdischen Akademie des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Nun müssten sich Jüd:innen neben Trauer und Betroffenheit neu sortieren. „Ein Teil dessen sehen wir hier. Hier sitzt ein starkes Bündnis gegen Antisemitismus, das sich nicht beirren lässt und das auf dem Platz hinter uns steht“, sagte sie bestimmt. Ein weiteres, wichtiges Ziel sei aber auch eine objektiviertere und sachlichere Datenlage zu Antisemitismus im Sport.

„Unsere Gesellschaft muss besser werden“ – ein Tool dazu soll der neue Meldebutton sein

Alon Meyer berichtete aus der sportlichen Perspektive von Makkabi Deutschland. Foto: Paulina Bermúdez

Makkabi Deutschland ist der größte jüdische Sportverband in Deutschland und dient als Dachverband verschiedener deutsch-jüdischer Sportvereine, wie beispielsweise Makkabi Frankfurt, TUS Makkabi Berlin oder TSC Maccabi München. Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, berichtete von den Erfahrungen der Vereinsmitglieder.

„Nur 20 Prozent der Spielerinnen und Spieler bei Makkabi Frankfurt sind jüdisch. Und trotzdem haben sie alle Angst, weil sie mit dem stilisierten Davidstern auf der Brust auf den Platz laufen.“ Vor allem seit dem 7. Oktober seien Angehörige besorgt, immer weniger Kinder kämen zum Training und in Teilen Deutschlands sei der Betrieb einzelner Makkabi-Vereine gänzlich eingestellt.

Hinzu kommt, dass muslimische Mitglieder besonders massiven Anfeindungen ausgesetzt seien, weil weil sie in einem Makkabi – einem deutsch-jüdischen – Verein aktiv sind. „Ich möchte an dieser Stelle meinen unfassbar großen Respekt und meine Dankbarkeit allen Trainern, Betreuern, Obleuten und Spielern aussprechen, die trotzdem zum Training kommen, die trotzdem ein Zeichen setzen“, verkündete Meyer.

Auch in der jüdischen gemeinde genießt der BVB einen hohen Stellenwert.
Auch in der jüdischen Gemeinde genießt der BVB einen hohen Stellenwert. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Die ganze Arbeit, die wir hier entwickelt haben, ist der Situation geschuldet, dass Makkabi gegen den aufkeimenden Antisemitimus im Sport etwas tun musste, denn das Politik nichts mit Sport zu tun hat, ist eine Sage – viel mehr noch, es ist vollkommener Quatsch“, verriet Alon Meyer. Dabei solle der Meldebutton niemanden an den Pranger stellen, sondern dabei helfen, „besser zu werden“.

Wichtig sei die Präventivarbeit, als mindestens genau so wichtig erachte er jedoch, dass „bessere Maßnahmen ergriffen werden, damit wir im Moment wissen, was die richtige Reaktion ist. Damit meine ich nicht, jemanden zu sperren, sondern zu informieren und für die eigene Verantwortung zu sensibilisieren“, so Meyer. Er hofft auf eine positive Resonanz und eine Vielzahl von interessierten Vereinen.


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Reaktionen

  1. Hunderten Demokratieprojekten droht das Aus zum 1. Januar – tausende Entlassungen sind zu befürchten (PM Bundesarbeitsgemeinschaft Demokratieentwicklung)

    Der nicht verabschiedete Haushalt 2024 und die aktuelle Sperrung für zukünftige Ausgaben bedrohen die über 20 Jahre mühsam aufgebaute Landschaft der Demokratieprojekte in ihrer Existenz. Wenn es nicht spätestens bis Weihnachten eine Lösung gibt, müssen Kompetenznetzwerke, Beratungsstellen und Modellprojekte zum Jahreswechsel ihre Arbeit einstellen. Beratungsangebote für Opfer rechter Gewalt und für Antisemitismusbetroffene, Mobile Beratung als Unterstützung für Kommunalpolitik und Zivilgesellschaft, die bundesweiten Kompetenznetzwerke der Bildungs- und Vernetzungsarbeit zu Rassismus und Diskriminierung, Projekte der Deradikalisierungs- und Ausstiegsarbeit sowie die kommunalen Partnerschaften für Demokratie stehen vor dem Aus.

    Derzeit verfügen diese wichtigen Demokratieprojekte über keine Förderzusagen zum 1. Januar 2024 durch das zuständige Bundesfamilienministerium für das letzte Förderjahr der aktuellen Periode von „Demokratie leben!“. Auch ein „vorzeitiger Maßnahmebeginn“, der den Trägern die Fördermittel auch bei späterer Zahlung zusichert und damit die Zahlungsfähigkeit sicherstellt, kann nicht gewährt werden. Die Träger müssen ihre Maßnahmen zwangsläufig aussetzen. Damit laufen Arbeitsverträge aus oder müssen gekündigt werden. Büromieten können nicht mehr gezahlt werden. Noch gravierender aber: Menschen, die sich auf die professionelle Unterstützung verlassen und auf Hilfe angewiesen sind, können nicht mehr beraten und begleitet werden.

    Zuletzt hatten Familienministerin Lisa Paus und Innenministerin Nancy Faeser, die für die beiden zentralen Demokratieförderprogramme verantwortlich sind, noch die immense Bedeutung der Angebote betont. Ein „Demokratiefördergesetz“, das die Voraussetzungen für eine längerfristige Absicherung schaffen soll, steht nach jahrelangen Auseinandersetzungen nach Angaben der Koalition vor einer Verabschiedung noch in diesem Jahr. Offen bleibt, wie es final ausgestaltet sein wird. Es wird seinen Zweck jedoch in keinem Fall erfüllen können, wenn die Träger wegen ausbleibender Zahlungen ihre Arbeit einstellen müssen.
    Die Demokratieförderung in Deutschland ist akut bedroht. Die Ampel kommt ihren eigenen Versprechen aktuell nicht nach und lässt die Träger und Projekte im Regen stehen. Auch von der CDU kommen aktuell keine konstruktiven Lösungsvorschläge, um wichtige Arbeitsfelder in dieser Krisensituation abzusichern.

    Wir fordern daher:
    • Die sehr zügige politische Einigung auf einen Haushalt 2024 ohne Kürzungen im Bereich der Demokratieförderung deutlich vor Weihnachten.

    • Die Bewilligung eines vorzeitigen Maßnahmebeginns für die Träger in den Bundesprogrammen noch vor Weihnachten, damit die Arbeit in einem ersten Schritt überhaupt fortgeführt werden kann. Träger können dann mit Krediten oder über Kofinanzierungsmittel der Länder in Vorleistung gehen, deren Rückerstattung dann rechtlich möglich wäre.

    • Eine zügige Freigabe der Mittel im Januar 2024 für das letzte Jahr der aktuellen Förderperiode von „Demokratie leben!“, damit der Erhalt der Arbeit nicht in der Verantwortung der Träger und ihrer Mitarbeitenden liegt. Hierzu müssen die Ministerinnen beim Finanzminister eine Ausnahme geltend machen.

    • Die Einlösung des Versprechens, durch das Demokratiefördergesetz eine nachhaltige Absicherung der Maßnahmen zu gewährleisten. Das Gesetz muss endlich durch die Ampel im Bundestag verabschiedet werden.

  2. Fehlender Haushaltsbeschluss für 2024 bedroht Fortführung der Arbeit des Kompetenznetzwerks Antisemitismus (PM RIAS)

    Offener Brief an Bundesfamilienministerin Paus fordert Bereitstellung von Fördermitteln ab 1. Januar 2024 im Programm »Demokratie leben!« – bei den Netzwerkorganisationen drohen Entlassungen und Angebotsstopp.

    Berlin, Frankfurt a. M.. Das Anne Frank Zentrum, die Bildungsstätte Anne Frank, der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Bundesverband RIAS), das Kompetenzzentrum für antisemitismuskritische Bildung und Forschung (in Trägerschaft der ZWST) sowie die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA) sehen ihre Arbeit gegen Antisemitismus durch den fehlenden Beschluss des Bundeshaushalts für 2024 bedroht.

    Alle fünf Organisationen werden seit 2020 im Rahmen des Kompetenznetzwerks Antisemitismus im Programm »Demokratie Leben« durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. In einem offenen Brief haben die fünf gemeinnützigen Vereine am Freitag, den 8. Dezember, die Bundesfamilienministerin Lisa Paus aufgefordert, ihre politischen Handlungsspielräume zu nutzen und eine Genehmigung zur Bewilligung der Fördermittel oder einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn für das Kompetenznetzwerk Antisemitismus ab 1. Januar 2024 zu veranlassen.

    Ohne die Bereitstellung der Fördermittel zum 1. Januar 2024 sind Entlassungen und somit ein Angebotsstopp im Bereich der Antisemitismusprävention und -bekämpfung sowie der politischen Bildung unvermeidbar. Dies sei, so schreiben die Netzwerkorganisationen in dem offenen Brief an Familienministerin Paus, vor dem Hintergrund der Zunahme von Antisemitismus in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023 politisch unverantwortlich und hätte fatale Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Netzwerkorganisationen betonen, dass Familienministerin Paus verhindern muss, dass demokratische zivilgesellschaftliche Strukturen, die im Rahmen von »Demokratie Leben!« gefördert werden, durch eine mangelnde Mittelfreigabe zerstört werden.

    Die fünf Partner im Kompetenznetzwerk Antisemitismus verfügen über eine langjährige Expertise im Bereich der Antisemitismusprävention, der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit, der Beratung sowie der Dokumentation und Analyse antisemitischer Vorfälle. Ziel des Netzwerks ist es, durch Zusammenarbeit und Wissenstransfer die Angebote im Bereich der Antisemitismusprävention, der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit, der Beratung sowie der Dokumentation und Analyse antisemitischer Vorfälle zu bündeln und weiterzuentwickeln.

    Durch den nicht rechtzeitigen Beschluss des Bundeshaushalts 2024 und falls es nicht zu einer Freigabe der Fördermittel zum 1. Januar 2024 kommt, drohen auch bei zahlreichen weiteren im Programm »Demokratie leben!« und durch andere Bundesprogramme geförderten Bildungsträgern, finanzielle Lücken, Entlassungen und die Einstellung von Bildungsangeboten.

  3. Stopp: Kein Antisemitismus im Sport Meldebutton kann helfen und schützen (PM)

    Nicht erst seit dem Angriff der Hamas auf Israel gibt es eine zunehmende Zahl
    antisemitischer Vorfälle – auch im Sport. Dabei ist davon auszugehen, dass das
    Dunkelfeld an Übergriffen gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland deutlich größer
    ist als die offiziell gemeldeten Fälle. Vor diesem Hintergrund haben die GRÜNEN im
    Sportausschuss jetzt Fragen zur Situation im Dortmunder Sport eingebracht. Dabei
    geht es auch darum, den in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen
    entwickelten Meldebutton gegen Antisemitismus bei den Dortmunder Vereinen
    bekannter zu machen.

    „Über diesen Button, der einfach auf jede Website eingebunden werden kann, können
    Vereine, Verbände und Fanorganisationen Hinweise auf antisemitische Vorgänge
    oder Übergriffe schnell und anonym übermitteln“, erklärt Katrin Lögering,
    Fraktionssprecherin der der GRÜNEN und Mitglied im Sportausschuss.
    Die Hinweise werden zur systematischen Auswertung direkt an RIAS, dem
    Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus,
    weitergeleitet. Betroffene werden dann auf Wunsch bei der Aufarbeitung von
    antisemitischen Vorfällen im Sport unterstützt.

    Antisemitismus in Dortmunder Vereinen

    In dem Zusammenhang möchten die GRÜNEN wissen, wie präsent das Thema
    Antisemitismus im Sport in Dortmund überhaupt ist. Hat die Verwaltung Kenntnis
    von antisemitischen Vorfällen und Übergriffen? Und gibt es Unterstützung für die
    Vereine bei der Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus?

    „Eine Studie von „zusammen1“, einem Projekt des bei der Entwicklung des Buttons
    beteiligten jüdischen Sportverbands MAKABI Deutschland zeigt, dass kaum jemand
    weiß, wie oder wo man antisemitische Übergriffe, die man im eigenen Umfeld wie
    z.B. dem Sportverein beobachtet oder erlebt, melden kann. Dadurch bleiben viele
    antisemitische Vorfälle im Dunkeln und Betroffenen kann kaum geholfen werden“, so
    Lögering. “Der Dortmunder Sport steht sinnbildlich für die Vermittlung von
    Toleranz, Respekt voreinander und für eine vielfältige Gesellschaft. Gerade hier
    sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, um diese Werte zu stärken.”

    Die eigene Verantwortung stärken

    „Es ist wichtig zu wissen, wie man in der Situation eines antisemitischen Übergriffs
    reagieren kann“, betont Lögering. „Dafür braucht es neben einer guten
    Präventionsarbeit auch die richtigen Maßnahmen zur Intervention. Und da ist es
    besser, die Sportler*innen für die eigene Verantwortung zu sensibilisieren, als sie
    einfach nur für das nächste Spiel zu sperren“. Das Angebot der RIAS und des Projekts
    „zusammen1“ bietet dazu die nötige Hilfe. Doch dafür müsse das Projekt bei den
    Vereinen bekannt sein und genutzt werden. Dabei kann die Verwaltung die Vereine
    möglicherweise auch unterstützen. „Sobald uns vor Ort verlässliche Daten über
    antisemitische Vorfälle vorliegen, kann über weitere Maßnahmen beraten werden“.

  4. Bundesverband RIAS äußert Besorgnis zum ersten Jahrestag des 7. Oktobers (PM)

    Anlässlich des bevorstehenden ersten Jahrestags des 7. Oktobers 2023 zeigt sich Benjamin Steinitz, Geschäftsführer des Bundesverbands RIAS, besorgt angesichts des anhaltend hohen Niveaus antisemitischer Vorfälle und warnt vor einer Normalisierung des Antisemitismus. Dazu erklärt Steinitz:

    „Der 7. Oktober und die brutalen Angriffe durch die Hamas und andere Terrororganisationen, bei denen Hunderte Menschen ermordet, vergewaltigt und verschleppt wurden, bedeuten eine Zäsur im Leben von Jüdinnen und Juden weltweit. RIAS-Meldestellen dokumentieren bundesweit auch ein Jahr nach dem 7. Oktober antisemitische Vorfälle auf einem erheblich höheren Niveau als zuvor. Noch während der Massaker des 7. Oktobers kam es zu ersten antisemitischen Reaktionen in Deutschland. Bis heute werden sie als Anlass genommen, sich antisemitisch zu verhalten. Doch nicht nur in Deutschland, sondern weltweit wurde und wird die genozidale Gewalt der Massaker geleugnet, bagatellisiert oder als ‚legitimer Widerstand‘ verherrlicht. Auch die Mobilisierung zu israelfeindlichen Versammlungen, bei denen es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen kommt, hält an. Regelmäßig kommt es hierbei zudem zu gewaltsamen Übergriffen gegen Journalistinnen und Journalisten und zur Verbreitung von Falschinformationen.

    Für Jüdinnen und Juden gibt es seit der Zäsur des 7. Oktobers keine Atempause. Der sprunghafte Anstieg antisemitischer Vorfälle prägt bis heute den Alltag jüdischer Communities und schränkt ein offenes jüdisches Leben weiter ein. Am Arbeitsplatz, im Wohnumfeld, in Schulen aber auch auf Social-Media-Plattformen wird seitdem antisemitischer Hass sichtbarer als zuvor. Erschreckend ist das gesamtgesellschaftliche Ausmaß des Antisemitismus bis hinein in die Universitäten.

    Nicht zuletzt ist das Sicherheitsempfinden von jüdischen Communities durch Vorfälle extremer Gewalt, insbesondere aus dem islamistischen Spektrum, massiv gestört. Sowohl der Terroranschlag von Solingen im August 2024 als auch der versuchte Anschlag von München auf das israelische Konsulat und das NS-Dokumentationszentrum am Jahrestag des Olympia-Attentats im September 2024 sind antisemitisch motiviert gewesen. Das antisemitische Motiv in Solingen spielte dabei in der öffentlichen Debatte kaum eine Rolle.

    Antisemitismus wird weiter normalisiert, wenn er nicht deutlich als solcher benannt wird. Doch in der öffentlichen Debatte spielt dieser kaum noch eine Rolle. Auch die antisemitischen Massaker vom 7. Oktober und ihre Auswirkungen für jüdische Communities weltweit werden immer weniger thematisiert. Die unterschiedlichen Sichtweisen von Betroffenen, deren alltägliche Erfahrungen werden in der Mehrheitsgesellschaft nur unzureichend wahrgenommen. Zudem sind die Stimmen der Anteilnahme und Solidarität vielfach verstummt. Die tiefgreifenden Einschnitte des 7. Oktobers spürt nur ein Teil der Gesellschaft.

    Das hohe Niveau antisemitischer Vorfälle muss ein Weckruf für die Mehrheitsgesellschaft sein: Antisemitismus muss konsequent in allen gesellschaftlichen Bereichen geächtet und bekämpft werden. Es muss auch jenseits des Jahrestages mehr über den Anstieg antisemitischer Vorfälle und die Auswirkungen antisemitischer Gewalt gesprochen werden, die Jüdinnen und Juden seit dem 7. Oktober erfahren.
    Auch die Bundespolitik ist in der Pflicht konkret Solidarität mit Jüdinnen und Juden zu zeigen. Doch auch ein Jahr nach dem 7. Oktober ist ein interfraktioneller Entschließungsantrag zur Antisemitismus-Bekämpfung noch immer nicht zustande gekommen.

    Nicht zuletzt will ich an die Ermordeten und Verletzten der Massaker des 7. Oktobers erinnern und bin in Gedanken bei ihren Angehörigen sowie den ein Jahr später noch immer gefangenen Geiseln. Als Bundesverband RIAS stehen wird solidarisch an der Seite aller Jüdinnen und Juden sowie von Antisemitismus Betroffenen.“

    Über den Bundesverband RIAS: Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e. V. ist der Dachverband der RIAS-Meldestellen und verfolgt das Ziel einer einheitlichen Dokumentation antisemitischer Vorfälle auf Grundlage der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus. Die RIAS-Meldestellen erfassen bundesweit antisemitische Vorfälle über- und unterhalb der Strafbarkeitsgrenze, vermitteln Unterstützung an Betroffene.

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